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Allgemein

Die Anlegerstimmung hat sich im November drastisch aufgehellt. Dazu beigetragen haben insbesondere die fallenden Zinsen, welche mit verstärkt steigender Hoffnung auf Zinssenkungen der Notenbanken geweckt worden sind. Die Konjunkturdaten fielen nicht weit von der Erwartung ab. Europa schwächelt, aber die Vorlaufindikatoren sind im November leicht besser ausgefallen als vorerst befürchtet. Derweil hält sich die US-Konjunktur weiterhin deutlich besser als erwartet. Die zweite Schätzung des US BIP für das 3. Quartal wurde von 5% auf 5.2% revidiert, während die Inflation weiter fällt. Nur die volatileren Arbeitsmarktdaten enttäuschten in den USA mit 150 tausend neugeschaffenen Stellen anstelle deren 180. Die US-Inflation unterbot die erwarteten Werte und stieg im Oktober auf Jahresbasis 3.2% bzw. 4% (Kerninflation). Obendrauf entspannten sich die Kriegshandlungen im Nahen Osten dank einer Feuerpause zwischen Israel und den Hamas. Die Konjunkturdaten zeichneten damit ein Bild der perfekten Disinflation oder „Goldilocks“. Entsprechend reagierten die Finanzmärkte mit sehr grosser Entspannung. Die zuvor negativ gefärbte Investorenstimmung wirkte verstärkend, so dass der November für Obligationen wie auch für Aktien selten gesehene Gewinne zeigte. Der USD verlor deutlich gegen die meisten Währungen, weil verschiedenste Kommentare einzelner US-Notenbankvorsitzenden die Zinssenkungserwartungen verstärkten. In Argentinien wählte das von der notorischen Inflation geplagte Volk einen neuen Hoffnungsträger. Von Javier Milei wird erwartet, dass er die Korruption im Land beendet und die Inflation in den Griff kriegt. Letzteres will er erreichen, indem er den US-Dollar als Landeswährung einführt. Die Börse in Buenos Aires reagierte mit drastischen Kursgewinnen (siehe FOKUS). Anderswo auf der politischen Weltbühne trafen sich US-Präsident Biden und der chinesische Präsident Xi Jinping am Rande des Apec-Gipfels zu Gesprächen, die einen konstruktiven Eindruck hinterliessen, jedoch vermutlich nicht langfristiger Natur sein dürften.

Aktienmärkte

Einmal mehr blieb der Schweizer Aktienmarkt hinter den globalen Vergleichsindizes. Diese Underperformance hat der SMI insbesondere den Schwergewichten zu verdanken. Roche notiert aufs Jahr -16% (inklusive der Dividende) und die Valoren von Nestlé zeigen sich ebenso anämisch (-5%). Die ganze Fantasie ist auf das Thema der künstlichen Intelligenz ausgerichtet und begünstigt daher insbesondere die US-Aktienmärkte. Die Wachstumserwartungen sind entsprechend hoch und umso mehr haben daher die gefallenen Zinskosten den Markt begünstigt. Wir haben mit einem Investment im globalen Halbleitersektor davon profitiert und nach dem schneller als gedachten Anstieg bereits realisiert. Die europäischen Märkte fixierten die beste Monatsperformance seit Januar. Mittelfristig sind wir nach wie vor etwas skeptisch gegenüber der Markterwartung zur perfekten Disinflation. Entsprechend wollen wir Mittel bereithalten, um bei einer Rekalibrierung dieser Erwartungshaltung antizyklisch kaufen zu können. Das neu gefundene Goldilocks-Narrativ liess auch die implizite Volatilität der Aktienmärkte deutlich fallen, so notierte das «Angstbarometer» noch bei leicht über 13 Punkten Ende November.

Zinsen

Nach dem Rekordschwachen Beginn für die globalen Anleihenmärkte sieht es nun so aus, als ob sich die US-Anleihenmärkte vor einem dritten negativen Jahr retten könnten. Langjährige US-Treasuries gewannen im November über 10%, somit fast so viel wie das US-Technologiebarometer Nasdaq (siehe FOKUS). Im Oktober konnte man für 10-jährige US-Staatsanleihen rund 5% Rendite fixieren. Wir hatten im Oktober entsprechend die Duration in unseren Portfolios erhöht und von diesen hohen Renditeniveaus profitiert. Renditen für Schweizer Eidgenossen (10 Jahre) notieren nach der Entspannung wieder komfortabel unter 1%, nachdem im frühen November noch fast 1.2% bezahlt wurde. Die Schweizer Zinskurve ist stark invertiert. Zweijährige CHF-Anleihen werfen rund 1.5% bis 2% an Rendite ab. Wie wir schon mehrfach darauf hingewiesen haben, sind die Signale inverterierter Zinskurven tendenziell negativ zu werten, was das künftige Wirtschaftswachstum anbelangt.

Währungen & Rohstoffe

Auch Edelmetalle wie Gold und Silber rückten mit dem Rückenwind der fallenden Zinsen vor. Der Preis für Silber stieg um 10% und Gold avancierte um fast 3% zum USD und festigte sich über den psychologischen 2000$/Unze. Damit hat der Goldpreis keinen weiten Weg zum Allzeithoch bei 2075$ vor sich. Ein Ausbruch auf neue Höchststände könnte derweil Retail-Geld anziehen, welches sich anhand der ETF-Daten bisher noch nicht am Rallye beteiligt hat, obwohl Gold nun für das Jahr fast 12% höher notiert. Grosse Käufer waren bisher insbesondere Zentralbanken. Die Energiepreise hingegen fielen um 5% (WTI). Die Details der Opec+ Ölfördermengenkürzung waren Ende Monat noch unklar und drückten so auf den Erdölpreis. Der USD verlor zum Schweizer Franken über 4%.

Ausblick

Die positive Saisonalität wirkt unterstützend. Temporär ist der Markt heiss gelaufen und ruft nach einer Konsolidierung, bevor womöglich Käufer den Markt in einer klassischen Jahresendrallye nochmal nach oben treiben. Saisonale Muster deuten für das bevorstehende Jahr 2024 eher Vorsicht an, was mit unserem konjunkturellen Weltbild deckungsgleich ist. Auch wenn die positive Stimmung an den Märkten kurzfristig noch andauern kann, so bleiben wir vorsichtig im Hinblick auf das bevorstehende Jahr. Die Marktstimmung dürfte sich in Begleitung von schwachen Konjunkturdaten oder einer erneut ansteigenden Inflation erneut abkühlen und den Markt auf dem falschen Fuss erwischen.

 

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