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Allgemein

Nach den robusten Quartalsergebnissen der Firmen für das 2. Quartal wurde die Befürchtung eines klassisch schwachen Börsenmonats August nicht bestätigt. Zwar nahmen in vielen Ländern die COVID-19 Infektionen wieder deutlich zu, jedoch stiegen die Spitalauslastungen auf globaler Ebene nicht dramatisch an, was die Gelassenheit am Markt erklären mag. Gegen Ende des Berichtsmonats war dann auch eine Abflachung der Neuansteckungen in den südlichen Staaten der USA absehbar, also genau in jenen Staaten, bei welchen die Intensivbetten teilweise ans Limit gekommen sind. Das US-Konsumentenvertrauen zeigte sich hingegen überraschend schwach, gezeichnet durch den noch schwieriger als erhofften Pandemieverlauf. So überraschte es auch nur marginal, dass am mit Spannung erwarteten Treffen der Zentralbankenakteure anlässlich der «Jackson Hole Konferenz» der US-Notenbankchef weiterhin sehr geduldige Töne anschlug. Jerome Powell war sehr zurückhaltend hinsichtlich der inflationären Gefahren, welche die Notenbank zu verwalten hat. Die Reduzierung des laufenden Anleihenkaufprogramms («Tapering») wird zwar gegen Ende Jahr erwartet, jedoch hat sich Powell sehr geduldig gezeigt, was künftige Zinserhöhungen anbelangt, da bisher keine stichhaltige Hinweise für eine Umkehr der gewohnten deflationären Trends der vergangenen Jahre erkennbar sind. Ein «Taper Tantrum» wie es 2013 die Finanzmärkte erfasst hat, wird sich dank der sorgfältigen Kommunikation nicht wiederholen (siehe FOKUS). Die chinesischen Wirtschaftsdaten waren durchs Band schlecht, sodass die Anleger bereits wieder mit der nächsten Lockerungsrunde rechnen. Der Truppenabzug der NATO-Staaten aus Afghanistan wirkte wegen den schnell vorrückenden Taliban sehr panisch und unkoordiniert. Die unschönen Bilder des menschenüberlaufenen Rollfeldes am Hamid Karzai Flughafen dürften zum Relikt eines gescheiterten 20-jährigen Militäreinsatzes unter der Führung der USA werden.

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte der entwickelten Länder verzeichneten dank der anhaltend expansiven Geldpolitik und guten Unternehmensergebnissen erneute Kursgewinne. Die Gewinne wurden im Schnitt in den USA um 11% und in Europa um fast 22% übertroffen. Wegen den anhaltenden staatlichen Einmischungen und des nachlassenden konjunkturellen Schwungs partizipierte der chinesische Markt kaum an den positiven Entwicklungen. Auch wenn viele bekannte Indizes, wie der Dow Jones Industrial Index, der S&P 500 oder auch der Euro Stoxx 50, in diesem Jahr bisher keine nennenswerte Korrektur zuliessen, sind solche etwas tiefer in die Subsektoren trotzdem zu finden. Der Energie- sowie der Transportsektor und auch US Small Caps korrigierten von den Jahreshöchstständen je nach Region bereits in der Spanne von -11% bis -17%. Die breiten Indizes wurden während diesen Korrekturphasen im zyklischen Segment von der Stärke im Technologiesektor und im defensiveren Segment gestützt. Die nächste Stärkephase dürfte, sobald sich die Sorgen um das Coronavirus sowie die Bedenken zur Verfassung der globalen Konjunktur legen, wieder mehr auf Seite der konjunktursensitiven Sektoren zu finden sein.

Zinsen

Trotz den relativ zur Erwartung schwächelnden Wirtschaftsdaten signalisierten die Anleihenmärkte keine Verschlechterung der Wachstumserwartung. Die Renditen der globalen Staatsanleihen kletterten fast ausnahmslos um 10 bis 20 Basispunkte nach oben. Für einmal scheinen die Anleiheninvestoren einen etwas positiveren Ausblick auf die Wirtschaft einzupreisen, als dass es die Nachrichtenlagen vermuten liessen.

Währungen / Rohstoffe

Nachdem der Schweizer Franken bereits im Juli extreme Stärke zeigte, fand im August eine Gegenbewegung statt. Der Ölpreis war äusserst volatil und gab fast 7% nach. Konjunktursensitive Metalle verloren ebenso zwischen 3% und 14%.

Ausblick

Trotz den unnachgiebig starken Aktienmärkten hat sich die Investorenstimmung in den USA eher verschlechtert. Umfragewerte zeigen, dass die Privatinvestoren so vorsichtig sind, wie letztes Mal im Januar 2021 und dies, obwohl der US-Aktienmarkt nun sieben Monate in Folge zulegen konnte. Historisch ist das ein vielversprechender Ausblick für weitere Gewinne in den nächsten 12 Monaten. Mit dem erwartet anhaltenden konjunkturellen Aufschwung und der unverändert lockeren Geldpolitik werden Aktien weiterhin relativ zu übrigen Realwerten der bevorzugte Hafen sein. Die Notenbanken vollziehen nach Jahren expansiver Geldpolitik jedoch einen immer schwieriger werdenden Balanceakt: Die Herausforderung, die durch das billige Geld gewonnene wirtschaftliche Stabilisierung nicht sogleich mit restriktiverer Geldpolitik zunichtezumachen, stellt die Währungshüter vor ein Dilemma zwischen steigender Inflation und Finanzmarktstabilität. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass die Aktienmärkte schnell gereizt auf eine zu rasche Reduktion der Stimuli reagieren. Dies ist den verantwortlichen Akteuren derzeit wohl sehr bewusst, sodass eher eine Überstimulierung und folglich ein Überschiessen der Inflation in Kauf genommen wird. Zusammen mit dem wieder flaueren Sentiment ist dies nach wie vor unterstützend für die Aktien.

 

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