Das dominierende Thema im Juni war das UK Referendum. Die Anleger befanden sich vor und nach dem 23.06.2016 regelrecht in einem Wechselbad der Gefühle: Vor dem Referendum bestand Hoffnung auf einen Verbleib, welche jedoch über Nacht pulverisiert wurde. Die Märkte reagierten mit hohen Verlusten, haben aber meist die „BREXIT-Verluste“ bereits wieder wettgemacht. Immerhin bestehen Hoffnungen, dass Großbritannien allenfalls ein zweites Referendum vors Volk bringen wird oder der bilaterale Weg mit der EU womöglich gar nicht so drastische Folgen haben könnte. Für leichte Entspannung sorgte auch der Wahlausgang in Spanien, bei welchem die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Rajoy gar Sitze hinzugewinnen konnte. Somit bleibt die Protestpartei, welche sich von einem BREXIT Rückenwind erhofft hatte mit nur 71 Sitzen unerwartet schwach vertreten. Spanien kann womöglich bald wieder auf eine führende Koalition hoffen, welche das Land in Zukunft regiert. In den USA zeigt sich die FED sehr zurückhaltend auf Grund der bestehenden globalen Unsicherheiten. Die Erwartungen an einen Zinsschritt in den USA für das laufende Jahr sind derzeit praktisch bei 0%. Lediglich eine kleine Wahrscheinlichkeit deutet noch auf einen Zinsschritt im Dezember hin.
Nach dem BREXIT herrschte Chaos an den europäischen Aktienmärkten. Die Volatilitätsindices erreichten in Europa mit 40% neue Jahreshöchststände. In den USA resultierte auch ein deutlicher Anstieg auf 26%. Die Leitindices eröffneten mit Abschlägen von bis zu 10%. Banken und Finanzwerte wurden stark abgestraft. Aber auch einzelne Titel mit hohem Umsatzanteil in Großbritannien litten. Goldminenaktien haussierten auf Grund der weiter steigenden Goldpreise (siehe IM FOKUS). Auch die US Aktienmärkte büssten nach dem Referendum 4-5% ein. Nach dem Ausverkauf griffen die Investoren jedoch in der Nähe der Jahrestiefststände in Europa wieder zu. Zu Monatsende verlor der EuroStoxx50 noch 5.7% der SMI 2% und die peripheren Länder Italien bzw. Spanien 8.5% resp. 9.1%. Der Nikkei225 fiel 7.5%.
Die Zinsen derjenigen Staatsanleihen, welche den Status eines „sicheren Häfens“ geniessen, fielen weiter auf neue Rekordtiefststände. Der 10-Jährige Schweizer Eidgenosse rentiert mittlerweile mehr als ein halbes Prozent negativ und für die 10-Jährigen Deutschen Bundesanleihen bezahlt man -0.1% p.a. (siehe IM FOKUS). Die Renditen der spanischen und italienischen Anleihen stiegen hingegen wegen der zunehmenden politischen Unsicherheit temporär an. Wie bereits einleitend erwähnt sind auch die Zinserwartungen in den USA deutlich zurückgekommen und die Renditen von US Treasuries (10 Jahre) fielen auf das tiefste Niveau seit 2012.
Das Britische Pfund schwächte sich gegenüber den anderen Handelswährungen auf breiter Front um bis zu 10% ab. Im panischen Umfeld war auch wieder der Japanische Yen als Fluchtwährung stark nachgefragt. Zum Schweizer Franken gewann dieser rund 5.4% dazu und zum GBP resultiert auf Monatssicht ein Gewinn von fast 17%. Zum USD verteuerte sich der JPY um weitere 7% und steht nun 20% unter dem Stand vom letzten Sommer. Der Druck auf die Japanische Zentralbank ist somit weiter gestiegen. Der EUR verlor an Wert und die Schweizer Nationalbank hatte vermutlich bereits direkt interveniert als der EUR zum CHF zeitweise unter 1.08 Franken fiel. Eine Beruhigung liess nicht lange auf sich warten: Der EURCHF notiert mit 1.084 wieder am unteren Ende seiner vormaligen Bandbreite.
Die hohen Liquiditätsbestände der Anleger haben wohl eine stärkere Korrektur an den Aktienmärkten nicht zugelassen. Die Aktienmärkte haben bis zum Monatsende die Verluste nach dem BREXIT bereits wieder kompensieren können. Das überraschende Abstimmungsergebnis hat viel Staub aufgewirbelt, welcher sich erst mal wieder setzten muss. Wir sind der Meinung, dass das Weltwirtschaftswachstum mit oder ohne Großbritannien in der EU nicht wesentlich beeinflusst wird. Für Großbritannien wird es nach einem Austritt Priorität haben, den Anschluss im Welthandel nicht zu verpassen, was primär ein lokales Problem sein dürfte. Die anfänglichen Verluste an den Aktienmärkten dürften zudem das Bewusstsein über die Folgen von Unabhängigkeitswünschen der übrigen Euroländer geschärft haben, so dass Nachahmer es vermehrt schwer haben könnten in Zukunft eine Mehrheit für ein Referendum zu finden. Bei anhaltender Nullzinspolitik und weiterem moderaten Wirtschaftswachstum ist der jüngste Rückschlag bei den Aktienmärkten als Chance zu verstehen. Wir haben die hohen Volatilitäten bereits genutzt um zusätzliches Aktienexposure aufzubauen. Weiter sind wir aber davon überzeugt, dass auch Edelmetalle eine wesentliche Position im Portfolio einnehmen sollten. In einem von politischen Unsicherheiten und ultraexpansiver Geldpolitik geprägten Umfeld, bieten diese einen guten Schutz. (siehe IM Fokus).
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