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Allgemein

Die Aktienmärkte konnten die zwischenzeitliche Erholung nicht fortsetzen. Zu schwer wogen die Sorgen um die Inflation, den Ukrainekrieg und die durch Chinas Lockdown nochmal verstärkten Probleme in den globalen Lieferketten. Obwohl das Gewinnwachstum im ersten Quartal 2022 insgesamt leicht über den Erwartungen ausfällt, ist das Wachstum so tief wie seit Q4 2020 nicht mehr. Der Preisdruck bei den Produzenten wird durch Preiserhöhungen oftmals an die Konsumenten weitergegeben. Das sind keine guten Vorzeichen für das Wirtschaftswachstum. Lieferketten und Inflation spielen eine enorme Rolle in der Berichterstattung und der anhaltende Preisdruck lässt den Zentralbanken keine andere Wahl, als die Geldpolitik von historisch tiefen absoluten Zinssätzen zu normalisieren. Nebst dem, dass die Normalisierung ausgehend von rekordtiefen Leitzinsen erfolgt, könnte diese auch in einem nie gesehenen Tempo erfolgen. Die US-Notenbank hat zu kaum einem Zeitpunkt in der Historie die Zinsen so schnell angehoben, wie heute prognostiziert wird. Die nächste Sitzung der FED findet diesen Mittwoch statt und eine Erhöhung von 50 Basispunkten wird erwartet. Auch die Veröffentlichung des überraschend schwachen Wirtschaftswachstums für das erste Quartal 2022 dürfte daran nichts ändern, da die Inflationsängste nun definitiv dominieren. Die EZB versucht hingegen, die unangenehme Wahrheit noch weiter hinauszuschieben und hat anlässlich des Zinsentscheides im April weiter keine Erhöhung vollzogen. Dies trotz rekordhoher Inflation im Euroraum - zu gross ist die Angst einer nächsten Eurokrise. Ob die Wette auf den Basiseffekt für die EZB aufgeht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen - das Tempo der Teuerung wird aufgrund der Basis ab dem Sommer wohl abnehmen. 

Aktienmärkte

Die US-Technologiebörse verbuchte den schlechtesten Monat seit der grossen Finanzkrise im Jahr 2008. Die steigenden Zinsen, Lieferkettenprobleme und Inflation fressen sich definitiv in die Geschäftszahlen. Der Onlinehändler Amazon.com litt stark unter den gestiegenen Kosten und verbuchte einen Verlust von USD 3.8 Mia. für das Quartal – die Aktie verlor 23.75% im April. Auch Apple, welche lange keine Enttäuschung bei den Quartalszahlen mehr gezeigt hatte, konnte wegen den Lieferketten keinen zufriedenstellenden Ausblick für die Wallstreet liefern – trotz Umsatz- und Gewinn, welche deutlich über den Erwartungen lagen. Apple verlor 9.7%. Alphabet (Google) litt unter dem Einfluss des Ukrainekonflikts (-17.7%). Der Rückzug des Russlandgeschäfts und die strengeren Vorgaben in der EU sorgten für schwache Werbeeinnahmen. Netflix’s Börsenwert halbierte sich im April nachdem der Streamingdienstleister überraschend rückläufige Abonnenten vermeldete. Ein kleiner Lichtblick war Meta Platforms (Facebook), die dank gestiegener Benutzerzahlen nach jüngst starken Verlusten wieder etwas Terrain zurück erobern konnte. Der Nasdaq 100 verlor im April 13% und der breitere S&P500 8.8%, während die Schweizer Märkte an Ort und Stelle traten und der EuroStoxx50 rund 3% abgab. In Asien verlor Chinas Markt in einem volatilen Monat 5% trotz verbaler Intervention und Unterstützung der Regierung. Die massive Schwäche der japanischen Währung nütze dem Nikkei225 nichts (-3.5%).

Zinsen

Bei den Zinsen war keine Trendwende zu vernehmen. In den USA notiert die Rendite für 10-jährige Anleihen bei fast 3% und in der Schweiz erhält man für den 10-jährigen Eidgenossen nun wieder 0.9% p.a. Ausser in Japan stiegen die Renditen der globalen Staatsanleihen damit weiter an. Japans Zentralbank ist eine der wenigen, welche weiterhin massiv stimuliert und die Zinskurve manipuliert. Mit unlimitierten Käufen von Staatsanleihen verteidigt sie nach wie vor das Renditeniveau auf den 10-jährigen Anleihen bei 0.25%. Dieser extreme Kontrast hat im globalen Kontext bei den Währungen zu einer massiven JPY-Schwäche geführt. Wegen der nicht nachlassenden Inflation erwartet der Markt für die USA bereits über 9 Zinsschritte in diesem Jahr und einen im Euroraum.

Währungen / Rohstoffe

Der japanische Yen fiel auf ein Zwanzigjahrestief und der EUR berührte die 1.05er Marke zum USD. Der Schweizer Franken verlor gegenüber dem USD über 5%. Nicht ohne gewisse Gefahren, hofft auch SNB-Präsident Jordan auf nur vorübergehenden Inflationsdruck. Der Umstand, dass die offiziellen Inflationserwartungen in der Schweiz bisher deutlicher weniger stark angestiegen, könnte der SNB allenfalls etwas geldpolitischen Spielraum in der «Währungspolitik» verschaffen. Der Druck für Interventionen dürfte in diesem Szenario eher nachlassen. Zinserhöhungen der SNB sind auch mittelfristig ohnehin nur denkbar als Reaktion auf Zinsschritte der EZB.

Ausblick

Die Unternehmensresultate zeigen, dass die beiden Problematiken der Inflation und Lieferketten starke Spuren hinterlassen. Diese Gegenwinde scheinen in unmittelbarer Zukunft nicht abzunehmen, daher bleibt unser Ausblick sehr nüchtern, auch wenn Umfragewerte der Industrie noch auf Expansion stehen (siehe FOKUS). Die Notenbanken sind bemüht, die Inflation zu zähmen und tragen damit wesentlich zu schlechteren Finanzmarktkonditionen bei. Wir halten deshalb taktisch vorerst an einer tieferen Aktienquote und einem Übergewicht in Liquidität fest. Positiv könnte an dieser Stelle zwar die Anlegerstimmung erwähnt werden, diese allein ist jedoch oft kein verlässliches Signal – solange eine Panik ausbleibt, kann die negative Stimmung länger anhalten, bevor sich ein konträrer Kaufzeitpunkt einstellen dürfte.

 

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