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Allgemein

Die orchestrierte Übernahme der Credit Suisse durch die UBS war ein historisches Ereignis für die Schweiz, welches noch einige Jahre nachwirken wird und nebst der UBS auch die Behörden und einige Anwälte in absehbarer Zeit noch beschäftigen dürfte. Ob der neu geschaffene Koloss in absehbarer Zeit einer Zwangsdiät unterzogen werden muss, wird sich bald zeigen. In den USA entpuppte sich derweil eine Krise am Regionalbankenmarkt. Die Silicon Valley Bank (SVB) litt wegen ihres starken Fokus auf Geschäftskunden aus der Technologiebranche unter starken Geldabflüssen und verpasste es zudem, die Fristenkongruenz der eigenen Bilanz im Griff zu halten. Wegen den steigenden Zinsen verlor das Anlageportfolio deutlich an Wert und musste wegen den Geldabflüssen und der damit nötig gewordenen Verkäufe zu deutlich tieferen Marktpreisen veräussert werden, womit deutliche Verluste erzielt wurden. Die Bank musste unter staatlicher Obhut abgewickelt werden. Ebenfalls abgewickelt wurde die Signature Bank of New York. Diese Regionalbanken scheinen damit die ersten, zumindest offensichtlich erkennbaren Opfer, der sehr schnellen Straffung der Zinspolitik in den USA. Ein weiterer Riss zeigt sich bei den kommerziellen Geschäftsliegenschaften in den USA, insbesondere den Büroliegenschaften – hier steigt der Leerstand schon seit der Pandemie deutlich und kontinuierlich an – kotierte Real Estate Investment Trusts (REITs) geben ebenso deutlich nach. Als Kreditgeber sind vor allem die US Regionalbanken in diesem Segment aktiv (siehe FOKUS). Die Wirtschaftsdaten machen, oberflächlich betrachtet, immer noch einen vernünftigen Eindruck und vermitteln das Bild einer nach wie vor robusten Wirtschaft. Nebst den marktbasierten Faktoren, welche jedoch ein komplett anderes Bild zeichnen, gibt es aber auch am US Arbeitsmarkt Anzeichen einer Abkühlung. Fast ein Fünftel aller US-Staaten verzeichnen einen signifikanten Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenentschädigung (d.h. Anträge, welche zum Vorjahr um 25% steigen). Ein solcher Anstieg ist konsistent mit einer baldigen Rezession und deckt sich genauso mit der viel diskutierten inversen Zinsstruktur am Anleihenmarkt. Für die Notenbanken käme eine Rezession gelegen. Die erfolgreiche Bekämpfung der hohen Inflation gelingt eigentlich nur mit dem Herbeiführen eines Wirtschaftseinbruches. Ein Fakt, welchen die Notenbanken ungern direkt ansprechen.

Aktienmärkte

Die Märkte litten im März nur temporär unter den taumelnden Banken. Angesichts der Unsicherheit schwankten die Kurse jedoch deutlich. Die eher pessimistische Anlegerstimmung und die gleichzeitig abebbenden Schlagzeilen rund um die Regionalbanken sorgten zum Ausklang des Monats für eine freundliche Stimmung in der letzten Handelswoche.  Hoffnungen, dass die Bankenkrise zu einer Abweichung der Straffen Geldpolitik der Zentralbanken führt, stützte Wachstumsaktien. Der erneute Zinsschritt der US-Notenbank, vermochte ebenso keine nachhaltige Trendwende an den Märkten herbeizuführen, obwohl dieser bei der Ankündigung für einen sehr schwachen Handelstag sorgte. Der tiefe Übernahmepreis von USD 3.25 Mia. welche die UBS für die Credit Suisse aufbringen musste, sorgte für Gesprächsstoff. Die Halter der tief nachrangigen «Additional Tier 1» (AT1) Wandelobligationen müssen mit einem Totalverlust von rund 16 Mia. Franken umgehen. Die Credit Suisse ist damit die erste systemrelevante Bank seit der globalen Finanzkrise, bei welcher AT1 gläubiger in Form einer Lösung zur Fortführung der Bank ausgelöscht worden sind.

Zinsen

Die Rentenmärkte reagierten deutlich auf die Bankenkrise. Sichere Staatsanleihen waren wieder gesucht und die Renditen büssten zwischen 30 bis 40 Basispunkte ein. Nur selten waren auch extreme Ausschläge am kurzen Ende der Zinslandschaft zu beobachten. Die Rendite 2-jähriger Schweizer Eidgenossen fiel von über 1.6% auf unter 0.9% und erholte sich im Nachgang wieder in Richtung 1.2%. Die Zinswetten sind heute sehr explizit – ab September werden bereits Zinssenkungen eingepreist. Die Chancen für eine letzte Zinserhöhung im Mai stehen noch bei 50%. Die nun monatelange Inversion der Zinskurve deutet bereits seit längerem auf eine mögliche bevorstehende Rezession hin. Eine darauffolgende starke Versteilung dieser Struktur rückt das Rezessionsrisiko in die unmittelbare Gegenwart, mit der Erwartung des Marktes, dass die Zentralbanken die Zügel wieder lockern müssten.

Währungen & Rohstoffe

Gold profitierte im Zuge der Verunsicherung rund um die Bankenkollapse vom Status des sicheren Hafens und erhielt Auftrieb von den oben geschilderten Zinserwartungen. Der Preis für eine Unze Gold kletterte um knapp 8% und erreichte zeitweise die psychologische $2000 Marke. Der konjunktursensitive Ölpreis Brent verlor rund 3.6%. Der USD-Index gab 2.3% nach.

Ausblick

Die im März zum Vorschein gebrachten Probleme bei Bankinstituten, bestätigen unsere wenig optimistische Einschätzung zur weiteren Konjunkturentwicklung. Durch die rasant gestiegenen Zinsen wird das Wachstum gebremst und Industriezweige, die stark auf günstige Finanzierungen angewiesen sind, leiden unter diesem Druck. Die Bankenkrise wird in den Folgemonaten die Kreditvergabe wohl zusätzlich massiv abkühlen lassen. Ob die Regionalbanken sowie die Schwäche im Markt für Gewerbeliegenschaften die ersten und letzten in Mitleidenschaft gezogenen Segmente der Wirtschaft sein werden, bezweifeln wir. Wie anfangs erläutert, sehen wir erste Anzeichen eines sich abschwächenden US-Arbeitsmarktes unter der Oberfläche. Der US-Konsument ist wichtig für die globale Konjunktur und bildet den Taktgeber für die Zukunft. Solange sich die Aktienmarktbewertungen nicht mit der Realität aufschliessen, halten wir weiter an unserer vorsichtigen Positionierung fest. Die Obligationen nehmen bereits einen pessimistischeren Ausblick vorweg.

 

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