Das Ende des EUR/CHF Mindestkurses sandte eine heftige Schockwelle durch das globale Finanzsystem. Relativ zur historischen Volatilität des Währungspaares war dies eine der grössten Marktbewegungen der jüngeren Geschichte, weshalb die Handelsverluste teilweise beträchtlich ausfielen. Viel grösser als die direkten Verluste wiegt jedoch der Reputationsverlust, welcher nicht nur die SNB, sondern alle Notenbanken erlitten haben.
Die EZB überraschte die Märkte mit einem umfangreichen Plan zum Kauf von Staatsanleihen. Pro Monat sollen EUR 60 Mrd. an Anleihen gekauft werden. Das Programm soll mindestens bis Ende 2016 laufen. Viele Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Käufe auch nach 2016 weitergeführt werden, sollte sich die Wirtschaft nicht deutlich erholen.
Die dritte Schockwelle lieferten die Parlamentswahlen in Griechenland, wo die Linkspartei „Syriza“ fast die absolute Mehrheit erreichte und nun zusammen mit den „unabhängigen Griechen“ die Regierung stellt. Bereits kurz nach Vereidigung des neuen Präsidenten, Alexis Tsipras, machte dieser in Form diverser Ankündigungen klar, dass der versprochene Konfrontationskurs nicht nur Wahlrhetorik war. Auch die Russlandkrise schwelte weiter. Obwohl das Land inzwischen an hoher Inflation und einer aufkommenden Rezession leidet, eskalierte die Situation in der Ostukraine weiter. In den USA liess die Zentralbank weiterhin verlauten, man lasse sich mit der ersten Zinserhöhung noch Zeit. Die Konsumentenstimmung im Land ist inzwischen wieder so gut wie zuletzt vor der Finanzkrise, was ein robustes Wachstum der Konsumnachfrage verspricht.
Die starke Frankenaufwertung liess den SMI deutlich einbrechen, zumal die meisten Schweizer Firmen exportorientiert sind und den Grossteil ihrer Umsätze in Euro und Dollar erwirtschaften. Der SMI stand zwischenzeitlich bei -12%, per Ende Monat resultierte ein Verlust von -6.7%. Ansonsten fiel der Börsenmonat durchzogen aus, Europäische Aktien profitierten vom schwachen Euro und legten, gemessen am EuroStoxx50, 6.5% zu. US-Aktien andererseits litten unter dem starken Dollar, der S&P 500 verlor -3.1%. Dies entspricht dem schlechtesten Börsenmonat seit Januar 2014. Viele US-Firmen verkündeten zwar solide Jahresabschlüsse, blieben aber beim Ausblick überraschend vorsichtig.
Sowohl die Ankündigung der SNB, als auch die Massnahmen der EZB, liessen die Bondrenditen deutlich in den negativen Bereich rutschen. So fiel die Rendite 10-jähriger Eidgenossen zeitweise auf -0.26%, per Monatsende resultierten -0.04%. Überraschenderweise verschob sich die Zinskurve über alle Laufzeiten deutlich nach unten, auch Eidgenossen mit 30-jähriger Laufzeit rentierten zeitweise nur noch mit 0.3%, was die Verzweiflung der Frankenanleger auf der Suche nach positiven Renditen verdeutlicht. In Europa zeigte sich ein ähnliches Bild, 10-jährige Bundesanleihen rentierten per Monatsende noch mit 0.3% anstatt mit 0.54% per Ende Dezember. 10-jährige griechische Staatsanleihen litten unter dem Wahlausgang, die Renditen stiegen erstmals seit September 2013 wieder auf über 10%.
In den USA flachte sich die Zinskurve am kurzen Ende deutlich ab. Der Markt rechnet nun mit einer ersten Zinserhöhung ca. im November, anstatt im Sommer. Die Zinskurve impliziert zudem einen deutlich zögerlicheren Zinserhöhungszyklus, als das dies die Mitglieder des US-Offenmarktausschusses kommunizieren.
Die Aufhebung des EUR/CHF Mindestkurses erwischte zahlreiche Investoren auf dem falschen Fuss. Der amerikanische Hedge Fund „Everest Capital Global Fund“ verlor praktisch sein ganzes Vermögen, auch zahlreiche Banken vermeldeten erhebliche Handelsverluste. Per Monatsende löste sich die Schockstarre vieler Investoren wieder etwas, EUR/CHF erholte sich, wohl unterstützt durch Devisenkäufe der SNB, auf rund 1.04. Die Dollarstärke hielt im Januar weiter an, der handelsgewichtete Dollar Index legte um 5% zu. Obwohl noch offen ist, wann das FED mit der Erhöhung der Zinsen beginnt, ist klar, dass die US-Wirtschaft in der Krisenbewältigung deutlich weiter fortgeschritten ist als alle anderen grossen Wirtschaftsblöcke, was den Dollar zur bevorzugten Fluchtwährung macht. Schweizerische und Europäische Anleger, die dem Negativzinsumfeld ausweichen wollen, landen so unweigerlich beim Greenback.
Die Frankenaufwertung trifft den Werkplatz Schweiz hart (siehe IM FOKUS), die Wirtschaftsleistung wird in den nächsten Quartalen wahrscheinlich schrumpfen. Auch der Strukturwandel wird sich beschleunigen. Firmen, welche unter dem Schutz des Mindestkurses mit weiteren Verlagerungen zugewartet haben, werden nun handeln, da nicht nur das neue Level, sondern auch die Volatilität untragbar wird.
Der Eurozone stehen schwierige Verhandlungen mit Griechenland bevor. Wie auch immer das Resultat sein wird, wird als Vorbild für andere Länder dienen. Kommt es zu einem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone, wird dies die Glaubwürdigkeit der Währungsunion fundamental untergraben und das Projekt mittelfristig scheitern lassen. Wird dem Land ein Schuldenschnitt gewährt, stellt sich die Frage, wie mit anderen überschuldeten Staaten, wie zum Beispiel Italien, umzugehen ist, wenn die dortigen Wähler dasselbe Recht einfordern. Es scheint, als wolle die griechische Regierung nun aber ungeachtet des Resultats endlich Fakten schaffen und die Strategie des Durchwurstelns beenden. In diesem Umfeld werden wir die Risiken in den Portfolios eher reduzieren.