Erwartungsgemäss haben die EZB, die SNB sowie die US-Zentralbank FED ihre Leitzinsen gesenkt. Die SNB überraschte dabei mit einer höher als erwarteten Zinssenkung von 50 Basispunkten, während die Einschätzung der US Federal Reserve zu einem langsameren Tempo bei zukünftigen Zinssenkungen für Aufsehen sorgte. Die US-Inflationszahlen lagen zwar im Rahmen der Erwartungen des Marktes, waren für die Entscheidungsträger der Federal Reserve jedoch zu hoch. Nach wie vor bestätigen die Daten zum US-Arbeitsmarkt das Bild einer stabilen US-Konjunktur, während ein sinkendes Verbrauchervertrauen und Daten zu Ausfällen bei Kreditkartendarlehen auf eine Abschwächung hindeuten. Nach der verlorenen Vertrauensabstimmung über Bundeskanzler Olaf Scholz stehen in Deutschland Neuwahlen an. Die Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte sind gute Neuigkeiten für Europa – für eine Wiederbelebung des Ausblicks bedarf es jedoch noch weiterer Massnahmen. Mögliche Katalysatoren sind allfällige Konjunkturprogramme aus China, tiefer als befürchtete Handelszölle der USA oder eine unerwartet positive Entwicklung im Ukrainekrieg.
Historisch betrachtet (seit 1950) ist Dezember im Durchschnitt ein guter Aktienmonat. So entwickelte sich der S&P 500 mit durchschnittlich +1.5% bei 74% positiven Beobachtungen. 2024 stellt dabei mit -2% eine deutliche Ausnahme dar. Der Swiss Performance Index schloss mit -1.3% leicht besser ab, während andere Märkte wie der Euro Stoxx 50 (+1.4%), der japanische Nikkei 225 (+4.5%) oder der chinesische CSI 300 (+2.2%) sich in Lokalwährung positiv entwickelten. Bei den Sektoren entwickelten sich lediglich diskretionärer Konsum (+2.4%), Kommunikation (+2.3%) und IT (+0.7%) positiv – die übrigen Sektoren schlossen den Monat mit einer Performance von -4.3% bis -8.2% in USD. Die Marktbreite hat sich im Dezember noch einmal stark verengt, so dass weniger als 20% der Titel im S&P 500 im Dezember respektive weniger als 30% über das gesamte Jahr diesen zu schlagen vermochten.
Für das Gesamtjahr hat der Markt mit deutlich stärkeren Zinssenkungen seitens der US-Notenbank FED, der EZB oder auch der Bank of England (BoE) gerechnet. Anstelle der im Januar erwarteten sieben Zinssenkungen bei den Amerikanern, wurden es effektiv vier. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die US-Wirtschaft, unterstützt durch die hohen Fiskalausgaben, für das Jahr 2024 weiterhin unerwartet robust blieb und damit auch die Inflation über dem Ziel der FED verweilte. Der globale Anleihenmarkt notiert für das abgelaufene Jahr 1.7% tiefer in USD. Wären die weltweiten Anleihen im Jahr 2023 nicht um 5.7% gestiegen, so hätte das Jahr 2024 bereits das vierte Verlustjahr in Folge für Obligationäre (in USD) bedeutet. Steigende Defizite sowie rückläufige Inflationsraten, welche je nach Region aber noch immer über den Zentralbankzielen liegen, waren taktgebend für das vergangene Anlagejahr bei Anleihen. Der Schweizer Bondmarkt bildet hier die Ausnahme mit einem Plus von über 5% in CHF. Die SNB preschte im Vergleich mit den anderen grossen Zentralbanken mit den Zinssenkungen über die Erwartungen voraus.
Wir favorisieren weiterhin eine gute Diversifikation über alle Anlageklassen. Dabei bevorzugen wir Realwerte (Aktien und Edelmetalle) gegenüber Anleihen. Angesichts der Bewertungssituation an den weltweiten Aktienmärkten nutzen wir Absicherungsinstrumente, welche das Portfolio bei einer unerwarteten Konjunkturdelle absichert. Für das Jahr 2025 sehen wir Chancen, welche sich unerwartet ergeben können – hierzu zählen vor allem neue Stimulusprogramme in China und einen schnelleren Zinssenkungspfad der EZB. Eine Lösung im Ukrainekrieg kann zudem zu einem Risk-On Rallye in Europa führen. Nicht zu unterschätzen ist die neue Aufbruchsstimmung in der deutschen Politik, welche je nach Wahlausgang der deutschen Wirtschaft zu neuer Dynamik verhelfen könnten, sofern die richtigen Massnahmen beschlossen und zügig umgesetzt werden. Mit den sehr tiefen Zinsen in der Schweiz sind Aktien Schweiz alternativlos und glänzen mit einer attraktiven Risikoprämie. Bei den US-Aktien haben wir trotz den positiven Fundamentaldaten höheren Respekt gegenüber den Bewertungen. Sollten sich KI-Investitionen verlangsamen oder die US-Konjunktur wider Erwarten ins Stocken geraten, so sind diese anfällig für Rücksetzer. Die im Jahr 2025 wieder aufkommende Debatte zur Schuldenobergrenze sowie der hohe Refinanzierungsbedarf der USA im Q1, könnte zunächst eine Delle bei den fiskalischen Ausgaben hinterlassen und das Wachstum bremsen. Langfristig bieten jedoch erhöhte Volatilität und Korrekturen am Markt stets Chancen, um das Engagement in Realwerten zu erhöhen.
Wir wünschen unseren Kunden und Lesern einen erfolgreichen Jahresstart 2025!