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Allgemein

Die US-Notenbank FED hat es an ihrem letzten Treffen vom Jahr 2023 offiziell gemacht: Die Zinsen dürften im Jahr 2024 dank dem tieferen Inflationsdruck gesenkt werden. Die Kernrate der Konsumentenausgaben (PCE, ohne Lebensmittel und Energie) ist im November nur noch um 0.1% zum Vormonat und um 3.2% im Vorjahresvergleich gestiegen, was unter den Erwartungen lag. Die FED fühlt sich damit vorerst bestärkt, die Inflation gebändigt zu haben. Die US-Notenbank hat damit erste Zinssenkungen bis Ende 2024 im Umfang von rund 75 Basispunkten signalisiert. Der Finanzmarkt rechnet mit insgesamt sieben Zinssenkungen bis Anfang 2025, wobei der Leitzins von derzeit 5.5% auf 3.75% fallen sollte. Es gibt derweil auch Stimmen, welche die Lockerungstaktik der FED politisch motiviert sehen, um die Wiederwahlchancen von Joe Biden zu erhöhen und damit eine Rückkehr von Donald Trump zu verhindern. Dies wird auch mit einer positiven Saisonalität in den Vorwahljahren unterstützt. Entsprechend schwach tendierte der US-Dollar, während Obligationen, Aktien und Edelmetalle gut unterstützt waren. Die Bank of Japan fand hingegen keine Argumente, die nach wie vor negativen Leitzinsen anzuheben und beliess die Geldpolitik unverändert. Die nächsten Monate dürften höchst spannend werden und die grosse Frage bleibt, ob der Zinserhöhungszyklus keinen grösseren Schaden hinterlässt. Insbesondere ob die US-Wirtschaft eine härtere Rezession, so wie es erwartet wird, tatsächlich umschiffen kann. Angesichts der erhöhten Bewertungen und sportlichen Gewinnerwartungen wird diese Frage für das Anlagejahr 2024 entscheidend sein. Mit der laufenden Erholung bleibt die Anlegerstimmung sehr entspannt, was typisch für das klassische Jahresendrally mit dünnen Handelsvolumen ist. So verlief der gesamte Monat Dezember abseits der Überraschungen der Geldpolitik sehr ruhig. Daten zum Arbeitsmarkt im neuen Jahr dürften Aufschluss zur Verfassung der Wirtschaft geben und Impulse kommen auch von der Unternehmenswelt mit den Quartalsergebnissen ab der zweiten Januarwoche. Einen eher negativen Vorgeschmack für die anstehende Berichtssaison gab es bereits von Nike, FedEx oder auch Oracle, welche die Erwartungen deutlich verfehlten. Für den Einzelhandel sind die fallenden Preise nicht unmittelbar ein Vorteil, da die Preise nicht mehr erhöht werden können.

Aktienmärkte

Die sich abzeichnenden Zinssenkungen sorgten für Anschlussgewinne, wobei es je nach Referenzwährung grosse Unterschiede gibt (siehe FOKUS). 75% der Gewinne des S&P 500 für 2023 basierten auf den zehn grössten Aktien – ein Extremwert. Nach der positiven Entwicklung hat jedoch die Marktbreite wieder zugenommen. Auch kleinere Aktien sind mittlerweile wieder stark gestiegen, sodass fast 70% der an der NYSE gehandelten Aktien per Jahresende über deren 200-Tagesschnitt handeln (so viel wie letztmals im März 2023 vor der Regionalbankenkrise). Der US-Aktienmarkt steigt so seit rund 9 Wochen unterbitterlich in Serie. Diese stark überkaufte Situation dürfte mindestens eine Konsolidierung zum Jahresauftakt einleiten. Historisch betrachtet stehen die Aktienmärkte im Schnitt jedoch auch 12 Monate nach solchen Gewinnserien noch höher. Sollte sich die Geschichte wiederholen (oder reimen), so ist die laufende Gewinnserie allenfalls gar ein gutes Omen für das Gesamtjahr 2024. Dafür muss der US-Wirtschaft aber wohl oder übel ein «Soft Landing» gelingen, was nicht unmöglich, aber doch nur selten gelungen ist. Aus Sicht des Wahlzyklus, sind Wahljahre oft im ersten Halbjahr eher turbulent, bevor der Aufwärtstrend wiederaufgenommen wird. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, die gewählte Anlagestrategie langfristig zu verfolgen, da es oft anders kommt als von der Finanzgemeinde erwartet wird. Wir empfehlen aktuell angesichts der erhöhten Rezessionsrisiken, dem sehr euphorischen Sentiment und nicht sehr günstigen Bewertungen weiterhin eine vorsichtigere Positionierung. Dank tiefer Volatilität lassen sich auch Abwärtsrisiken günstig absichern.

Zinsen

Nach zwei aufeinander folgenden negativen Jahren kann der globale Anleihenmarkt doch noch aufatmen. Noch im Oktober war jedoch unklar, ob ein drittes negatives Jahr abgewendet werden konnte. Für 2023 gibt es nun ein Plus von über 6% zu verbuchen. Wir haben nach der fulminanten Stärke der Obligationen, die Duration wieder etwas gekürzt. In der Schweiz rentieren 10-jährige Eidgenossen nur noch 0.6% p.a. – eine eher magere Rendite für das einzugehende Laufzeitenrisiko.

Währungen & Rohstoffe

Der Goldpreis kletterte um 2% nahe ans Allzeithoch, welches bisher nur temporär übertroffen wurde. Zentralbanken treten derzeit als grösste Käufer im Gold auf. Gemäss dem World Gold Council (WGC) wurden per drittem Quartal rund 337 Tonnen durch Zentralbanken aufgekauft, was aufs Jahr bisher 800 Tonnen ausmacht und ein Rekord für dieselbe Periode markiert. Hohe Nachfrage kommt aus China, wo der Preis für Gold im 3. Quartal zu einem rekordhohen Aufpreis von $121/Unze handelte. Die Peoples Bank of China hält mit Zukäufen von 181 Tonnen den Titel der grössten Käuferin global. Trotz der Stärke blieben ETF-Investoren bisher gänzlich an der Seitenlinie, gekennzeichnet durch ein sechstes Quartal von Nettoabflüssen bei physischen ETFs. Silber verlor fast 4%, während Industriemetalle gesucht waren (Aluminium +9%, Kupfer +3%, Stahl +5%). Energie wie Öl und Gas verloren deutlich. Rohstoffe hinterlassen so ein sehr uneinheitliches Bild als Rückschluss zur konjunkturellen Verfassung. Der USD sank unter 84 Rappen und der Euro fiel auf 93 Rappen zum Schweizer Franken. Die Frankenstärke ist in voller Wucht zurück, was in einer Welt, in welcher alle Hemmungen zum Schuldenaufbau gefallen sind, nicht sonderlich überrascht.

Ausblick

Der sehr positive Jahresausklang stützt auf die perfekte Disinflation ab. Das grüne Licht für dieses Szenario wurde von der US-Notenbank nun mit dem Signal für sinkende Zinsen gegeben. Die Gefahr einer harten Landung (Rezession) der US- Wirtschaft ist jedoch deswegen nicht gebannt und es gilt, dieses Risiko im Portfoliokontext weiterhin zu berücksichtigen. Eine Wiederholung aus dem letzten Kommentar: Saisonale Muster deuten für das bevorstehende Jahr 2024 eher Vorsicht an, was mit unserem konjunkturellen Weltbild deckungsgleich ist. Auch wenn die positive Stimmung an den Märkten kurzfristig noch andauern kann, so bleiben wir zurückhaltend für den Jahresauftakt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft nach dem historischen Zinserhöhungszyklus im 2024 in eine Rezession gleitet, ist hoch. Aktuell wird dies vom Aktienmarkt aber ignoriert.

 

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