Nach dem für die Weltmärkte rekordträchtigen Novembermonat hat sich mit zunehmenden Sorgen um Mutationen des Covid-19 Virus und verschärften Lock-Down Massnahmen der Regierungen das Momentum der Finanzmärkte etwas abgeflacht. Die meisten Aktienindices konnten nichtsdestotrotz nochmals zulegen. US President Elect Joe Biden hat einige Schlüsselpositionen seines Kabinetts bereits bekannt gegeben. Die ehemalige Notenbankpräsidentin Janet Yellen dürfte die nächste Finanzministerin werden und John Kerry dürfte als Klima-Sonderbeauftragter einige Stellschrauben in der US-Klimapolitik wieder richten. Die Märkte reagierten vor allem erfreut über die Nominierung von Janet Yellen. Ob Joe Biden mit der Mehrheit im Senat rechnen kann, wird sich bereits mit den Senatswahlen in Georgia am 5. Januar 2021 entscheiden. Umfragen, auf welche jedoch kein Verlass mehr scheint, gehen von einem knappen Sieg der beiden Republikanischen Anwärter aus. Der US-Kongress hat sich endlich auf ein weiteres, dringend benötigtes Fiskalprogramm im Umfang von $892 Milliarden einigen können. Die Gelder sollen die negativen Folgen des Lock-Downs lindern. Präsident Donald Trump hatte zuerst gedroht, ein Veto gegen das Paket einzulegen, da die Direktzahlungen an die Bürger aus seiner Optik zu tief ausfallen. Mit dieser Haltung hat er parteiübergreifende Kritik geerntet. Damit haben die USA bereits geschätzte rund 18% der Wirtschaftsleistung für die Bekämpfung der Negativfolgen der Pandemie ausgegeben.
Die weltweiten Aktienmärkte beenden den Dezember höher. Die Gewinnerliste wird von den technologielastigen US-Indices angeführt, während Europa und Asien weniger Dynamik zeigten. Die Ängste um COVID-19 Mutationen haben in der zweiten Dezemberhälfte für Volatilität gesorgt. Das Angstbarometer VIX schoss in den USA - auch wenn nur kurz - auf über 30 an. Solche scharfen Bewegungen sind sonst für den sehr ruhigen Dezember eher ungewöhnlich. Viele der Handelsteilnehmer haben sich schon vom Tagesgeschäft verabschiedet, was sich an den sehr tiefen Volumina zeigte. Trotz, oder gar wegen der Pandemie gewannen einige der Aktienbarometer auf Jahressicht sogar deutlich (siehe FOKUS). Grosse Jahresverluste gab es trotz Aufholjagd zum Ende des Jahres beim Vereinigten Königreich (FTSE100) oder bei den Spaniern (IBEX 35). Der heimische Schweizer Aktienindex SMI notiert mit +0.8% nur leicht höher.
Die letzten Notenbank Sitzungen der EZB sowie der FED haben keine neuen Tatsachen geschaffen. So überrascht es auch nicht, dass die Renditen für Staatsanleihen in den USA dank dem Wiedereröffnungsoptimismus nur leicht höher stehen. In Europa, wo die Angst um die Covid-19 Mutationen und die staatlich verordneten Lock-Downs deutlich realer sind, haben die Zinsen wieder die Tiefststände, welche vor den Impf-News etabliert wurden, erreicht.
Auf Jahressicht verloren die meisten G10 Währungen gegen den Schweizer Franken deutlich an Boden. Der USD beendete das Handelsjahr 2020 um 8.5% tiefer. Der kanadische Dollar und die norwegische Krone gaben je rund 6.5% ab und sogar der japanische Yen verlor gut 3.8%. Die Schwedische Krone ist mit einem Plus von +4.2% der Gewinner gegenüber dem Schweizer Franken. Schwedens einzigartige Corona-Strategie, welche gänzlich auf Lock-Downs verzichtete, verhalf der Volkswirtschaft zu einer schnelleren Erholung. Auch wurde die Pandemie mit einer im Verhältnis zu anderen G10 Ländern milderen Rezession überstanden. Zyklische Rohstoffe beenden das Jahr hingegen uneinheitlich – so notiert der Ölpreis nach wie vor 20% tiefer, während der Kupferpreis um fast 30% anstieg. Edelmetalle konnten stark zulegen (Silber +47.9% und Gold +25.1%).
Die globale Aktienmarkterholung erscheint zu diesem Punkt wegen den Virus-Mutationen, den Lock-Downs der Staaten und vor allem wegen der einseitig positiven Stimmung und Positionierung der Anleger zunehmend fragil geworden. Die tiefen Zinsen und die zu erwartende Erholung der Weltwirtschaft begünstigen mittel- bis langfristig weiterhin Aktienanlagen. Die Kommentare und Einschätzungen der Investment-Häuser für das Jahr 2021 zeigen jedoch auch eine sehr einheitliche Zuversicht, welche wir aus taktischer Sicht nicht vollständig teilen können. Nebst der nahezu euphorischen Stimmung, welche durch die Impfstoff News hervorgerufen wurde, warnen nun vermehrt Insider-Verkäufe, Zurückhaltung bei den Aktienrückkäufen der Unternehmungen sowie die hohe Spekulationslust der Privatanleger vor einer taktischen Korrektur. Daher lohnt sich unserer Ansicht nach derzeit der Kauf von Put-Optionen. Mit diesen lässt sich das Risiko reduzieren und gleichzeitig bleibt das Aufwärtspotential erhalten, was besonders bei einer ausgeprägten Übertreibung ein wichtiger Faktor ist. Solche Optionen sind dank der seit November stark gefallenen implizierten Volatilität an den Finanzmärkten wieder günstiger zu haben.
Wir wünschen allen Lesern ein gutes neues Jahr 2021!