Mit der ersten Erhöhung des Leitzinses seit fast 10 Jahren wurde die Zinswende in den USA nun eingeläutet. Janet Yellen hatte die Märkte sehr gut auf diesen Schritt vorbereitet, sodass die Ankündigung kaum nennenswerte Volatilität verursachte. In Europa andererseits enttäuschte EZB-Präsident Mario Draghi die vormals selbst geschürten Erwartungen auf weitere umfangreiche Lockerungsmassnahmen und verunsicherte so die Finanzmärkte. Auch auf politischer Ebene war in Europa viel Aktivität zu verzeichnen. Bei den spanischen Parlamentswahlen erhielten das linke Lager und die Protestparteien deutlichen Zulauf und bestätigten damit den Trend, der sich vormals bereits in den anderen, von der strengen Austeritätspolitik betroffenen Ländern, abzeichnete. In Frankreich andererseits verhinderten die etablierten Parteien durch geschickte Kandidatenwahl einen Erfolg des Front National.
Nach weiteren Rückschlägen in der ersten Monatshälfte schien sich der Ölpreis langsam auf tiefen Niveaus zu stabilisieren. Die tiefen Rohstoffnotierungen führten im Markt für High Yield Anleihen zeitweise zu grösseren Verwerfungen und schürten Ängste, dass dies möglicherweise der Auslöser der nächsten Finanzkrise sein könnte (siehe IM FOKUS). Auch hier stabilisierten sich die Kurse in der zweiten Monatshälfte aber wieder.
Auch in Japan enttäuschte die Notenbank die etwas hohen Erwartungen der Märkte auf weitere Massnahmen. Zwar wurde eine leichte Anpassung des laufenden Programmes zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren bekannt gegeben, eine klarere Ausweitung der quantitativen Lockerung, so wie sie von vielen Beobachtern erwartet worden war, blieb aber aus. Dafür beschloss das Kabinett von Ministerpräsident Shinzo Abe ein neues Konjunkturprogramm im Volumen von umgerechnet knapp CHF 30 Mia. China gab bekannt, man wolle den Yuan nicht mehr einseitig auf den USD, sondern neu auf einen handelsgewichteten Währungskorb ausrichten. Zur weiteren Unterstützung der Konjunktur wurde zudem eine ganze Reihe von zusätzlichen fiskalischen und administrativen Massnahmen bekannt gegeben.
Die enttäuschende Ankündigung der EZB sowie die Verwerfungen an den Rohstoff- und High-Yield Märkten prägten die erste Monatshälfte. Die Aktienmärkte brachen auf breitere Front ein, teilweise resultierten Verluste von über 10%.
Die allmähliche Beruhigung ab Monatsmitte führte dazu, dass die Aktienmärkte einen Teil der Verluste wieder wettmachen konnten. Schliesslich resultierte beim SMI ein Verlust von 1.9%, der DAX wiederum verlor 5.6%. Bezüglich Sektoren waren deutliche Unterschiede feststellbar. Zu den Verlierern gehörten erneut die Minen- und Rohstoffwerte, der S&P Oil&Gas Index zum Beispiel verlor 18.5%. Insgesamt endete das Börsenjahr 2015 für Frankeninvestoren also mit durchzogener Bilanz. Der SMI lag um rund 1.8% unter dem Stand des Vorjahres, der EuroStoxx 50 (in CHF) andererseits verlor deutlich um 6.2% und der S&P 500 war in CHF ebenfalls leicht negativ (-0.15%).
Im Zentrum des Geschehens stand auch bei den festverzinslichen Werten die erste Zinserhöhung in den USA seit 10 Jahren. Da es Janet Yellen gelang, die Investoren weiterhin von einem flachen und datenabhängigen Erhöhungszyklus zu überzeugen, blieb die Entscheidung ohne grössere Auswirkungen. So reagierte die USD-Zinskurve am kurzen Ende nur moderat, per Saldo resultierte ein Anstieg der Verfallsrenditen von ca. 0.1%. Das lange Ende der Zinskurve reagierte ebenfalls kaum, mit einer Rendite von 2.27% schlossen 10-jährige Treasuries minim über dem Jahresdurchschnitt von 2.13%. Ähnlich wie die Aktien erlebten die High Yield Märkte einen äusserst volatilen Verlauf. Zeitweise lagen die breiten US-High Yield Indizes über 5% im Minus, der Verlust reduzierte sich schliesslich auf ca. 3%. Im Zentrum der Verwerfungen standen vor allem hochverzinsliche Anleihen von US Öl- und Gasförderern, im Schnitt verloren diese rund 15% an Wert.
Die Aussicht auf die erste Zinserhöhung und weitere expansive Massnahmen seitens der EZB hatten den EUR/USD-Kurs zum Monatsbeginn in Richtung Jahrestiefstwerte von 1.05 fallen lassen. Somit überraschte es kaum, dass das zurückhaltende Agieren der EZB eine deutliche Gegenbewegung des Euro in Richtung 1.10 auslöste, zumal sich viele Investoren zu Gunsten des Dollars positioniert hatten. Per Saldo legte der EUR somit insgesamt 2.9% zu. Relativ stabil entwickelte sich der EUR zum CHF, die Zurückhaltung der EZB dürfte bei den Verantwortlichen der SNB mit Erleichterung zur Kenntnis genommen worden sein. Ebenfalls im Fokus stand der chinesische Yuan, welcher seit Ende September kontinuierlich abgewertet wird. Die Pläne der chinesischen Regierung, den Yuan in Zukunft an einen Währungskorb anzubinden, lassen eine weitere Abschwächung zum USD in Richtung 7 als zunehmend wahrscheinlich erscheinen.
Wir gehen weiterhin von einem sehr behutsamen Vorgehen des FED aus und rechnen nicht mit einer Reihe von weiteren Zinserhöhungen im ersten Halbjahr 2016. Die Aktienmärkte werden von Europa und auch Japan weiterhin grosszügig mit Liquidität versorgt und deshalb auch im kommenden Jahr von Zentralbankenseite unterstützt. Zudem wird sich das FED davor hüten, die Zinsen allzu schnell zu erhöhen. Betrachtet man die Inflationsentwicklung, gibt es eigentlich auch keinen Grund dafür. Zudem erlauben die Bewertungen historisch und auch in Relation zu den Kapitalmarktrenditen weitere Kursfortschritte und die Alternativlosigkeit zu Aktienanlagen scheint uns auch im neuen Jahr zu begleiten. Gefahren gehen weiterhin von den diversen geopolitischen Krisenherden aus.