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Allgemein

Im Dezember waren die Blicke der Investoren nach Russland gerichtet, wo der rasante Ölpreisrückgang die Stabilität des lokalen Finanzsystems zunehmend in Frage stellte. Die Währungsreserven, welche vormals als Bollwerk gegen eine erneute Krise angesehen wurden, schmolzen um weitere USD 30 Mrd. auf rund USD 390 Mrd. Bei unveränderter Marktlage dürfte das Reservepolster kaum mehr als 2-3 Jahre ausreichen (siehe IM FOKUS). Etwas verzweifelt erhöhte die Russische Zentralbank die Leitzinsen von 10.5% auf 17%, ein Schritt der die Volkswirtschaft stark belasten dürfte. Was unter normalen Umständen wohl ein Fall für den IWF wäre, wurde nun einer für China’s Präsident Xi Jingping, welcher sich mit einem USD 24 Mrd. Hilfskredit einen Verbündeten sicherte und so zunehmend das Bretton-Woods System mit dem IWF als Auffangeinrichtung für notleidende Staaten in Frage stellt.

Für weitere Verunsicherung sorgten die Präsidentschaftswahlen in Griechenland, wo keine Mehrheit für den Staatspräsidenten zustande kam und deshalb im Januar ein neues Parlament gewählt werden muss.

Unterstütz wurden die Märkte erneut von den Notenbanken. Die EZB liess verlauten, dass man eine quantitative Lockerung mittels Kauf von Staatsanleihen in Erwägung ziehe. Die US Notenbank erfreute die Märkte mit der Meldung, man könne mit einer ersten Zinserhöhung noch geduldig sein. Die SNB überraschte mit der Einführung von Negativzinsen auf Einlagen, um die Entgegennahme neuer Gelder für die Geschäftsbanken unattraktiv zu machen. Datenseitig überraschten vor allem die USA positiv, wo das Wachstum für das dritte Quartal auf 5% hochrevidiert wurde.

Aktien

Die Russlandkrise liess die Kurse vieler Leitindizes zeitweise um 5-10% einbrechen. Zum Monatsende hin erholten sich viele Börsen, womit per Saldo nur moderate Verluste resultierten. So verlor der S&P 500 0.4% und der SPI gab 1.5% nach. Der MSCI Russland schloss per Monatsende, gemessen in Rubel, mit einem Verlust von -8.9%, auch Börsen anderer Ölexporteure wie Brasilien oder Kolumbien verloren. In Athen brachen die Kurse nach den Wahlen rund 15% ein. Europäische Bankwerte litten unter den Unsicherheiten und gaben im Schnitt 4% nach. Aufgrund der guten Konsumentenstimmung in den USA gehörten amerikanische Detailhandelswerte zu den grössten Gewinnern, der breite S&P Retail Index legte 1.9% zu. Die Volatilität stieg zweitweise deutlich an, der VIX erreichte wie schon im Oktober Werte von über 25%. Zum Monatsende hin beruhigten sich die Märkte wieder etwas, der VIX schloss das Jahr bei 19.2% ab.

Obligationen

Die Renditen langfristiger Staatsanleihen stellten erneut Tiefenrekorde auf. So rentierten 10-jährige Eidgenossen gerade noch 0.25% p.a. Deutsche Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit schlossen bei einer Rendite auf Verfall von 0.54%, Italienische bei 1.9%. Die Russlandkrise führte auch bei den lokalen Anleihen zu starker Unsicherheit, Staats- und Unternehmensanleihen verloren deutlich an Wert. Die Kosten für 5-jährige Kreditausfallversicherungen auf russische Staatsanleihen stiegen von 3.2% auf 4.75% an. Auch griechische Staatsanleihen verloren, Papiere mit 10-jähriger Laufzeit rentierten wieder mit rund 9.5%. In den USA hinterliess der Ölpreiszerfall bei den Emittenten aus der Explorationsbranche Spuren. Im Schnitt brachen die High-Yield Anleihen dieses Segments um 4% ein. Sollte der Ölpreis länger auf dem aktuellen Niveau von rund 55 USD/Fass verharren, sind hier einzelne Konkurse nicht auszuschliessen.

Währungen

Der Dollar krönte das Jahr des Comebacks mit einem Monatsgewinn für den Dollar-Index von 2.2%. Im Jahresverlauf resultierte somit ein Plus von 12.8%. Die Dollarstärke, welche viele Analysten zum Jahresbeginn hin prognostizierten, bewahrheitete sich also. Der Rubel schloss zum Dollar mit einem Verlust von 14.5%, nachdem dieser zuerst zweitweise rund 30% gefallen war. Auch andere Ölwährungen verloren zum Dollar deutlich an Wert. So büsste die norwegische Krone zum Dollar 3.6% ein, der kanadische Dollar verlor 1.3%. Der Franken löste sich nach der Einführung der Negativzinsen durch die SNB wieder etwas vom Mindestkurs. Solange die Probleme der Eurozone jedoch nicht gelöst sind wird der Aufwertungsdruck auf den Franken anhalten und die SNB womöglich zu weiteren Massnahmen gezwungen sein.

Ausblick

Griechenland wird am 25. Januar ein neues Parlament wählen und damit auch die Art der Zusammenarbeit mit den internationalen Gläubigern. Falls die radikale Linke das Rennen macht, ist eine Eskalation nicht auszuschliessen, da beide Parteien mehr denn je glauben, dass man es drauf ankommen lassen kann. Griechenland erwirtschaftet inzwischen einen stattlichen Primärüberschuss, nach einem Default bestünde kein akuter Finanzierungsbedarf. Die EU wiederum glaubt, dass die Ansteckungsgefahr angesichts tiefer Spreads in Italien und Spanien gebannt ist. Auch die Parlamentswahlen in Portugal und Spanien dürften im neuen Jahr für Spannung sorgen. In Spanien ist die linke „Podemos“, welche erst kürzlich gegründet wurde, gemäss Umfragen bereits populärste Partei. Russland dürfte dank der nach wie vor hohen Devisenreserven und dem Beistand Chinas den Konfrontationskurs beibehalten. Weitere Unterstützung wird die Weltwirtschaft von den Notenbanken erhalten. In China und Indien dürften weitere Leitzinssenkungen folgen und die EZB wird ihren Weg der quantitativen Lockerung wie angekündigt umsetzen. Falls die Ölpreise auf aktuellem Niveau bleiben, wird der globale Ölkonsum im 2015 USD 1‘200 Milliarden billiger werden und so das Wachstum stärken. Die Volatilität könnte insgesamt wieder etwas ansteigen, angesichts der Alternativlosigkeit führt jedoch auch im 2015 vorerst kein Weg an den Aktien vorbei.

 

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