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Allgemein

Nach einem anfänglich guten Auftakt an den Finanzmärkten drehte die Stimmung von Optimismus auf Pessimismus. Die Nervosität an den Börsen stieg gegen Ende des Monates deutlich an und erreichte gar neue Jahreshöchststände in Europa (EuroStoxx 50 Volatilitätsindex +73%). Entsprechend verloren Aktienanlagen auf breiter Basis. Die Angst um die neue, ansteckendere Virusvariante Omicron verunsicherte die Marktteilnehmer und führte zu breiten Gewinnmitnahmen. Erst in zwei bis vier Wochen dürfte man mehr über den Impfschutz gegenüber der neuen Variante in Erfahrung bringen. Mit einer neuen Booster-Impfung, welche auf die neue Variante ausgelegt sein dürfte, ist gemäss den Herstellern erst im späten ersten Quartal 2022 zu rechnen. Abseits der Neuigkeiten um das Virus überraschten die Wirtschaftsdaten in den USA wieder positiv und der Trend in Europa war ebenso positiv. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die neugeschaffenen Stellen zeigen in den USA das Bild eines prosperierenden Arbeitsmarktes. Dazu kommt, dass die Inflation (Konsumentenpreise) stärker und breiter angestiegen ist als erwartet. Dies könnte die Notenbanken in absehbarer Zeit dazu bringen, den Straffungskurs zu beschleunigen – wäre da nicht die neue Virusvariante. In Deutschland konnten sich die Sozialdemokraten, Grüne sowie die Liberalen auf einen Koalitionsvertrag einigen. Das Bündnis hat sich hohe Ziele bei der Nachhaltigkeit gesteckt und will, dass Deutschland bis 2030 80% des Stroms aus sauberen Energiequellen bezieht. Die Loslösung von der Kohleenergie ist neu bereits bis 2030 geplant – acht Jahre früher als bisher festgesetzt. Ob der Wandel als Doppelausstieg, also inklusive der Abschaltung der Atomkraftwerke, gelingen kann, ist umstritten. Ausserhalb Deutschlands erlebt die Kernkraft wegen der Klimakrise bereits eine kleine Renaissance (siehe FOKUS).

Aktienmärkte

Die weltweiten Aktienindizes litten unter starken Abgaben. Betrachtet man die Indexlandschaft, so findet man kaum eine Region, welche im November positiv notierte. Der DAX verlor 3.8% und der noch zyklischere spanische IBEX 35 büsste gar 8.3% ein. In Asien verlor der Hang-Seng 7.5% und der Nikkei 3.7%. Die US-Aktienmärkte erwiesen sich dank der starken Technologiewerte solider. Der S&P 500 verlor 0.8% und der Nasdaq 100 schloss den Monat mit 1.8% gar im Plus ab. Noch bevor die Nachricht zur neuen Omicron Variante auftauchte, zeigten sich bei den Aktienmärkten erste Ermüdungserscheinungen nach dem starken Oktoberverlauf. Die Marktbreite war äußerst tief und diente bereits als Warnsignal für eine Korrektur. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden diejenigen Segmente des Marktes, welche von der Normalisierung der Weltwirtschaft profitieren würden (Hotels, Airlines, u.A.).

Zinsen

Wegen der Verunsicherung hinsichtlich der Omicron Variante waren sichere Staatsanleihen wieder gesucht. Die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries notierten noch bei 1.44% und Schweizer Eidgenossen rentierten wiederum negativ -0.26%. Bei gleichzeitig hoher Inflation gab es kaum Momente in der Geschichte, bei welchen die realen Renditen derart negativ tendierten wie heute. Verursacht durch die aufkeimenden Virusängste und die anhaltend lockere Geldpolitik der US-Notenbank notieren die US-Realrenditen bei -1.1%, basierend auf zehnjährigen Inflationsgeschützten Staatsanleihen.

Währungen / Rohstoffe

Gold schloss nach einem kurzfristigen Anstieg den Monat fast unverändert, während Silber 4.5% einbüsste. Das Nachsehen hatten zyklische Rohstoffe. Der Preis für ein Fass Öl (WTI) sackte um fast 20% ab. Nebst dem Virus belasteten auch die Pläne der US-Regierung, strategische Ölreserven freizugeben - OPEC+ hingegen war wenig überraschend gegen eine Ausweitung des Angebotes. Das «schwarze Gold» wird trotz der Energiewende weiterhin einen wichtigen Platz im Energiemix vieler Staaten einnehmen. Um das Ziel der Nettonullemission bis 2050 zu erreichen, setzen derzeit vor allem Entwicklungsländer auf zusätzliche Atomenergie (siehe FOKUS). Die nächste positive Entwicklung für das Thema könnte ausgehend von der EU kommen – diese diskutiert derzeit, ob Gas- und Nuklearstrom künftig als «grün» einzustufen sind. Frankreich will den bereits hohen Anteil an Nuklearenergie zusammen mit erneuerbaren Energien ausbauen und fordert, dass die EU die Kernenergie als nachhaltig fördert.

Ausblick

Wir stufen die jüngste Marktkorrektur als Bereinigung des zuvor kurzfristig stark gestiegenen Optimismus am Markt ein und bleiben aber hinsichtlich der möglichen, noch wenig absehbaren Folgen, welche sich durch die neue Sars-Cov-2 Virusvariante ergeben, vorsichtig gestimmt. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass mittelfristig die Unsicherheit im Ausblick wiederum schwindet und sich die aktuelle Korrektur als Kaufgelegenheit erweisen dürfte, da die fundamentalen Treiber des Bullenmarktes nach wie vor vollständig intakt sind und der Impfschutz sich auch gegen die neue Variante nicht als völlig nutzlos erweisen dürfte, vor allem gegen schwere Erkrankungen (Hospitalisierungen).

 

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