Die Eurokrise spitzte sich im November weiter zu, die Hoffnung der Märkte auf eine schnelle Lösung wurde wiederum enttäuscht. Die Flucht aus europäischen Staatspapieren beschleunigte sich weiter, Renditen auf italienischen Staatsanleihen notierten zu Monatsende bei 7% (siehe Fokus). Der November brachte in drei südeuropäischen Ländern einen Regierungswechsel. Griechenland und Italien etablierten auf Druck der Geberländer Technokratenregierungen, in Spanien ging die konservative Partido Popular bei regulären Wahlen als Siegerin hervor und hat somit ein klares Mandat von der Bevölkerung für weitere Reformen. Ob hingegen die Technokraten in Italien und Griechenland genug Rückhalt in Politik und Bevölkerung haben, um harte Reformen durchzubringen, bleibt offen. Deutschland und Frankreich verhandeln inzwischen über eine Fiskalunion abseits des EU-Vertragswerks. Auf diese Weise werden den Südländern die Bedingungen zum Zugang zu Eurobonds aufgezwungen, ohne dass diese ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung des neuen Vertrags hätten. In den USA wurde kein Konsens zum Sparkurs des Landes gefunden. Echte Fortschritte sind hier erst nach den Wahlen im Herbst 2012 zu erwarten. Um den Konsum nicht zu belasten, dürften hingegen die Steuerrabatte für Arbeitnehmer ins 2012 verlängert werden. China schlug überraschend negative Töne an, warnte vor einer globalen Rezession und leitete daraufhin per Ende Monat eine geldpolitische Lockerung ein. Japan erhielt eine Warnung von Standard&Poor’s. Bemängelt wurden die hohe Schuldenlast und die ungenügenden Sparbemühungen.
Mit Uneinigkeit in Europa büssten Aktien im November wieder an Terrain ein. Der Euro Stoxx 50 verlor -2.3%, der MSCI World -2.7%. Die Volatilität blieb erhöht und lag in Europa per Monatsende bei 27.8%, wobei kein klarer Trend erkennbar war. Die Handelsvolumen waren ausserordentlich tief, viele Investoren scheinen das Jahr bereits abgeschrieben zu haben und positionieren sich nicht mehr. Vor allem in den USA fielen manche Makrodaten positiv aus, zum Monatsende beflügelte auch ein umsatzstarker Black Friday die Märkte. Fundamental erscheinen viele Aktien, insbesondere stabile Blue Chips, nach wie vor günstig bewertet, zumal diese in der Regel global diversifiziert sind. Auch Schweizer Nebenwerte handeln im Schnitt zu 1.7x Buchwert und sind somit günstig bewertet. Bei den Bankaktien hingegen dürften anstehende Bilanzkürzungen die Gewinne weiter drücken. Mit einem Downgrade diverser Grossbanken wies auch S&P auf das weiter schwierige Umfeld für Banken hin.
Die Risikoaufschläge sämtlicher europäischer Staatsanleihen stiegen im November nochmals deutlich an, CDS-Spreads dienten den Investoren weiterhin als Spielball. Auch deutsche Bundesanleihen standen im Fokus, nachdem eine Auktion über EUR 6 Mrd. auf wenig Nachfrage stiess. Die EZB kaufte im November Staatsanleihen im Wert von rund EUR 31 Mrd. Würde die EZB glaubhaft kommunizieren, dass sie Italien und Spanien uneingeschränkt finanziert, müsste sie womöglich kaum höhere Volumen kaufen, da die Länder dank dem „EZB-Put“ wieder marktfähiger würden. In den USA sanken die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen trotz Budgetstreit wieder. In der Schweiz erreichten Eidgenossen mit gleicher Laufzeit eine Rendite von 0.853%, ein neues Rekordtief. Mit einer Kerninflationsrate von zuletzt -0.5% dürfte die SNB die Geldmarktsätze noch für einige Zeit tief halten.
Der Euro schloss im Monatsvergleich zum Franken leicht höher, konnte zwischenzeitlich aber auf 1.245 vorrücken. Der Wunsch vieler Schweizer KMU nach einer Erhöhung des Mindestkurses wurde von der SNB bislang nicht umgesetzt. Die Bank dürfte frühestens bei der Bekanntgabe der nächsten Inflationsdaten am 6. Dezember agieren, falls sich der Deflationstrend verstärkt. Der Euro verlor gegenüber dem Dollar 3.6% an Wert. Für den Dollar sprachen vor allem die besser als erwartet ausgefallenen Makrodaten, gegen den Euro die latente Gefahr einer Monetisierung der Euroschulden. Der Yen schloss den Monat im Vergleich zum Dollar erstaunlicherweise faktisch unverändert.
Solange die Euro-Schuldenkrise nicht bereinigt ist, dürfte dieser Belastungsfaktoren weiter wie ein Damoklesschwert über den Aktienmärkten hängen und eine Fortsetzung der Odyssee zur Folge haben. Intraday-Indexschwankungen von 3% gehören zum Tagesgeschäft, was fürs Bullen- und Bärenlager ein Wechselbad der Gefühle bedeutet. Bleibt zu hoffen, dass sich die Wogen an den Aktienmärkten bald glätten. Solange Euroländer und EZB keinen Konsens zur Krisenbewältigung finden, bleibt dies wohl Wunschdenken.