Die Wirtschaft der Eurozone wuchs im dritten Quartal 2025 überraschend um 0,2 %, stärker als die erwarteten 0,1 %. Haupttreiber war Frankreich, dessen BIP um 0,5 % zulegte – das stärkste Wachstum seit 2023, trotz politischer Turbulenzen und einer Rating-Herabstufung durch S&P von AA- auf A+. Deutschland entging zwar einer technischen Rezession, leidet aber seit 14 Quartalen unter stagnierender oder rückläufiger Wirtschaftsleistung. Die EZB hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge bei 2 % belassen. Hoffnung für Deutschland stellen höhere Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur sowie Steueranreize für Unternehmen. In den USA bleibt das US Bureau of Labor Statistics im Oktober 2025 wegen des Regierungsstillstands geschlossen – erstmals seit 1921 droht damit ein Ausfall der monatlichen Inflationsdaten. Rund 7 Billionen Dollar an inflationsgebundenen Anleihen und Verträgen könnten damit auf Schätzgrössen basieren, sollten offizielle Inflationsdaten tatsächlich fehlen – eine erhebliche Unsicherheit für die betroffenen Märkte. Während der «Government Shutdown» zu Hause weiterläuft, haben die USA mit Japan eine engere Zusammenarbeit («ein goldenes Zeitalter») beschlossen sowie Handelsabkommen mit Südkorea und China abgeschlossen. So wurde vereinbart, dass Südkorea USD 350 Mrd. in den USA investiert und im Gegenzug von tieferen Zöllen bei Autos und Halbleitern profitiert. China erhält künftig niedrigere Zollsätze und setzt dafür seine Exportbeschränkungen für Seltene Erden und Chips für ein Jahr aus. Deren Umsetzung hätte spürbare globale Auswirkungen gehabt, denn die Massnahmen würden Rohstoffe verteuern und westliche Lieferketten gefährden, besonders in der Auto-, Medizin- und Rüstungsindustrie.
Die Gewinnberichtssaison für das dritte Quartal läuft auf Hochtouren. Auffallend sind die zunehmenden, teils drastischen Kursschwankungen einzelner Mega-Cap Aktien. Marktkapitalisierungsveränderungen von über 100 Mrd. US Dollar an einem Tag bei einzelnen Unternehmen sind inzwischen keine Ausnahme mehr. Im aktuellen Jahr wurden derartige Bewegungen bereits über 120 Mal verzeichnet – ein Rekord. Haupttreiber dieser Entwicklungen sind Mega-Cap Unternehmen wie NVIDIA, Apple oder Microsoft, aber auch der Derivatemarkt sowie gehebelte ETFs tragen dazu bei. Dass die Volatilität des Gesamtmarktes vergleichsweise niedrig blieb – das Angstbarometer VIX notiert aktuell bei tiefen 17.44 – liegt an den tiefen Korrelationen zwischen den einzelnen Aktien: Impulse durch Themen wie künstliche Intelligenz oder handelspolitische Schlagzeilen haben einzelnen Aktien teils kräftigen Aufwind verliehen, bei anderen jedoch zu Kursverlusten geführt. Sollte sich jedoch zeigen, dass die hohen KI-Investitionen keine entsprechenden Erträge generieren – bei gleichzeitig verhaltenem Konjunkturumfeld – dürfte das Risiko für den Gesamtmarkt deutlich steigen. In der Folge wären sowohl höhere Volatilität als auch stärkere Korrelationen an den Aktienmärkten zu erwarten, und damit einhergehend tiefere Kurse. Solche Szenarien gehören nicht zu unseren Basiserwartungen, dennoch sichern wir unsere Portfolios mit entsprechenden Strategien dagegen ab. Ohne die vorherrschenden Risiken zu vernachlässigen, blicken wir somit vorsichtig optimistisch in die weitere Zukunft.
Eine weitere Zinssenkung seitens der US-Notenbank Fed war vom Markt bereits erwartet worden und so überraschte der Zinsschritt um -25bps nicht, auch wenn Fed-intern scheinbar stark abweichende Ansichten herrschten. An einer weiteren Zinssenkung im Dezember äusserte Fed-Chef Jerome Powell jedoch Zweifel und verglich die aktuelle Situation angesichts fehlender Wirtschaftsdaten durch den Regierungsstillstand mit dem „Fahren im Nebel“. Die Erwartung einer weiteren Zinssenkung im Dezember fiel darauf von 87 % auf 74 %. Der Goldpreis ist, nachdem er zwischenzeitlich auf fast USD 4'400 notierte, temporär unter die Marke von 4’000 USD pro Feinunze gefallen und notierte zuletzt bei USD 4'002.28. Wohlgemerkt liegt die Performance für den Monat Oktober damit nach wie vor bei 4.8% in CHF. Der starke Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr wurde durch geopolitische Unsicherheiten, hohe Staatsverschuldung und die Schwäche des US Dollars begünstigt. Auch Zentralbanken kauften Gold zur Diversifikation, allerdings hat sich deren Nachfrage zuletzt abgeschwächt. Wir bleiben trotz kurzfristiger Unsicherheit langfristig optimistisch und sind ab der jüngsten – aus unserer Sicht gesunden – Kurskorrektur nicht wirklich überrascht. Im Oktober präsentierte sich der Schweizer Franken gegenüber den meisten bedeutenden Währungen in robuster Verfassung – mit Ausnahme des US-Dollars. Besonders deutlich fiel die Abwertung des japanischen Yen aus, der nach der Wahl von Sanae Takaichi fast 3% gegenüber dem Franken verlor.
Die Finanzmärkte setzten im Grossen und Ganzen den Aufwärtstrend der vorangehenden Monate fort. Vielerorts liest man inzwischen Berichte über eine mögliche Blase an den amerikanischen Aktienmärkten mit Vergleichen zur Dot-Com-Blase. Andernorts wird der aktuelle KI-Hype nicht als übertrieben betrachtet, zumal die Rally durch reale Gewinne gestützt sei. Nüchtern betrachtet lassen sich beide Sichtweisen nachvollziehen. Die vorherrschende tiefe Volatilität stellt vor diesem Hintergrund eine willkommene Tatsache dar, zumal sich ein Portfolio – ohne auf allfällige weitere Kursgewinne verzichten zu müssen – zu günstigen Konditionen absichern lässt. Weiter haben wir in der ersten Oktoberhälfte in Anbetracht der rasanten Preisentwicklungen bei Gold und Silber mehrere Rebalancings vorgenommen, sowohl bei den Edelmetallpositionen selber, als auch bei unserer Goldminenaktienallokation. Unsere Portfolios bleiben somit gut diversifiziert und wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft.