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Allgemein

In den USA stehen die Präsidentschaftswahlen anfangs November vor der Tür – insgesamt wurden bisher mehr als 2.8 Milliarden USD für den Wahlkampf ausgegeben. Landesweit hat Harris einen knappen Vorsprung von gut einem Prozentpunkt vor Trump, laut Umfragen hat Letzterer jedoch in sechs von sieben wichtigen Swing States einen hauchdünnen Vorsprung. Je nach Ausgang der Wahlen sind für die Fiskalpolitik deutlich unterschiedliche Akzente in den USA zu erwarten. Die Ausgabenfreude ist aber in beiden politischen Lagern vorhanden. An den Finanzmärkten spielten die US-Wahlen bisher hingegen keine grosse Rolle. Gemessen am Citi Earnings Revision Index wurden die Gewinnerwartungen für den S&P 500 im Schnitt eher nach unten angepasst. Demgegenüber steht der Citi Economic Surprise Index, der auf stärker als erwartete US-Wirtschaftsdaten hindeutet. Die Wirtschaft in den USA scheint denn auch weiterhin robust zu wachsen, während das Wachstum in der Eurozone mit einer Konsenserwartung für das Quartal von lediglich 0.2% eher dürftig ist. Eine mögliche Erklärung für die schleichende wirtschaftliche Entwicklung Europas ist die vergleichsweise hohe Sparquote – ein Problem, das auch in China vorherrscht. Anreize wie die Zinssenkungen der EZB sind willkommene Lösungsansätze, die zu einer tieferen Sparquote, mehr Konsum und höheren Investitionen beitragen könnten und auch die Massnahmen der chinesischen Regierung von Ende September sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ob die strukturellen Herausforderungen damit nachhaltig angegangen werden können, bleibt allerdings abzuwarten.

Aktienmärkte

Die Gewinnberichtssaison ist an den Aktienmärkten in vollem Gange, wobei rund drei Viertel der Unternehmen des S&P 500 bisher die Analystenerwartungen übertrafen. Nichtsdestotrotz waren die eingepreisten Zukunftserwartungen der Investoren teilweise noch höher. So vermochte beispielsweise Microsoft zwar die Gewinnschätzungen zu übertreffen, die Aktie verlor im Anschluss an die Veröffentlichung der Resultate wegen des unter den Erwartungen liegenden Ausblicks dennoch 6%. Auch Meta und Apple enttäuschten die Investoren mit einem verhaltenen Ausblick oder anhaltend hohen KI-Investitionen. Die Anleger sind skeptisch ob sich die massiven Ausgaben in die künstliche Intelligenz auszahlen werden – bisher haben Sie dafür noch keine Anhaltspunkte. Alphabet und Amazon.com hingegen überzeugten die Anleger. Weltweit schaffte es nur der Nikkei 225 ins Plus (+3%), jedoch mit massivem Rückenwind einer schwächeren Währung (in CHF verliert der Index -0.7% und in USD -3.1%). Die nun verbleibenden beiden Monate November und Dezember gehören statistisch üblicherweise zu den stärksten Aktienmonaten des Jahres, allerdings dürfte der weitere Jahresverlauf stark von der weiteren Entwicklung der Gewinnberichtssaison und den Wahlen abhängen. Einerseits wurden die Gewinnerwartungen nach unten angepasst, was die Wahrscheinlichkeit für positive Überraschungen erhöht, andererseits ist das Bewertungsniveau aktuell hoch. Sollten die Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen oder mit einem schwächeren Ausblick überraschen, könnten sich November und Dezember im Vergleich zum statistischen Erwartungswert eher atypisch entwickeln.

Zinsen / Währungen / Rohstoffe

Nachdem das Zinsniveau bis Ende September kontinuierlich gefallen ist, haben die Marktteilnehmer ihre Wetten auf tiefere Zinsen im Anschluss an die stärker als erwarteten Wirtschaftsdaten nach oben korrigiert. Erwartete der Markt Ende September für den USD noch drei Zinssenkungen bis Ende Jahr, sind es mittlerweile nur noch zwei. Die Zinskurve hat sich in diesem Zeitraum zwar praktisch nicht verändert, jedoch ist die Rendite sowohl für 2-jährige als auch für 10-jährige US-Staatsanleihen im Monatsverlauf um gut 50 Basispunkte auf 4.2% bzw. 4.3% angestiegen. In der Schweiz bewegen sich die Verfallrenditen mit 0.39% für 2-jährige respektive 0.41% für 10-jährige Staatsanleihen derweil auf wesentlich tieferen Niveaus und am kürzeren Ende der Zinskurve ist die Rendite im Monatsverlauf sogar leicht gefallen. Bemerkenswert war im Oktober insbesondere auch die Entwicklung der Preise für Edelmetalle, die dem Anstieg des Zinsniveaus trotzten. Gold und Silber legten um 4.1% respektive 4.8% zu, Palladium gar um 11.6%. Der US-Dollar Index legte um 3% zu. Im Fokus standen zudem die englischen Gilts, welche nach der Verkündung des neuen Budgets wieder deutlich an Wert einbüssten. Ein Vergleich zum Mini Budget vom September 2022, bei welchem der Anleihenmarkt revoltierte, wäre diesmal übertrieben obwohl die Renditedifferenz von englischen Gilts zu deutschen Bunds das Niveau von 2022 erreichen. Derzeit befindet sich die Inflation in England zumindest auf dem richtigen Trend, so dass die Bank of England eher Handlungsspielraum hat.

Positionierung

Die jüngst veröffentlichten Wirtschaftsdaten lassen nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Rezession schliessen. Mittelfristig stimmen uns die Abkühlungstendenzen am US-Arbeitsmarkt sowie die Kürzung der Kreditbücher bei den Banken, die mit höheren Kreditkosten für die Konsumenten einherging, vorsichtig und wir beobachten die Entwicklung. Europa dürfte auch in naher Zukunft eher dürftig wachsen. Weitere Zinssenkungen setzen hier zwar die richtigen Anreize, üblicherweise wirken sich Veränderungen des Zinsniveaus jedoch erst mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten auf die Wirtschaft aus. Vor dem Hintergrund der weltweit hohen Staatsverschuldung bevorzugen wir aktuell Aktien und Realwerte gegenüber Anleihen und diversifizieren die Portfolios mitunter auch durch eine Allokation in Edelmetallen. Für allfällige negative Überraschungen sind wir mit Absicherungen nach wie vor gut gewappnet und unser Fokus auf Qualitätsunternehmen zahlt sich langfristig immer aus.

 

Marktdaten Monatschart