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Allgemein

Die Aktienmärkte haben nach einem von Volatilität und Rückschlägen geprägten September neuen Schwung erhalten. Trotz mannigfaltiger Unsicherheitsfaktoren wie hohe Energiepreise, Lieferkettenengpässe und Inflationsdruck (siehe Fokus), kehrte Optimismus an die Märkte zurück. Die Mitte Oktober gestartete Gewinnberichtssaison zum dritten Quartal verläuft bisher positiv. Rund die Hälfte der Unternehmen im S&P 500 haben inzwischen ihre Resultate publiziert. Die Erwartungen konnten beim Gewinn je nach Sektor deutlich übertroffen werden (Energie, Finanzen, Gesundheit). Das Gewinn- und Umsatzwachstum liegt bei gut 38% bzw. 17%. In Europa überzeugen die Wachstumsraten in einem vergleichbaren Ausmass, auch wenn die Überraschungsquote etwas tiefer ausfällt. Der Evergrande-Konzern in China vermied im Oktober zum zweiten Mal den Zahlungsausfall. Laut verschiedenen chinesischen Regierungsstellen können die Risiken für die Wirtschaft und das Finanzsystem rund um den Immobilienkoloss eingedämmt und kontrolliert werden. Positive US-Einzelhandelsumsätze und ein überraschend gestiegener Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor haben den Wirtschaftsausblick positiv unterstrichen. Jedoch ist das US-BIP im dritten Quartal (Hochrechnung auf das Jahr) real nur um 2% gewachsen, während die Inflation weiterhin über 5% liegt. An der Zinsfront hat sich der starke Inflationsdruck im Gleichschritt mit rückläufigen Rohstoffpreisen abgeschwächt. Entsprechend sind die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen seit Monatsmitte in der Tendenz rückläufig.

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte setzten nach einem schwachen September zu einer Erholung an. In den USA erklommen die Hauptindizes neue Höchststände. Die Kursgewinne fielen in den USA mit +6.9% im S&P 500 am stärksten aus. Bei den Sektoren gehörten Energie und zyklischer Konsum mit einem Plus von mehr als 10% zu den Gewinnern. Fehlende Kapazitäten dürften die Energiepreise weiter unterstützen, weshalb uns der Energiesektor weiterhin gefällt. Bei den Technologiegiganten sind die Engpässe bei den Lieferketten je nach Geschäftsmodell mehr oder weniger zu spüren. Apple und Amazon.com enttäuschten die Anleger beim Ausblick und den publizierten Quartalszahlen, während die auf Software und Dienstleistung ausgerichteten Microsoft und Alphabet die Erwartungen deutlich übertreffen konnten. Die Volatilität ist wieder auf tiefe Niveaus gefallen (VIX bei 16.3) und die Anlegerstimmung hat sich entsprechend verbessert. In Europa fielen die Kursgewinne mit Werten zwischen 2.5% und 5% etwas tiefer aus. Der CSI 300 in China konnte lediglich knapp 0.9% zulegen, während der Shanghai Composite mit -0.6%) in der Verlustzone notiert.

Zinsen

Steigende Energiepreise, Lieferengpässe und ein pandemiebedingter Nachholbedarf treiben die Inflationserwartungen weiter an. In Europa erreichten diese den höchsten Wert seit 1993. Die Konsumentenpreise erreichten in den USA mit 5.4% den höchsten Stand in 13 Jahren. Die Produzentenpreise in China stiegen um 10.7% an und markierten damit einen Höchstwert seit Mitte der neunziger Jahre. Die Kombination von höherer Inflation, einem auf hohem Niveau abnehmenden Wachstum, bevorstehende Drosselungen der expansiven Geldpolitik und Erwartungen an erste Zinserhöhungen in den USA Ende 2022 liessen die kurzfristigen Zinsen markant ansteigen. Die langfristigen Nominalzinsen tendierten in den vergangenen zwei Wochen aber bereits wieder leicht rückläufig. Nachdem die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen kurzzeitig auf über 1.7% anstiegen, notieren diese aktuell wieder unter 1.6%. Die Zinskurve hat sich dadurch jüngst etwas verflacht. Die pandemiebedingten Kräfte, welche Angebot und Nachfrage in ein Ungleichgewicht brachten, dürften in den kommenden Monaten nachlassen und damit wird sich auch der Inflationsdruck abschwächen. Die Renditen zehnjähriger Eidgenossen liegen trotz Anstieg weiterhin im negativen Bereich mit -0.08%. Ihre Pendants aus Deutschland notieren bei -0.11%. Die Realrenditen dürften aber noch eine Weile im tief negativen Bereich verweilen (Schweiz -0.6%, USA -2.5% für zehnjährige Laufzeiten) weshalb Obligationen insgesamt wenig attraktiv bleiben.

Währungen / Rohstoffe

Die nachgelagerten Effekte des Coronaschocks sind weiterhin spürbar. So hat sich beispielsweise der Erdölpreis weiter verteuert (WTI +11.8% und Brent +7.9%), während sich der Gaspreis allmählich von seinen Höchstständen gelöst hat. Die Energiekrise dürfte uns noch eine Weile beschäftigen – dass sich die starken Preissteigerungen der vergangenen Monate im gleichen Ausmass fortsetzen, bezweifeln wir aber. Dieser Einschätzung stehen jedoch geopolitische Risiken, mangelnde Kapazitäten und pandemieabhängige Entwicklungen (Arbeitsmarkt, Konsum usw.) gegenüber. Bei den Metallen glänzten Gold (+1.5%), Silber (+7.8%) und die weit verbreiteten Industriemetalle Kupfer (+6.2%) und Nickel (+8.4%).

Ausblick

Mit Blick auf das Jahresende sind wir positiv gestimmt. Die Negativüberraschungen bei den Konjunkturdaten sowie die Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage dürften bald hinter uns liegen. Der coronabedingte Nachholeffekt bei den Konsumenten, gepaart mit höheren Investitionsausgaben der Unternehmen bei weiterhin tiefen Zinsen, unterstützen das Wachstum. Entsprechend unserer Einschätzung sind Aktien vor Nominalwerten zu bevorzugen. Unser Fokus liegt bei Qualitätsaktien aus den Sektoren Technologie, Industrie, Gesundheit, Energie und Finanzen. Der USD dürfte sich weiter abschwächen, während der EUR zur Stärke neigen dürfte. Wir halten an einer hohen CHF-Allokation fest.

 

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