10 / 20

Allgemein

Der Verlauf der Aktienmärkte war im Oktober von hoher Volatilität geprägt. Dass sich US-Präsident Trump Anfang Oktober mit dem Corona Virus infiziert hatte, sorgte nur kurzzeitig für Unsicherheit. Die US-Märkte tasteten sich bis Mitte Monat nahezu an die Allzeithöchststände heran bevor die steigenden COVID-19 Fallzahlen und die damit verbundenen teils scharfen Lock-Down Massnahmen in Europa zu starken Verkäufen an den Märkten führten. Die ausbleibende Einigung in den Gesprächen zum nächsten US Stimuluspaket sorgte für zusätzlichen Verkaufsdruck. Wegen der nach wie vor unsicheren Lage hat die EZB verlauten lassen, dass das Pandemie-Programm («Pandemic Emergency Purchase Programe», oder kurz «PEPP») ab Dezember verstärkt wird. Die nächsten Lockerungsmassnahmen der EZB könnten denn auch breiter angelegt sein als lediglich eine Ausweitung des Anleihenkaufprogrammes der bisher erwarteten 500 Mia. EUR. Eine Ausweitung der übrigen Anleihenkäufe («APP») oder gar eine Senkung des Leitzinsens, welcher aktuell bei 0% liegt, ist inzwischen ebenfalls denkbar. Das Zuwarten bis Dezember scheint wegen der noch offenen US-Präsidentschaftswahlen und dem immer noch hängigen BREXIT sinnvoll, denn die Umfragewerte für den Dienstleistungssektor in Europa haben bereits vor dem Anstieg der Corona-Fallzahlen auf eine erneute, deutlichere Kontraktion hingewiesen. Christine Lagarde hat jedoch auch darauf hingewiesen, dass der fiskalische Impuls für die Unterstützung der europäischen Wirtschaft genauso wichtig ist. Der Showdown in den US-Präsidentschaftswahl geht gleich in der ersten Novemberwoche los. Am 4. November werden wir hoffentlich mit genügend Klarheit wissen, wer der neue Präsident der grössten Volkswirtschaft sein wird. Das schlimmste Szenario für die Börsen wäre ein sehr knappes, anfechtbares Resultat, welches über Wochen Unsicherheit und einen politischen Stillstand bedeuten könnte. Gemäss Umfragen liegt Donald Trump deutlich hinter Herausforderer Joe Biden. Der Vorsprung Bidens ist mittlerweile wesentlich stabiler und grösser als Clintons Vorsprung vor vier Jahren. Auch die bisher hohe Wahlbeteiligung spricht eher für Biden, da diese die Umfragegenauigkeit erhöhen. Trumps Hoffnung stützt damit wieder auf den Swing-States, bei welchen die Überraschungen für den Wahlausgang liegen.

Aktienmärkte

Die Finanzmärkte verloren teilweise drastisch. Einzig die asiatischen Märkte konnten dem Ausverkauf Stand halten. Mit Abstand am meisten verlor der deutsche DAX, welcher zusätzlich unter den schlechten Quartalszahlen von SAP über 9% verlor. Auch der sonst defensive Schweizer Markt rutschte um knapp 6% ab. Die US-Märkte waren dank dem hohen Technologie-Schwergewicht nur leicht im Minus und bestätigten damit unsere regionalen Übergewichte. Die Gewinnausweise der Schwergewichte Apple, Alphabet und Amazon.com präsentierten starke zahlen, jedoch reagierten die Anleger unterschiedlich auf die Berichte. Der japanische Nikkei verlor lediglich 0.9%. Der Ausgang der Wahlen dürfte für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte vor allem Implikationen auf die verschiedenen Sektoren haben. Unter den Demokraten könnten Energieaktien (insbesondere Ölaktien) oder auch Bankenaktien und Technologiewerte auf Gegenwind stossen. Hingegen würden Unternehmen der Kategorie «Grüne» Energie Aufwind erhalten. Sollte Trump erneut gewinnen, wäre vermutlich ein breites Reliefrallye zu erwarten (Kontinuität, anhaltend tiefe Unternehmenssteuern).

Zinsen

In den USA stiegen die Zinsen überraschend deutlich an. Der Zinsmarkt schaut damit klar über die «zweite Welle» der Corona-Zahlen hinweg und antizipiert ein Umfeld von steigender Inflation/Wachstum, insbesondere auch aufgrund des zu erwartenden Fiskalstimulus. Die Rendite 10-jähriger US Treasuries stieg auf über 0.82% an. Anders in Europa, wo die Zinsen unter den angekündeten Lock-Down Massnahmen und der sehr expansiv anmutenden EZB weiter sanken.

Währungen / Rohstoffe

Der USD tendierte zum CHF seitwärts und der EUR rutschte wieder unter 1.07 Franken. Gold und Silber schlossen nur leicht verändert. Der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte WTI liess unter der Covid-19 verursachten Nachfrageschwäche und einem unveränderten Angebot mit über -11% deutlich nach. Agrarrohstoffe wie Mais oder Baumwolle profitierten weiter von einer anhaltenden Dürre.

Ausblick

Die Aktienmärkte sind wieder weitgehend im Corona-Dilemma. Bis vor wenigen Wochen hat niemand mit erneuten Lock-Down Massnahmen gerechnet. Entsprechend gross waren damit auch die Kursrückschläge an den Aktienmärkten, vor allem jedoch in Europa, wo nationale Ausgangssperren wieder Realität sind. Die Politiker versuchen Nutzen und Schaden der Teil-Lockdowns abzuwägen. Die Wirtschaft soll so weit wie möglich weiterlaufen, nicht unentbehrliche Geschäfte werden jedoch in Frankreich und Deutschland tendenziell geschlossen. Die kommenden Wirtschaftszahlen werden daher umso stärker beachtet, um ein Gefühl für die Auswirkungen der verschärften Massnahmen zu bekommen. Dem harschen Umfeld stehen nach wie vor maximale geld- und fiskalpolitische Massnahmen der Ordnungsträger gegenüber, welche die Realwerte mittelfristig stark unterstützen. Die Welt wird Zeuge von rekordverdächtigen Haushaltsdefiziten seit der Nachkriegszeit 1946 (siehe Fokus). Bis Klarheit zu den US-Wahlen herrscht, positionieren wir uns etwas vorsichtiger, obwohl wir mittelfristig trotz allen derzeit negativen Schlagzeilen wegen den grosszügigen Stimuli und einer mittelfristig zu erwartender wirkungsvoller Impfung gegen das Coronavirus optimistisch für die Aktienmärkte sind.

 

FokusMarktdaten