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Allgemein

Der Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in Athen signalisierte den Märkten Anfangs Oktober, dass Griechenland bis auf weiteres in der Eurozone gehalten werden soll und der Wille zur Lösungsfindung vorhanden ist. Der IMF wiederum gestand ein, dass der Einfluss der Austeritätsmassnahmen in Griechenland auf das BIP-Wachstum unterschätzt wurde und eine Strategieanpassung nötig sein dürfte. Spanien beantragte weiterhin keine Finanzhilfe beim ESM, womöglich da sich Präsident Rajoy dank dem Wahlsieg seiner Partido Popular in Galizien in seiner Strategie bestärkt fühlte. Die Wirtschaftsdaten aus Europa fielen weiterhin ernüchternd aus. Viele Einkaufsmanagerindizes verharrten auf tiefen Niveaus, auch vorlaufende Indikatoren aus der Konjunkturlokomotive Deutschland schwächten sich weiter ab. Erfreulichere Zahlen vermeldeten China und die USA. Trotz politischer Unsicherheiten vor den US-Wahlen (siehe Fokus) schien die Konsumentenstimmung nicht zu leiden. Im Reich der Mitte stabilisierten sich sowohl Binnenkonsum als auch die Exportvolumen weiter, teilweise machte sich sogar eine leichte Wiederbelebung bemerkbar.            

Aktien

Viele Aktienindizes schlossen im roten Bereich. Der Dow Jones verlor -2.5%, der Nasdaq in USD gar -4.5%. Negative Impulse lieferten insbesondere die Quartalszahlen. Einige prominente Blue Chips verfehlten nicht nur die Erwartungen, sondern senkten auch den Ausblick für den Rest des Jahres, was teilweise ganze Sektoren nach unten zog. Gemäss Daten von Bloomberg legten allerdings 72% aller US-Firmen Zahlen über den Erwartungen vor. Jedoch senkten im Oktober 164 Firmen den finanziellen Ausblick, während nur 92 Unternehmen eine Verbesserung in Aussicht stellten. Die Handelsvolumen blieben rund 30% unter den Werten vom Oktober 2011. Die Volatilität stieg von den äusserst tiefen Septemberlevels wieder etwas an.

Obligationen

Die Spreads italienischer und spanischer Staatsanleihen verengten sich im Monatsvergleich nochmals leicht. 10-jährige Eidgenossen rentierten weiterhin mit tiefen 0.5%. In den USA stiegen die langfristigen Zinsen dank etwas verbesserter Wachstumsaussichten von 1.6% auf 1.7% an. Die Federal Reserve bekräftigte nochmals, pro Monat 40 Mrd. USD an langfristigen Anleihen kaufen zu wollen, solange es die Wirtschaftslage erfordern würde. Beachtung fand auch die Meldung, Ben Bernanke wolle sich ungeachtet des Wahlausgangs nicht zur Wiederwahl stellen.

Das Emissionsvolumen am Anleihenmarkt blieb weiterhin hoch. In den USA wurden Anleihen im Wert von rund USD 173 Mrd. emittiert, verglichen mit USD 116 Mrd. im Oktober 2011.

Währungen

Bei den Währungen fiel vor allem die Yen-Schwäche auf. Mit einem negativen wirtschaftlichen Ausblick, auch aufgrund des Handelsstreits mit China, und hartnäckiger Deflation, gab die Bank of Japan Ende Oktober eine weitere quantitative Lockerung im Umfang von 11 Billionen Yen bekannt. In Antizipation dieser Ankündigung verlor der Yen gegenüber dem US-Dollar im Monatsverlauf -2.43%. Der chinesische Yuan wertete gegenüber dem US-Dollar um rund 0.8% auf. Gut möglich, dass die chinesische Regierung der scharfen Wahlrhetorik aus den USA etwas Wind aus den Segeln zu nehmen gedachte.

Ausblick

Die US-Wahlen markieren das zentrale Ereignis des Novembers. Klar wird dann, ob die USA in den nächsten zwei Jahren weiterhin ohne stabile Mehrheitsverhältnisse regiert werden. Auch der Kurs der US-Notenbank wird neu bestimmt. Unter Mitt Romney dürfte Anfangs 2014 ein deutlich restriktiverer Notenbankpräsident nominiert werden. Der US-Dollar und die Zinskurve dürften also unmittelbar nach den Wahlen reagieren. Ob die „Fiscal Cliff“ erfolgreich umschifft werden wird, dürfte sich aber erst Ende Dezember nach ausgiebigem Machtpoker zeigen.

In Europa soll Griechenland bis spätestens am 12. November eine Hilfstranche über EUR 31.5 Milliarden erhalten. Die finalen Verhandlungen mit der Troika dürften schwierig bleiben, der Druck zur Lösungsfindung ist aber hoch, weshalb wir von einem erfolgreichen Ausgang ausgehen. Ob Spanien nach den US-Wahlen Hilfe beim ESM beantragen wird, bleibt ungewiss. Der mittelfristige Refinanzierungsbedarf des Landes bleibt auf jeden Fall hoch. Aufgrund der breiten Unterstützung der Notenbanken und der Tatsache, dass vielen Firmen trotz Flaute erstaunlich robuste Zahlen liefern, spricht aber weiterhin für eine ausgewogene Aktienquote, wir werden Schwächen also eher für Zukäufe nutzen.

 

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