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Allgemein

Der September ist sich seinem bereits schlechten Ruf innerhalb der Finanzgemeinde auch in diesem Jahr gerecht geworden. Im Schnitt ist dieser Monat der schlechteste seit 1950. Viele der weltweiten Aktienmärkte gaben erstmal seit dem Märzausverkauf wieder deutlich nach. Angeführt wurde die Schwäche von den zuvor ununterbrochen heiss gelaufenen US-Technologiewerten. Die Korrektur scheint nach den starken Gewinnen der Vormonate damit eine willkommene Bereinigung. Erneut ansteigende Corona Fallzahlen und Israel, welches wieder in den «Lockdown» trat, gaben den Aktienanlegern zusätzlichen Gründe zu Gewinnmitnahmen. Es ist weiterhin unklar ob der menschliche Körper eine Immunität gegen das Virus entwickeln kann und wenn dem so wäre, wie lange diese anhält. Die Frage zur Immunität ist insofern wichtig, weil die Staaten damit die Bewegungseinschränkungen besser steuern bzw. lockern könnten. Mittlerweile nimmt der Wahlkampf in den USA an Fahrt auf und im ersten TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden gab es keinen deutlichen Gewinner. In den Umfragen wird weiterhin Joe Biden als Gewinner gehandelt. Rein statistisch steht es für Donald Trump’s Wiederwahl auch nicht sehr gut: Viele Wirtschaftsindikatoren, welche wegen dem Coronavirus stark eingebrochen sind, sprechen gegen eine Wiederwahl (siehe FOKUS). Die Daten sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, denn immerhin handelt es sich nach der bereits angelaufenen starken V-Erholung eher um Ausreisser. Ab Mitte Oktober wird die Berichterstattung zum 3. Quartal eingeläutet. Diese wird wiederum etwas Aufschluss darüber geben wie gut die Unternehmungen im harschen Umfeld gewirtschaftet haben.

Aktienmärkte

Der technologielastige Nasdaq 100 in den USA verlor fast 6% und zog damit auch den breiteren S&P 500 nach unten (-3.8%). Der Euro Stoxx 50 büsste über 2.4% ein und testete zeitweise die seit mehreren Monaten etablierte untere Begrenzung einer breiten Handelsspanne. Positiv fielen der Schweizer und der japanische Markt auf. Beide Indices legten im schwachen Weltmarkt leicht zu. Trotz der Schwäche im Nasdaq, bleibt dem Technologieindex der erste Platz, gefolgt vom chinesischen Aktienmarkt, auf Jahressicht erhalten. Schlusslichter bilden die europäischen Märkte Spanien (-29.6%), England (-22.2%) und Frankreich (-19.6%). Mit dem nach wie vor ungelösten COVID-19 Problem, dürfte unserer Ansicht der Technologiesektor seine relative Stärke noch etwas beibehalten. Wir haben die Schwäche im September daher für Zukäufe im Tech-Segment genutzt. Die Gewinnerwartungen für den Gesamtmarkt sind auch für das 3. Quartal sehr niedrig. Das Gewinnwachstum wird für die US-Aktien bei -22% erwartet und würde damit auch das schlechteste Jahr seit 2009 in Sachen Gewinnwachstum markieren. Bei den Sektoren Technologie, Versorger und Gesundheit wird nur ein marginaler Gewinnrückgang (-0.5% bis -3%) erwartet. Der stärkste Gewinnrückgang ist im Energiesektor (-108%) gefolgt vom Industriezweig (-61%) zu erwarten.

Zinsen

Die Zinsen bleiben auf sehr tiefem Niveau betoniert, wobei die Bewegungen nicht der Rede wert waren. Für höhere Zinsentendenzen braucht es wohl erstens eine Einigung im US-Haushaltsstreit, zweitens eine brauchbare Impfung für das Coronavirus, drittens sich verbessernde Konjunkturdaten und schlussendlich ein Regimewechsel zu vermehrt restriktiverer Geldpolitik der Zentralbanken, ausgelöst durch inflationäre Tendenzen.

Währungen / Rohstoffe

Mit der einkehrenden Risikoaversion war der USD für einmal bei den Gewinnern unter den G10 Währungen. Es kommt daher auch nicht überraschend, dass die Rohstoffe und Edelmetalle zu Schwäche neigten. Der Preis für die Unze Silber war am härtesten betroffen und rutschte 17% ab, Gold verlor über 4% zum USD. Der Preis für Bauholz korrigierte um über 34% nachdem dieser in den Vormonaten eine Rekordrallye hingelegt hat. Das Treiben in diesem Markt ist ein Hinweis auf eine starke Bautätigkeit in den USA, welche auch durch die expansive Gelpolitik der US-Notenbank befeuert wird.

Ausblick

Die US-Wahlen werden die Schlagzeilen nun deutlicher dominieren. Im besten Fall verlaufen die Wahlen mit einem klaren Sieger. Die Börsen goutieren jeweils eine Wiederwahl des Amtsinhabers deutlich stärker als einen Regierungswechsel. Vermutlich käme ein Wahlsieg von Joe Biden bei gleichzeitig republikanisch dominierendem Kongress schlecht bei den Finanzmärkten an. Die Entwicklung der Aktien im Oktober könnten bereits ein Hinweis auf den nächsten US-Präsidenten geben (siehe FOKUS) – denn starke Monate treten meist auf, wenn der Amtsinhaber wiedergewählt wird. Unschön wäre, wenn das Resultat derart knapp ausfällt, sodass noch länger Unsicherheit bezüglich der nächsten Regierung bestünde. Hinsichtlich der Wahlen werden wir im Oktober sinnvolle Portfolioabsicherungen prüfen und allenfalls auch davon Gebrauch machen. Mittelfristig sind wir angesichts der aktuellen Faktenlage dennoch weiterhin positiv gestimmt. Die Stimmung der Investoren ist trotz der gestiegenen Aktienpreise weiterhin nicht in eine Euphorie gemündet – im Gegenteil, nur Wenige Investoren sind gemäss Umfragen positiv zu den Aktien gestimmt.

 

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