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Allgemein

Auch der September brachte keine Lösung der Schuldenkrise in Europa. Der im Juli beschlossenen Erweiterung des Europäischen Stabilitätsfonds stimmten zwar die meisten Länder zu, europakritische Länder wie Holland oder die Slowakei lassen sich aber noch bis Mitte Oktober Zeit, um das Vertragswerk zu ratifizieren und drohen sogar mit dessen Ablehnung. Trotzdem wurde nun bereits über eine erneute Vergrösserung des Fonds diskutiert, da erkannt wurde, dass eine geordnete Restrukturierung der Griechenlandschulden einen starken Schutzschild für Spanien, Italien und die Banken voraussetzt. Letztere haben gemäss Analysen einen Kapitalbedarf von minimal EUR 150 Mrd. In den USA nahm die im Sommer eingesetzte Kommission zur Ausarbeitung von Sparmassnahmen ihre Arbeit auf. Die Fronten zwischen den Parteien bleiben jedoch verhärtet und die Republikaner als Profiteure einer schleppenden Wirtschaft im Wahljahr 2012 werden kaum zu Kompromissen bereit sein und auf drastische Sparmassnahmen pochen. In der öffentlichen Diskussion vermochte das Land indes geschickt von den eigenen Problemen abzulenken und Europa als Kern aller Probleme darzustellen. Bis am 23. November muss die Kommission Resultate liefern und spätestens dann dürften auch die USA wieder im Fokus der Anleger stehen.

Aktien

Manche Aktienindizes erreichten im September neue Jahrestiefs, konnten sich jedoch zu Monatsende aufgrund von short-coverings zwischenzeitlich wieder etwas erholen. Trotzdem litten Indizes wie der DAX (-4.9%) oder der S&P 500 (-7.2%) insgesamt deutlich unter Eurokrise und Rezessionsängsten. Die Volatilität blieb nach wie vor hoch, Tagesschwankungen von 5% waren bei vielen Indizes erneut an der Tagesordnung. Zwar gilt nach wie vor, dass die Aktienkurse vieler Unternehmen bereits einen Gewinnrückgang von 20-30% vorwegnehmen und so für langfristige Investoren Kaufgelegenheiten darstellen. Kurzfristig ist der Markt aber hin- und hergerissen zwischen Chancen und Risiken (siehe Fokus). Da sich die Volatilität mittelfristig wieder normalisieren dürfte, haben wir das aktuelle Niveau benutzt, um über Derivatestrukturen Volatilität zu verkaufen und so an einer Normalisierung zu partizipieren.

Obligationen

In den USA fiel die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen zwischenzeitlich auf 1.7% und somit unter das Rekordtief von 1944. Dank der Ankündigung der FED, langfristige Anleihen gegen kürzere zu tauschen, fiel auch die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen auf ein Tief von 2.8%. In der Schweiz fiel die Rendite 10-jähriger Eidgenossen auf 0.94%. Anlagevehikeln mit einer hohen Duration, wie zum Beispiel dem Pictet 40 Index, verhalf diese Entwicklung zu starken Kursgewinnen. Die Kreditaufschläge vieler Staats- und Unternehmensanleihen stiegen im September nochmals deutlich an. Credit Default Swaps auf griechische Staatsanleihen zum Beispiel implizieren über 5 Jahre hinweg eine Ausfallwahrscheinlichkeit von nahezu 100%. Auch Spreads von Banken litten erneut stark, hohe Geld-Brief-Spannen liessen zudem auf mangelndes Investoreninteresse schliessen. Wandelanleihen fielen teilweise derart stark, dass die implizite Optionsprämie in manchen Fällen äusserst günstig zu haben war. Dies haben wir genutzt und über einen Fonds Positionen aufgebaut.

Währungen

Die SNB intervenierte im September zum ersten Mal seit 1978 wieder explizit im Devisenmarkt und legte einen Mindestkurs zum Euro von 1.20 fest. Mit Rückendeckung von der Politik konnten die Märkte bislang davon überzeugt werden, dass der Kurs gehalten wird. Auch die Androhung weiterer Schritte seitens der SNB hielt viele davon ab, nochmals gegen die SNB zu spekulieren.  Als Hauptmotiv für die Intervention gab die Bank vor allem den Schutz des exportorientierten Werkplatzes an, mit dem Ziel, eine breit diversifizierte Schweizer Volkswirtschaft zu erhalten. In der Tat zeigt das Beispiel Grossbritannien, dass eine zu einseitig spezialisierte Volkswirtschaft Gefahren birgt. Das Land leidet seit Ausbruch der Finanzkrise nachhaltig unter der Schwäche des wichtigen Bankensektors: Real liegt das BIP Grossbritanniens nach wie vor 3.8% unter dem Höchst von 2008. Der Yen neigte zu einer nicht nachvollziehbaren Stärke, obwohl der Aktienmarkt mit einem neuen Mehrjahrestief eine schwache Wirtschaft anzeigt.

Ausblick

Trotz Fortschritten in der Bewältigung der Eurokrise wird auch im Oktober keine Normalität einkehren. Sobald der Europäische Stabilitätsfonds steht, wird die geordnete Restrukturierung von Griechenland wohl unausweichlich. Portugiesen und Iren dürften sodann kaum akzeptieren, dass ausgerechnet dem Land, das sich nicht an den Fahrplan des IMF hält, Schulden erlassen werden. So wird man kaum umhinkommen, diese zwei Länder ebenfalls zu restrukturieren. Sicher ist, dass auch eine „geordnete“ Restrukturierung mit vielen Unsicherheiten verbunden ist. Aus diesem Grund gehen einige Ökonomen davon aus, dass sich Europa im 2012 einer Rezession kaum entziehen kann. Für viele Firmen wird diese jedoch gut zu überstehen sein, da sie sich bereits in der letzten Krise fit getrimmt haben. Aufgrund der Unsicherheiten wird es aber noch eine Weile dauern, bis dies von den Investoren wieder anerkannt wird.

 

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