Die Arbeitslosenquote in den USA ist im August auf 4.3% gestiegen. Zurückzuführen ist dies einerseits auf vermehrte Entlassungen sowie andererseits auf eine erhöhte Teilnahme am Arbeitsmarkt. Diese allmähliche Abkühlung des amerikanischen Arbeitsmarkts, zusammen mit einer stetigen Rückkehr der Inflation in Richtung 2% haben die US-Notenbank FED dazu bewogen, erstmals seit langem konkreter über eine Lockerung der Geldpolitik zu sprechen. Während die Richtung für die Zinsen klar sei, hänge der Zeitpunkt sowie die Geschwindigkeit zukünftiger Zinssenkungen weiterhin von den Wirtschaftsdaten ab, so der Vorsitzende Jerome Powell. Es wird jedoch erwartet, dass ein erster Zinsschritt im September erfolgen wird. Auch in Europa sind die Inflationsraten rückläufig und auf dem Weg in Richtung Ziel der jeweiligen Zentralbanken. So ist die provisorische Inflationsrate Deutschlands für August mit -0.1% rückläufig, was auch für die Schweiz zutrifft – der Landesindex der Konsumentenpreise sank im Juli mit -0.2%. Weniger eindeutig ist das Bild bei den europäischen Einkaufsmanagerindizes: Während die PMIs des Verarbeitenden Gewerbes einiger europäischen Volkswirtschaften zwar auf eine Kontraktion hindeuten, befindet sich der Dienstleistungsbereich weiterhin im Expansionsterrain. Vor dem Hintergrund des vorrangigen Ziels der Europäischen Zentralbank EZB, nämlich der Gewährleistung von Preisstabilität, sollte eine weitere Zinssenkung zumindest nicht ausgeschlossen werden. Ein Ausreisser in Bezug auf die Geldpolitik ist die japanische Zentralbank, die ihren Leitzins Ende Juli auf 0.25% angehoben hat und damit wesentlich zu den Marktturbulenzen zu Monatsbeginn beigetragen hat. Nebst den anstehenden Zinsentscheiden der EZB und der SNB im September dürften sich die Märkte in den kommenden Wochen vermehrt mit den näher rückenden US-Präsidentschaftswahlen beschäftigen. Aus dem Osten gibt es nichts neues, der chinesischen Wirtschaft fehlt es nach wie vor an Wachstumsfantasie.
Der Monat August begann an den Aktienmärkten mit einer starken Korrektur. Ausgelöst durch die Zinserhöhung der japanischen Zentralbank wurde ein enormes Volumen an Carry Trades in japanischen Yen in einem immensen Tempo glattgestellt. Die Folge der Glattstellungen waren massive temporäre Kursverluste verschiedener globaler Aktienindizes. So handelte beispielsweise der S&P 500 zeitweise mehr als 7% tiefer als noch Ende Juli und der japanische Nikkei verlor in der schlimmsten Phase mehr als 20% innerhalb von drei Tagen (-12% allein an einem Tag). Hart traf es auch US-Technologiewerte, welche auf eine potenzielle Wachstumsverlangsamung sehr sensitiv reagieren. Dass die meisten Indizes sich im restlichen August derart rasch erholten spricht dafür, dass es sich bei den Verkäufen um eine hauptsächlich technisch bedingte Korrektur gehandelt hat, bei der fundamentale Fakten eine untergeordnete Rolle spielten. NVIDIA konnte die hoch gesteckten Erwartungen an den Gewinn, Umsatz und Marge zum Monatsende im Konsens zwar übertreffen, die Anleger zeigten sich dennoch enttäuscht, dass die höchsten Erwartungen nicht ganz erreicht wurden. Die Aktie sank tags darauf um 6.38%, während der Technologieindex Nasdaq 100 praktisch unverändert schloss. Derartige Bewegungen deuten darauf hin, dass die eingepreisten Erwartungen der Investoren in einigen Segmenten sehr hoch sind und sich ein Blick auf weniger heiss gelaufene Teile des Markts lohnen könnte. Der S&P 500 stieg damit im August um 2.4% und der Euro Stoxx 50 um 1.75% an. Der Swiss Performance Index notiert bei 16‘504.15 Punkten mit +0.90% höher und sogar der japanische Nikkei konnte seine Verluste begrenzen mit -1.16% im August. Der DAX und der SPI erreichten ein neues Allzeithoch.
Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen tendierte weiterhin in dieselbe Richtung wie in den vorangegangenen Monaten, nämlich tiefer. Nach einem Jahreshöchstwert von 4.74% im April wirft sie inzwischen noch eine Rendite von 3.9% ab, was 0.15 Prozentpunkte tiefer ist als noch Ende Juli. Bemerkenswert dabei ist auch, dass die Inversion der Zinskurve ihrem Ende naht: Erhielt man für eine 2-jährige US-Staatsanleihe per Ende Juli noch gut 22 Basispunkte mehr als für die 10-jährige, so ist es mittlerweile nur noch zwei Basispunkte. Entsprechend ausgeprägt war auch die Schwäche beim US-Dollar-Index, der im August gut 2.3% verlor. Gegenüber dem Schweizer Franken verloren nebst dem US-Dollar mit -3.2% sowohl der Euro (-1.2%) wie auch das britische Pfund (-1.15%).
Zinsseitig preist der Markt für die USA derweil insgesamt vier Zinsschritte für das restliche Jahr ein. Eine derart hohe Anzahl an Zinssenkungen würde unserer Ansicht nach eine signifikante Verschlechterung der volkswirtschaftlichen Daten bis zum Jahresende bedingen, wovon wir aktuell jedoch nicht ausgehen. Unsere Obligationenquote halten wir zu Gunsten von dekorrelierenden Strategien mit Tail-Hedge-Charakter begrenzt und setzen auf einen Mix aus Staatsanleihen und Unternehmensanleihen erstklassiger Schuldner. Der Rücksetzer anfangs August hat gezeigt, dass Überraschungen – sowohl positiver wie auch negativer Natur – an den Märkten oft sehr schnell reflektiert werden. Das Zeitfenster für Reaktionen auf solche Überraschungen ist häufig derart kurz, dass eine vorausschauende Asset Allocation unabdingbar ist. Diesem Umstand tragen wir mit einer entsprechenden Diversifikation sowie mit Absicherungen Rechnung, die wir zu Zeiten mit tiefer Volatilität initiiert haben. Wir bleiben vorsichtig optimistisch und würden taktische Chancen bei stärkeren Rücksetzern nutzen, um unsere Aktienquote zu erhöhen.