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Allgemein

Die allgemeine Marktlage hat sich im Vergleich zum Juli kaum verändert. Der Pfad für risikobehaftete Anlagen bleibt dank starker Unterstützung der Geld- und Fiskalpolitik und dem damit verbundenen Erholungsszenario der Konjunktur aufwärtsgerichtet. Anlässlich des Jackson Hole Treffens, welches diesmal Corona-bedingt online abgehalten wurde, liess Notenbankchef Jerome Powell verlauten, dass die Fed die US-Wirtschaft regelrecht «heiss» laufen lassen will und ein temporäres Überschiessen der Inflation in Kauf genommen wird das Inflationsziel von 2% im Durchschnitt erreicht werden kann bleibt abzuwarten. Das «Inflation-Targeting» der Notenbank blieb seit 2012 erfolglos - trotz massiver Kaufprogramme und Zinssenkungen. Seit der Covid-19 Krise unterstützt jedoch diesmal auch der Staat mit sehr grosszügig ausgelegten Ausgaben die Wirtschaft. Oftmals handelt es sich um Massnahmen, die direkt beim Konsumenten ankommen (Checks). Hinzu kommt, dass der Globalisierungstrend wegen den Sino-amerikanischen Handelsspannungen ins Stocken geraten ist und dass die Corona-Pandemie die starken und verletzlichen Abhängigkeiten einzelner Industrien zum chinesischen Markt ans Licht getragen hat. Ein Repatriierungseffekt oder Diversifikation der Handelsketten könnte die Güter in Zukunft daher (zusätzlich) verteuern. Ähnlich wie die FED, liess auch die EZB verlauten, dass sie mit allen Mitteln an dem gesetzten Inflationsziel arbeiten will. Ab dem 3. Quartal dürfte die konjunkturelle Erholung nach der kürzesten und stärksten Rezession der Geschichte Fahrt aufnehmen. Die wieder ansteigenden Corona Fallzahlen und erhöhten Distanzierungsmassnahmen in verschiedenen Ländern könnten das Ausmass der Erholung jedoch noch in Grenzen halten.

Aktienmärkte

Das gehandelte Volumen an den Aktienmärkten war getreu der Sommerflaute tief und grosse Tagesbewegungen blieben den weltweiten Aktienmärkten erspart. Insgesamt schlossen alle wichtigen Indices erneut höher. In den USA erklomm der S&P500 sowie die Technologiebörse Nasdaq ein neues allzeit (!) Rekordhoch. Die Wachstumswerte aus dem Technologiesektor sind auch dieses Jahr die unangefochtenen Sektorengewinner. Der Technologiesektor hat daher im nach Marktkapitalisierung gewichteten S&P500 Index über 27% Gewicht und die fünf grössten Unternehmen dominieren bereits 23% des Index. Im Dow Jones Industrial würde wegen dem geplanten Aktiensplit von Apple das Gewicht des beliebten Sektors auf 23% schrumpfen. Jedoch wird nun der Dow Jones Index angepasst: Exxon Mobil, Pfizer und Raytheon werden durch Salesforce.com, Amgen Inc., und Honeywell International ersetzt. Noch vor wenigen Jahren zählte Exxon zu den grössten Unternehmen der Welt. Seit 2007 ist der Börsenwert des Rohstoffgiganten von 450 Mia. USD auf heute noch 168 Mia. USD gefallen. Salesforce.com Aktien sind hingegen seit der Finanzkrise im Jahr 2009 um das 27-fache angestiegen. Die Firma ist im stark wachsenden Cloud Geschäft tätig. Die Analysten von Julius Bär haben errechnet, dass historisch Ausschlüsse von Firmen aus dem Dow Jones zu einer Outperformance der ausgeschlossenen Aktien für die nächsten 12 Monate führen. Darum könne die Entscheidung von zusätzlichen Wachstumsaktien im Dow Jones ein konträres Warnsignal für Wachstumsaktien darstellen. Wir haben die Outperformance von «Growth-Stocks» in unserem Fokus näher betrachtet und sind entsprechend vorsichtig, insofern dass steigende Zinsen Gift für die hoch bewerteten Technologieaktien darstellen (siehe FOKUS).

Zinsen

Die lockere Haltung der Zentralbanken zur Inflation hat die Zinsen für einmal wieder ansteigen lassen. Weltweit verloren daher langjährige Staatsanleihen deutlich an Wert. Die Zinsstrukturen versteilerten sich nach der Ansprache von Jerome Powell teils deutlich. Wir sind überzeugt, dass die Risiken bei den Nominalwerten keinesfalls mehr mit den Renditen abgegolten werden. Staatsanleihen erachten wir als deutlich überteuert angesichts der Gefahr von steigender Inflation und ausufernder Schuldenpolitik gewisser Staaten.

Währungen / Rohstoffe

Der USD neigte weiter zur Schwäche und das Rallye beim Silber setzte sich fort, während der Goldpreis leicht tiefer notierte. Konjunktursensitive Metalle wie Kupfer oder Eisenerz und Aluminium stiegen ebenso stark an und antizipieren die konjunkturelle Erholung.

Ausblick

Allgemein gilt, dass nach dem Erreichen der neuen Allzeithochs an den US-Börsen für die kurzfristige Sicht (3-4 Wochen) im Schnitt keine grossen Zugewinne zu erwarten sind. Allerdings kann historisch abgeleitet werden, dass neue Allzeithochs eine positive Implikation für die Entwicklung der nächsten 6 bis 12 Monate darstellen. Nach den sehr ruhigen Sommermonaten rückt der US-Wahlkampf immer näher und könnte kurzfristig für mehr Bewegung sorgen. Die Umfragewerte sprechen mit einem leichten Vorsprung für den Demokraten Joe Biden. Jedoch mag man sich erinnern, wie wenig verlässlich solche Umfragen sind. Der beste Indikator für die Vorhersage des nächsten Präsidenten ist die Börse selbst. Starke Aktienmärkte drei Monate vor den Wahlen würden für eine zweite Amtszeit von Donald Trump sprechen. Umgekehrt würden schwache Märkte Joe Biden begünstigen. Wir investieren selektiv in attraktiv erscheinenden Sektoren. Weitere Stärke würden wir aus heutiger Sicht eher realisieren und angesichts der Herbstmonate vereinzelte Positionen mit Stop-Loss Aufträgen schützen.

 

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