Die Situation in der Ukraine bleibt verworren und angespannt. Auch Gespräche zwischen Putin und Poroschenko konnten daran nichts ändern. Es bleibt sehr fragwürdig, ob Putin auf die ewigen Scharmützel bald verzichten wird. Israel und die Palästinenser haben zwar eine erneute Waffenruhe beschlossen, aber nun droht Israel die Gefahr vermehrter IS-Angriffe aus Syrien. Wohl auch deshalb prüfen die USA nebst den bereits erfolgten militärischen Interventionen gegen die IS im Irak aktuell auch Luftschläge zur Eindämmung der Machterweiterung der IS in Syrien. Die Reformunwilligkeit Frankreichs hat zu einer Neubildung der Regierung geführt. Das mit grosser Spannung erwartete jährliche Treffen der wichtigsten Notenbanker in Jackson Hole lieferte teils neue Erkenntnisse. Draghi stellte beispielsweise eine Ausweitung der Massnahmen zur Bekämpfung von Deflationsgefahren in Aussicht. Dies obwohl die Beschlüsse des letzten EZB-Meeting noch nicht umgesetzt werden konnten. Als neue Massnahme kommt wohl nur eine Art quantitative Easing in Frage, welches im Gegensatz zum FED aber den Kauf von Unternehmensanleihen und nicht Staatsanleihen adressiert. Die Diskussionen zum Kurs der EZB werden damit zunehmen. Yellen ihrerseits hat den Befürchtungen eines baldigen Anstiegs der Leitzinsen erfolgreich entgegengewirkt. Widersprüchliche Signale vom US-Arbeitsmarkt lassen aber berechtigte Zweifel zu, wie lange sich eine Erhöhung der US-Leitzinsen noch aufschieben lässt. Die beiden grossen Wirtschaftsblöcke dies- und jenseits des Atlantiks driften immer weiter auseinander (siehe im FOKUS). Die Ukraine-Krise schlägt sich deutlich in den Makrodaten der Eurozone nieder. Gedämpfte Exportaussichten bremsen vor allem die bisherige Wachstumslokomotive Deutschland. Der zaghafte Aufschwung droht bereits im Keime wieder zu ersticken. Die Sanktionen wirken sich aber auch in Russland zunehmend aus. Die zweit- und die fünftgrösste russische Bank mussten staatliche Hilfe beanspruchen. Umso fragwürdiger erscheinen die überraschend positiven Makrodaten aus Russland. Trotz unzähliger Unsicherheitsfaktoren sprechen die Finanzmärkte noch immer auf die Therapie mit günstigem Geld an.
Nachdem sich die Volkwirtschaften der USA und der EU bereits seit einiger Zeit sehr unterschiedlich entwickeln, scheinen sich nun auch die Aktienmärkte etwas abzukoppeln. Die US-Aktien konnten im August mit über 3% fast doppelt so stark zulegen wie die europäischen. Japanische schlossen im August leicht negativ ab. Die Volumen von Fusionen und Übernahmen sind weiterhin relativ hoch. Nebst Roche, welche für ein eher kleines Biotechunternehmen USD 8 Mia. bot, wurden u.a. auch Burger King oder Amazon aktiv. In den USA beläuft sich das Volumen im laufenden Jahr bereits auf USD 1‘160 Mia. und übertrifft damit bereits, wie auch das globale Volumen, dasjenige des gesamten Vorjahres. Da viele Übernahmen und Zusammenschlüsse steuerlich motiviert waren, lassen kontroverse Diskussionen auf politischer Ebene wohl kaum lange auf sich warten. In letzter Sekunde haben es auch die europäischen Unternehmen noch geschafft, die Gewinnerwartungen für das Q2 in der Summe leicht zu übertreffen. Nach den jüngsten Kursfortschritten schienen uns die Gefahren eher zu überwiegen und wir haben in Europa die Aktienrisiken wieder leicht reduziert.
Die Kapitalmarktrenditen sanken im August erneut. Die unterschiedliche realwirtschaftliche Entwicklung wird sich zunehmend in einer aufgehenden Zinsschere zu Gunsten USD niederschlagen. Obwohl Yellen verfrühten Erwartungen für Zinsschritte eine Absage erteilte, hat sich die Renditedifferenz zwischen 10-jährige US-Staatsanleihen und deutschen Bundesobligationen auch im August weiter erhöht. Die CHF-Renditen lösten sich zwar von den beinahe historischen Tiefstwerten, notieren aber weiterhin unter der Schwelle von 0.5%. Erneute Tiefststände haben hingegen die Renditen in Portugal, Spanien und erreicht.
Das klare Statement von Draghi und eine weitere Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivitäten in der Eurozone haben die Gemeinschaftswährung zum USD weiter geschwächt. Die SNB war im August wohl seit längerem wieder zu Interventionen gezwungen. Der RUB neigt angesichts der politischen Spannung erneut zur Schwäche. Der JPY näherte sich mit der jüngsten Schwächephase wiederum den Mehrjahrestiefstwerten zum USD.
Nachhaltige Kursfortschritte ohne vorgängige Konsolidierungsphase scheinen im weiteren Jahresverlauf nur möglich bei einer finalen Lösung des Ukraine-Konfliktes. Die Märkte sind angesichts der politischen Unsicherheiten und der nachlassenden und ohnehin bereits tiefen realwirtschaftlichen Dynamik im Euroraum nicht günstig bewertet. Die Kursgewinne der letzten Wochen sind mit tiefen Handelsvolumen und einer nachlassenden Marktbreite zustande gekommen. Viele Faktoren sprechen für eine eher defensive Haltung.