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Allgemein

Für die Anleger hielt der August ein wahres Wechselbad der Gefühle bereit. Geprägt von einer  „Vertrauensrezession“ wurden an den Aktienmärkten Tagesschwankungen von bis zu 10% beobachtet. Ursache davon waren weiterhin überforderte Politiker bzw. solche, die lieber Wahlkampf als Krisenbekämpfung betreiben. Angesichts des offensichtlichen Politikversagens warnen einige Beobachter bereits vor einem Japan-Szenario für Teile Europas und die USA. So erstaunt es auch nicht, dass die Zuversicht in die Werthaltigkeit vieler Risikoanlagen leidet: Der Nikkei zum Beispiel liegt immer noch 75% unter den Höchstständen von 1989. In der Tat signalisieren rekordtiefe langfristige Zinsen in den USA und Europa eher Deflation als Inflation. Andererseits fürchten viele Marktteilnehmer nach wie vor Inflation und flüchten in Gold, was dessen Preis weiter stark ansteigen lässt. In Europa macht die Bewältigung der Krise wenig Fortschritt. Via Anleihenkäufe der EZB sind Eurobonds de fakto nun auch für Spanien und Italien Wirklichkeit geworden, auch wenn dies die Politik der Geberländer formell noch nicht anerkennt. Will man die Währungsunion nicht aufgeben, ist die Einführung von Gemeinschaftsanleihen aber unumgänglich. Die Schaffung einer formellen Fiskalunion, inklusive gemeinsamer Wirtschaftsregierung, dürfte angesichts der politischen Strukturen der EU aber noch Jahre in Anspruch nehmen. In den USA ist die Politik im Wahlkampf um das Präsidentenamt seit längerem nicht mehr konstruktiv. Die Wirtschaft leidet nach wie vor unter dem schlechten Konsumentenvertrauen und dem anämischen Häusermarkt. Mit bremsender Fiskalpolitik ist eine erneute Rezession in den USA somit nicht ausgeschlossen (siehe Fokus).

Aktien

Der SLI (Swiss Leader Index) schloss den Berichtsmonat mit -6.5%, der DAX mit -19.2% und der Euro Stoxx 50 mit -13.8%. Die meisten Aktienindizes erreichten im August, getrieben von schlechten Makro-Daten, neue Jahrestiefs. Die Volatilität schnellte, gemessen am VIX, auf 48% hoch, ein Wert, der zuletzt im Frühjahr 2009 gemessen wurde. Bei den Sektoren gehörten einmal mehr die Banken zu den Verlierern. Gespräche mit Bankenvertretern und Handelsteams zeigen denn auch ein negatives Bild mit angespanntem Interbankenhandel, tiefen Umsätzen und einem schwachen Primärmarkt.

Generell erscheinen viele Aktien inzwischen jedoch günstig bewertet und implizieren in vielen Fällen einen Gewinnrückgang von über 20%. Für langfristig orientierte Anleger sprechen tiefe Bewertungen, solide Bilanzen sowie hohe Risikoprämien für einen Einstieg. Kurzfristig bleiben die Unsicherheiten jedoch gross und die Angst vor einem Abrutschen in ein rezessives Umfeld oder einer Bankenkrise in Europa überwiegt bei vielen Investoren.

Obligationen

Angesichts weiterer Unsicherheiten um den europäischen Rettungsschirm haben einige CDS-Spreads von PIIGS-Staaten neue Höchststände erreicht. Die Rendite 10-jähriger Eidgenossen fiel auf 0.87%, noch tiefer als im Sommer 2010. Am kurzen Ende sind die realen Zinsen weiterhin negativ, auch nominal liegen die Renditen teilweise kaum mehr über 0.1%. In den USA erreichte die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen mit 2.06% zwischenzeitlich fast das Rekordtief von 1.95% aus dem Jahre 1941. Die FED bleibt bezüglich der Möglichkeit einer weiteren quantitativen Lockerung noch wage. Die Hauptaussage von Ben Bernanke in Jackson Hole war denn auch, dass die Möglichkeiten der Geldpolitik beschränkt sind und nun vor allem die Fiskalpolitik gefordert ist, um dem Wirtschaftswachstum weitere Impulse zu verleihen.

Währungen

Die Serie von verbalen Interventionen seitens der SNB zeigte Wirkung und konnte den Franken schwächen. Vor allem das politische Ja zu einer möglichen Intervention verlieh den Worten der SNB Gewicht. EUR/USD blieb im August stabil. Die Herabstufung der US-Bonität scheint hier keine längerfristigen Implikationen zu haben. Auch in Japan beeinflusste die Herabstufung der Bonität des Landes den Yen kaum, sodass auch die Bank of Japan nach der Intervention von Anfang Monat zusätzliche Schritte nicht ausschloss.

Ausblick

Die Probleme, die im August für Volatilität gesorgt haben, sind weiterhin ungelöst. Die Märkte werden auch in den nächsten Monaten im Zeichen der Politik stehen und somit ausgesprochen unvorhersehbar bleiben. Aus fundamentaler Sicht bieten viele Aktien offensichtlich Opportunitäten, wobei hier wie immer etwas Geduld gefragt ist. Aufgrund der kurzfristigen Unsicherheiten bleiben wir bei den Aktien zur Zeit eher untergewichtet, im Wissen darum, dass eine nachhaltige Erholung möglich ist, falls politisch überzeugende Lösungen präsentiert werden.

 

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