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Allgemein

Die Finanzmärkte zeigten sich im Monat Juli - trotz weiter stark ansteigender Corona-Neuansteckungen und den Spannungen zwischen China und den USA - insgesamt freundlich. Die rapid zunehmenden Neuansteckungsraten in einzelnen US Staaten sowie Brasilien oder Japan wurden von den Finanzmärkten mit Gelassenheit verarbeitet. Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff, die unterstützenden Massnahmen der Zentralbanken und der Staaten, sowie die Annahme, dass die Politik kaum erneute lock downs der Wirtschaft riskiert, überschatteten die anhaltende Negativentwicklung der Neuinfektionen. Mit der Einigung zum Corona-Hilfspaket haben die EU-Staaten das grösste Finanzpaket in der Geschichte der EU beschlossen. Für die wirtschaftliche Zusammenarbeit ist dies ein gutes Zeichen, welche die EU stärken dürfte. Die Makrodaten verbesserten sich global dank der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften graduell und meist besser als geschätzt (siehe FOKUS). Vieles drehte sich um den schwachen US-$, welcher handelsgewichtet über 4% einbüsste. Im Gegenzug legten Rohstoffe und Edelmetalle zu - allen voran Edelmetalle, insbesondere Silber legte ein starkes Kursfeuerwerk hin. Der EUR erreichte zum USD zeitweise 1.19 nachdem dieser noch vor drei Monaten bei 1.08 verharrte. Die US Notenbank FED hat anlässlich des Zinsentscheides wiederholt bestätigt, dass sie die Wirtschaft mit allen Mitteln unterstützen will und die Märkte weiterhin mit ausreichend Liquidität versorgt. Auch die EZB beliess den Leitzins sowie das bestehende QE Programm unverändert.

Aktienmärkte

Die Erwartungen für die Gewinnausweise des 2. Quartals sind aufgrund des exogenen Corona-Schocks extrem tief. Es wird ein Gewinnrückgang von über 44% für die USA und 56% für Europa geschätzt. Bisher vermochten die Firmen dank den tiefen Erwartungen deutlich bessere Gewinne auszuweisen. Anders bestanden bei Technologieaktien hohe Erwartungen nach den starken Avancen seit dem Tief im März. Einige der dominierenden Technologiegiganten vermochten diese hohen Erwartungen trotzdem zu überbieten. Amazon.com wie Apple glänzten mit einem Rekordquartal trotz Corona-Krise. Amazon.com profitierte gar sichtlich von der Krise, da die Menschen wegen der Pandemie weltweit mehr online Bestellungen tätigten. Alphabet, Google’s Mutterkonzern, musste hingegen den ersten Umsatzrückgang der Geschichte einstecken, konnte aber nichts desto trotz die Analystenerwartungen übertreffen. In einzelnen Aktien wie z.B. der Aktie des Automobilherstellers Tesla sind spekulative Exzesse auszumachen. Die Bewertung des Automobilherstellers ist für die Analystengemeinschaft unfassbar. Trotz einzelner Ausreisser ist der Gesamtmarkt jedoch nach wie vor in relativer Betrachtung nicht überteuert. Der EuroStoxx 50 verlor fast 2% und der Schweizer SMI schloss unverändert. Vom schwachen US-$ profitierten Schwellenländer mit starker Rohstoffabhängigkeit wie zum Beispiel Brasilien.

Zinsen

Die besseren Wirtschaftsaussichten wurden vom Kapitalmarkt nicht bestätigt. Der Einfluss der Zentralbanken scheint hier die dominierende Rolle zu haben. Die Verfallsrenditen der wichtigsten G10 Staaten notierten allesamt tiefer. Spanische, Griechische und Italienische Anleihen profitierten vom EU Finanzpaket. Der Renditespread zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen entspannte sich nach der Einigung zum Finanzpaket deutlich und sank auf das Niveau von Ende Februar 2020. Die Realzinsen bleiben nach wie vor auf sehr tiefen Niveaus oder fielen gar weiter in den negativen Bereich wie beispielsweise in den USA (siehe FOKUS).

Währungen / Rohstoffe

Gesunkene Realzinsen und ein sehr schwacher US-$ sorgten im Silber für eine Hausse von über 33%. Auch Gold avancierte um über 10% und erreichte erstmals die psychologische Marke von $2000/Unze, auch wenn nur für kurze Zeit. Die konjunktursensitiven Metalle wie Kupfer und Aluminium waren stark nachgefragt. Zum CHF verlor der USD über 3%. Der EUR gewann zum Franken 1% und zum USD über 4%.

Ausblick

Die Wirtschaftserholung ist seit dem grossen Covid-19 bedingten Einbruch wieder auf dem Pfad einer V-förmigen Erholung. Die Aktienmärkte halten dieses Szenario für das wahrscheinlichste und die Anleihenmärkte können diese positive Sichtweise wegen dem starken Eingriff der Zentralbanken noch nicht bestätigen (siehe FOKUS). Zwar haben mittelfristig Aktien weiterhin die besten Renditeaussichten, jedoch sind sie kurzfristig überkauft und anfällig auf negative Schlagzeilen. Aktien ausserhalb der USA haben zum Monatsende bereits eine schärfere Korrektur eingeleitet. Wir sind taktisch vorsichtiger ausgerichtet, insofern sich auch einige Indikatoren zur Stimmung der Anleger stark verbessert haben. Das Put/Call Ratio, als Indikator für die Hedging-Nachfrage notiert derzeit sogar auf einem Mehrjahrestiefststand. Solange die etablierte Handelsspanne nicht nach oben hinweg aufgelöst wird, bleiben wir etwas defensiver positioniert, um von Rückschlägen wieder profitieren zu können.

 

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