Gute Unternehmenszahlen für das zweite Quartal gaben vor allem den US Aktienmärkten nochmals Aufwind. Die Zentralbanken haben die im Vorfeld hohen Markterwartungen nur mässig erfüllt. Die EZB sicherte anlässlich der drittletzten geldpolitischen Tagung unter Mario Draghi zusätzliche stimulierende Massnahmen für den September zu. Zum Umfang und Inhalt der geldpolitischen Lockerung hat sich Mario Draghi jedoch bedeckt gehalten. Zur Diskussion steht ein Zinsschritt und weitere Anleihenkaufprogramme, welche möglicherweise auch Unternehmensanleihen einschliessen könnten. Christine Lagarde hat damit bereits eine «Forward Guidance» erhalten, an die sie sich wohl vorerst halten muss, wenn Sie die Leitung der EZB ab November übernimmt. Die Konjunkturaussichten im Euroraum haben sich auch im Juli weiter eingetrübt. Der deutsche Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sackte auf 43 Punkte ab. Deutlich stabiler zeigen sich die Wirtschaftsdaten jenseits des Atlantiks. Die US-Wirtschaft ist im 2. Quartal mit 2.1% deutlich stärker gewachsen als erwartet und der Arbeitsmarkt trotzt nach wie vor jeder Unsicherheit. Die US Notenbank FED hat daher anlässlich der Zinsentscheidung den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Jerome Powell hat klargemacht, dass dies jedoch nicht der Beginn eines Lockerungszyklus darstellt und die Finanzmärkte reagierten darauf hin mit Abgaben. Im Handelsdisput gab es ein weiteres Treffen zwischen Vertretern der USA und China, welches jedoch frühzeitig beendet wurde. Donald Trump verhängte sogleich weitere Tarife auf 300 Mia. Importwaren der Chinesen und sendete damit den Handelskonflikt auf eine neue Eskalationsstufe. Die Spannungen an der Strasse von Hormus vermochte keine nachhaltige Angst unter den Investoren zu schüren. Iran’s Aktion ist wohl hauptsächlich eine verzweifelte Botschaft an Europa, welches unter dem Druck der USA das Land ebenso sanktionieren.
Der Berichtsmonat verlief gemischt und nur vereinzelte Aktienmärkte konnten nochmals leichte Gewinne erzielen. Viele Märkte schlossen tiefer (EuroStoxx50 -0.2%, Topix -3.26%, MSCI EM –1.69%). Unser nach wie vor favorisierter Markt, die USA, ging mit den stärksten Gewinnen aus dem Handel (S&P +1.31%). Der Nasdaq100 erreicht zeitweise sogar neue Höchststände und brach nach den guten Quartalsergebnissen von Alphabet, Apple und Intel die psychologische Marke von 8000 Punkten. Auch der breite S&P500 Index eroberte zum ersten Mal die 3000er Marke. Gold und Goldminenaktien profitierten von fallenden Realzinsen. Nach einer jahrelangen Durststrecke könnte sich bei diesen Anlagen nun ein Boden ausbilden (siehe auch IM FOKUS).
Mit Ausbleiben von guten Wirtschaftsdaten und vorsorglich kommunizierenden Zentralbanken fielen die Zinsen nochmals deutlich zurück. Die Zinskurven stabilisierten sich in Antizipation der Zinssenkungen und der wieder startenden Bilanzausweitungen durch die verschiedenen Kaufprogramme («Quantitative Easing»). Eine kurze Ära der Bilanzreduktionen findet damit bereits ein vorzeitiges Ende. Die FED hat seit 2017 die Bilanz laufend gekürzt und wird diese Kürzungen im September einstellen. Die EZB hat erst noch zu Beginn dieses Jahres das «Quantitative Easing» eingestellt um bereits im September ein neues Programm auszufahren. Die US 10-Jahreszinsen abzüglich der Dreimonatszinsen sind wieder fast bei 0 nachdem diese Anfangs Juni mit -20 Basispunkten deutlich invertiert war.
Der EUR fiel zum Schweizer Franken unter 1.11. Beobachter gehen davon aus, dass die SNB unter dem Druck der EZB die Negativzinsen auf -1% ausweiten könnte. Der stärkste Anstieg der Sichteinlagen seit 2017, ein Indikator für die Deviseninterventionen der SNB, legt nahe, dass die SNB am Devisenmarkt stark interveniert hat um den CHF zu schwächen. Das Britische Pfund sackte auf ein neues Jahrestief ab. Englands neu gewählter Premierminister Boris Johnson hat einen harten Kurs in den BREXIT Verhandlungen angetönt und will spätestens bis 31. Oktober dieses Jahres die Union verlassen.
Der August läutet eine schwierige saisonale Phase an den Aktienmärkten ein. Hohe Kursverluste sind oft im August, September oder Oktober zu beobachten. Wir denken, dass die Märkte bereits ein sehr gutes Umfeld einpreisen und die Abwärtsrisiken daher eher überwiegen. Die Unternehmensgewinne konnten dank tiefer Erwartungen übertroffen werden, jedoch haben viele Unternehmungen den Ausblick bereits gesenkt. Eine Einigung im Handelsstreit scheint in absehbarer Zeit sehr unrealistisch zu sein. Dank tiefen Volatilitäten sichern wir daher einen Teil der Aktienrisiken wiederum mit Put Optionen ab und positionieren uns so etwas defensiver.
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