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Allgemein

Die Märkte standen auch im Juli weiter im Bann der Eurokrise. Fortschritte wurden vor allem bei der Rekapitalisierung notleidender spanischer Banken erzielt. In Griechenland stellte die Delegation der Troika derweil fest, dass das Sparprogramm entgleist ist. Die Rezession bleibt stärker als erwartet, der Tourismus leidet und die Zahlungsmoral der Steuerzahler sinkt weiter, weshalb ein weiterer Schuldenschnitt unausweichlich erscheint. Auch im Rest von Europa trübte sich der Ausblick zusätzlich ein. Insbesondere deutsche Konjunkturindikatoren fielen nun teilweise ebenfalls auf Werte vom Sommer 2008 zurück. Auch die US-Konjunktur belebte sich kaum. Einige vorlaufende Indikatoren deuten sogar auf eine baldige Rezession hin (siehe Fokus). Mit fortschreitender Eurokrise und ohne Aussicht auf eine stabile Regierung überrascht der Vertrauensschwund von Konsumenten und Produzenten kaum. Als weiteres Übel leidet die USA an der schlimmsten Dürre seit 1956, ein Grossteil der Ernte droht auszufallen. Die Auswirkungen auf die weltweiten Nahrungsmittelpreise und somit auch auf die Inflation in den Emerging Markets dürften spürbar sein. In China hingegen mehrten sich die Anzeichen, dass eine sanfte Landung fürs Erste geglückt ist. Der IMF warnte aber zu Recht, dass das durch Infrastrukturinvestitionen getriebene Wachstum nicht nachhaltig und eine Stärkung des Konsums nötig ist.

Aktien

Die Flut an Quartalszahlen im Juli brachte Klarheit darüber, wie die Firmenwelt mit dem unsicheren Umfeld des zweiten Quartals zu Recht kam. Viele Unternehmen hielten sich überraschend gut, manche erhöhten sogar den Ausblick. In den USA rapportierten 64% aller Firmen einen Gewinn über Erwartung, während es in Europa 53% waren. Wichtigste Treiber der Aktienmärkte blieben aber die Ereignisse in Europa. Insbesondere die Äusserungen von EZB-Präsident Mario Draghi, alles Nötige für den Erhalt des Euro zu tun, liessen die Märkte wieder Hoffnung schöpfen. Per Saldo konnten die meisten Aktienindizes zulegen. Der S&P 500 schloss mit einem Plus von 0.7%, der Euro Stoxx 50 gewann 2.7%. Die Volatilität stieg um zwei Prozentpunkte auf 19%. Die Handelsvolumen verharrten auf sehr tiefen Niveaus, für den SMI lagen sie ganze 32% tiefer als im Juli des Vorjahres.

Obligationen

Trotz Einigung zu den spanischen Banken erreichten die Renditen von 10-jährigen spanischen Staatsanleihen mit 7.6% zwischenzeitlich neue Höchststände. Insbesondere die Finanzierungslücken der Regionen liessen viele Marktteilnehmer an einem erfolgreichen Anpassungsprozess zweifeln. Auch italienische Staatsanleihen wurden zu Renditen gehandelt, welche langfristig keine stabile Refinanzierung der Schulden mehr zulassen. Als Kehrseite davon sanken die Zinsen der relativ sicheren Länder tendenziell noch weiter ab.  In der Schweiz weisen Staatsanleihen mit Laufzeiten bis zu 6 Jahren inzwischen eine negative Rendite auf. Noch extremer gestaltet sich die Situation in den USA. Inflationsgeschützte Anleihen bis zu einer Laufzeit von 20 Jahren weisen nun negative Renditen auf.

Währungen

Die SNB verteidigte den Mindestkurs auch im Juli weiterhin. Dafür musste die Bank aber erneut deutlich intervenieren. Als Indikation für den Umfang der Devisenkäufe eignet sich die Höhe der Sichteinlagen der inländischen Banken bei der SNB, welche im Juli um weitere CHF 34 Mrd. auf 270 Mrd. anstiegen. Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro weiter zulegen, unterstützt vor allem durch die Zinssenkung in Europa sowie dem sich weiter verschlechternden Ausblick der Europäischen Konjunktur. Obwohl auch die US-Wirtschaft mit Problemen kämpft, dürfte sich die relative Stärke der amerikanischen Konjunktur auch in den nächsten Monaten zugunsten des Dollars auswirken.

Ausblick

Das weitere Vorgehen in Griechenland, die Haltung der spanischen Regierung zu einem Antrag auf Hilfe vom EFSF sowie die möglichen Anleihenkäufe der EZB dürften im August weiter für Schlagzeilen sorgen. Die EZB muss ihren Worten nun Taten folgen lassen, will sie einen Wiederanstieg der Renditen verhindern. Jedoch wird der politische Prozess zur Lösung der Eurokrise auch trotz billigem EZB Geld weiterhin holprig bleiben. In den USA wird sich der Wahlkampf weiter akzentuieren, während die Handlungsfähigkeit der Politik weiter abnehmen dürfte. Unsere Positionierung in diesem schwierigen Umfeld ist von Vorsicht geprägt. Die Märkte dürften weiterhin volatil seitwärts tendieren, womit starke Verwerfungen eher Kaufgelegenheiten darstellen und zu schnelle Kursavancen für Gewinnmitnahmen genutzt werden können.

 

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