Mit reduzierten Schuldzinsen und der Möglichkeit zum Kauf griechischer Staatsanleihen im Sekundärmarkt haben die Regierungschefs Europas nun einen weiteren Schritt hin zur Transfer- und Fiskalunion getan. Europa fehlt aber weiterhin eine starke Führung, weshalb der grosse Wurf auch weiter ausbleiben dürfte. Die Angst vor Kettenreaktionen bleibt. Auch die strukturellen Probleme der wachstumsschwachen Südländer bleiben ungelöst. Wie Griechenland aus seinem Schuldenberg herauswachsen will, weiss noch niemand. In den USA konnte der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze nur temporär gelöst werden. Ob die eingesetzte Kommission ein Jahr vor den Wahlen kompromissfreudiger sein wird, bleibt abzuwarten. Der Streit scheint bereits Spuren im Konsumentenvertrauen hinterlassen zu haben. Gemäss dem Indikator der Uni Michigan liegt dieses auf dem tiefsten Stand seit März 2009. In China dürfte die angestrebte Abkühlung der Wirtschaft gelingen. Das Land wächst momentan „nur“ noch mit 9.6%, verglichen mit 10.3% im 2010. Indien hat angesichts hoher Inflationsraten die Leitzinsen weiter auf 7% erhöht.
Manche Aktienindizes erreichten im Juli neue Jahrestiefs. Der Euro Stoxx 50 verlor 6.3%, der SMI sogar 7.1% und liegt nun wieder auf dem Stand vom Juli 2009. Die Unsicherheiten in den USA haben die Volatilität zum Monatsende hin auf 25% hochschnellen lassen. Die gehandelten Volumen an der NYSE lagen 8% unter dem Vorjahr. Die vorliegenden Quartalszahlen zeigen bislang ein gemischtes Bild. In Europa konnten vor allem Rohstoffwerte die Erwartungen übertreffen, während die Konsumgüterindustrie unter den hohen Rohstoffpreisen litt. In den USA überraschten bislang alle Sektoren positiv. Vor allem Technologiewerte wie Google oder Apple warteten mit starken Resultaten auf. Die Banken Stress-Tests in Europa brachten eine Fülle hilfreicher Detailinformationen, Kapitalerhöhungen in grossem Stil fanden bislang aber nicht statt. Bei den Gewinnmargen vieler Schweizer Firmen hinterliess der starke Franken deutliche Spuren. Stellenabbau ist vielfach kein Tabu mehr. Aus diesem Grund haben wir die Aktienquote Schweiz mittels Verkäufen oder Derivaten reduziert. Gründe zur Zuversicht bleiben die hohen Risikoprämien von Aktien sowie die rekordhohen Bargeldbestände vieler Firmen. Vor allem Schweizer Firmen dürften den starken Franken nutzen, um im Ausland zuzukaufen.
Die CDS-Spreads von Spanien und Italien erreichten im Juli neue Höchststände. Mit 5.9% Rendite auf 10-jährigen Staatsanleihen befürchtet der Markt, dass Italien in eine Schuldenspirale fällt, da das Land ebenfalls an chronischer Wachstumsschwäche leidet. Die Rendite 10-jähriger Eidgenossen andererseits sank erneut deutlich auf noch rund 1.5%. Kurz- und mittelfristig werden diese Renditen von einigen Banken sogar noch tiefer erwartet. Mit einer Kerninflationsrate von 0.3% in der Schweiz sind die realen Zinsen am kurzen Ende negativ, was viele Investoren aus Mangel an sicheren Alternativen aber nicht davon abhält, in Eidgenossen investiert zu bleiben.
Die Frankenstärke hielt auch im Juli an. Die Einigung zu Griechenland brachte hier keine Wende. Die temporäre Gegenbewegung war nur auf Deckung von Leerverkäufen zurück zu führen. Aufgrund der weiterhin grossen Unsicherheiten im Euroraum haben wir einen Drittel unserer Euro-Anlagen abgesichert oder verkauft. Im Vergleich zu Kaufkraftparität und Zinsdifferenzen ist der Franken aber deutlich überbewertet. Auch Währungen wie die Schwedische Krone, deren Fundamentaldaten gut aussehen, haben gegenüber dem Franken deutlich abgewertet. Bemerkenswert ist ebenfalls die relative Stärke des Yen, sehen Staatsverschuldung und Demographie in Japan doch einiges schlechter aus als in Europa und den USA. Spätestens in zehn Jahren, wenn die japanischen Baby-Boomer von Sparern zu Verbrauchern werden, dürfte sich das Bild hier ändern (siehe Fokus).
Nach der Einigung zu Griechenland sollte nun die Einigung in den USA temporär etwas Entspannung bringen. Danach wird hoffentlich den bislang wenig beachteten Quartalsergebnissen an den Börsen wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die nächste Episode der Schuldenkrisen in Europa und den USA steht jedoch wohl bald wieder an. Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz könnte sich in den nächsten Monaten weiter abschwächen. Einzelne Ökonomen gehen in der Schweiz bereits von einer Rezession aus. In den USA werden die Sparmassnahmen des Staates das jetzt schon schwache Wachstum zusätzlich bremsen, weshalb wir von nur moderatem Wachstum und vorderhand tiefer Inflation ausgehen. Insgesamt sprechen die tiefen Bewertungen nach wie vor für Aktien, Makro-Unsicherheiten überwiegen jedoch, weshalb das Sentiment getrübt bleiben wird.