07 / 09

Allgemein

Der Monat Juli glich aus Sicht der Anleger einem Wechselbad der Gefühle. Zu Beginn des Monats prägten die Angst vor den Quartalszahlen der US-Unternehmen sowie Gewinnmitnahmen (bei zyklischen Werten, Risikowährungen und Rohstoffen) das Geschehen an den Finanzmärkten. Die Verunsicherung der Anleger war förmlich spürbar und führte zusammen mit neuen Hiobsbotschaften von Unternehmensseite sowie mit entsprechenden Kommentaren in den Medien zum grössten Kurseinbruch an den Aktienmärkten seit April dieses Jahres. Als gegen Mitte Juli viele Marktteilnehmer bereits von neuen Tiefstständen sprachen, änderte sich das Bild. Basierend auf den versöhnlichen Zahlen für das zweite Quartal stand die zweite Monatshälfte ganz im Zeichen der Hoffnung der Investoren, dass die Rezession in den USA bald beendet sein könnte. So lagen rund drei Viertel der im S&P vertretenen Unternehmen, die bisher berichtet haben, über den Erwartungen und zwar im Durchschnitt um 9%. Insbesondere die US-Investmentbanken (allen voran JP Morgan und Goldman Sachs) und einige Firmen aus dem Technologiesektor (Intel, IBM und Apple) vermochten zu überzeugen. Allerdings zeigten die Kursreaktionen bei den Bankentiteln auch auf, dass die guten Ergebnisse von den meisten Marktteilnehmern erwartet wurden. Ein Grossteil der Anleger scheint diese Ausweise punkto Nachhaltigkeit jedoch eher skeptisch zu beurteilen. Trotzdem ist erfreulich, dass sich einige Unternehmen veranlasst sahen, ihre Prognosen für den weiteren Verlauf des Jahres anzuheben oder überhaupt wieder einen Ausblick zu wagen. Allgemein lag das Augenmerk der Investoren in der zweiten Monatshälfte eher auf den guten Nachrichten, schlechte Neuigkeiten (wie zum Beispiel aus dem Maschinenbau-Sektor) wurden praktisch nicht beachtet und hatten folglich auch keinen Einfluss auf das Marktgeschehen. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Aktienmärkte von Gerüchten über Firmenzusammenschlüsse, von guten Konjunkturzahlen aus China (das prognostizierte Wachstum von 8% für 2009 scheint Wirklichkeit zu werden) sowie von versöhnlichen Arbeitsmarktdaten und von einer wieder leicht steigenden Wohnbautätigkeit in den USA. Die beiden letzten Punkte belegen, dass die USA im Konjunkturzyklus auf Europa einen Vorsprung von rund 6 bis 9 Monaten aufweist. 

Die freundlichere Stimmung in den letzten beiden Handelswochen im Juli wurde von zahlreichen Unternehmen genutzt, um ihre Refinanzierungssituation über Kapitalerhöhungen oder mit neuem Fremdkapital zu verbessern. Da noch immer sehr viel Liquidität attraktive Investitionsmöglichkeiten sucht, gestaltete sich diese Kapitalbeschaffung für die kapitalmarktfähigen Firmen problemlos. KMU’s hingegen haben noch immer unter der Kreditklemme als Folge einer restriktiven Kreditvergabe der Banken zu leiden.

Mit den Folgen der weiter zunehmenden Staatsverschuldung werden in Europa einige Länder (insbesondere Spanien, Italien und Frankreich) noch längere Zeit zu kämpfen haben.

Aktien

Der ungewisse Ausgang der Unternehmensberichte für das 2. Quartal hat wie eingangs erwähnt die Aktienmärkte zu Beginn des Monats belastet. Der Stimmungswandel in der zweiten Monatshälfte hat dazu geführt, dass die Performance der meisten  relevanten Aktienindices für die ersten sieben Monate des Jahres nun zwischen +5% und +10% beträgt. Von den 2007 erreichten Höchstständen sind die Märkte jedoch noch immer rund 40% entfernt. Wir bleiben bei unserer Ansicht, dass die momentane Bewertung fair erscheint, eine Höherbewertung jedoch gerechtfertigt ist, sobald sich die Anzeichen für ein Ende der Rezession verdichten. Die Messgrösse für die Volatilität (VIX) notiert zwar nahe beim Jahrestief, liegt mit aktuell 26 im historischen Vergleich jedoch noch immer hoch.

Bonds/Zinsen

Die mehrheitlich positiven Wirtschaftsdaten sowie die steigenden Aktienmärkte haben im USD- und im EUR-Bereich zu steigenden Renditen geführt. Im Gegensatz dazu haben sich die Renditen für Schweizer Staatsanleihen nochmals leicht reduziert. Dies ist wohl ein Effekt davon, dass sich die Schweiz bisher nicht mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen verschuldet hat. Unternehmensanleihen waren wieder gesucht, lediglich in der ersten Monatshälfte haben sich die CDS-Spreads vorübergehend etwas ausgeweitet. Das Emissionsvolumen wird weiter zunehmen. Das allgemeine Zinsniveau wird vorerst tief bleiben. Die grösste Herausforderung für die Zentralbanken ist nach wie vor das Timing für die Änderung der Zinspolitik, um unliebsame Spätfolgen der Tiefzinsphase minimieren zu können. Das vom FED-Präsident Bernanke skizzierte und sehr ausführliche Exit-Instrumentarium belegt, dass man sich von Seiten der Notenbanken der Gefahren der expansiven Geldpolitik sehrwohl bewusst ist.

Währungen  

Die Situation an der Währungsfront präsentiert sich mehr oder weniger unverändert: der USD blieb gegenüber dem CHF auf tiefem Niveau stabil (attraktiv für den Aufbau von Exposure in Asien), beim Euro hat einerseits die Unterstützungspolitik der Schweizerischen Nationalbank ihre Wirkung nicht verfehlt, andererseits haben versöhnliche Volkswirtschaftsdaten aus dem Euro-Raum die Währung zusätzlich gestützt. Wegen widersprüchlichen Eco-Daten konnte der JPY nicht weiter zulegen.

Ausblick

Die Zahlen der US-Unternehmen für das zweite Quartal fielen zwar grösstenteils versöhnlich aus, hingegen steht die globale Wirtschaft nach wie vor auf schwachen Füssen. Die Arbeitslosigkeit – insbesondere in Europa – wird weiter ansteigen, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Privatkonsum. Entscheidend für den weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung ist die Antwort auf die Frage „wo stehen wir im weltweiten Lagerzyklus“ (s. Fokus). Aufgrund der konjunkturellen Stabilität und der relativ betrachtet geringeren Verschuldung der Schwellenländer werden wir bei einer Korrektur in diesen Regionen Exposure aufbauen. Nachdem wir in der ersten Monatshälfte Investitionen in Rohstoffe (Basismetalle) und Aktien getätigt haben, nutzten wir den starken Kursanstieg an den Aktienmärkten gegen Ende des Monats zu einem leichten Abbau der Aktienquote. Aufgrund der positiven Q2-Zahlen könnten die Aktienmärkte kurzfristig durchaus noch etwas weiter steigen, nachhaltiges Wachstum der Unternehmensgewinne ist jedoch erst zu erwarten, wenn diese nicht nur durch Massnahmen auf der Kostenseite, sondern auch durch verbesserte Umsatzzahlen erzielt werden. Da uns dieses Szenario aufgrund weiter steigender Arbeitslosenzahlen sowie des anhaltenden „Deleveraging-Prozesses“ der Konsumenten kurzfristig eher fragwürdig erscheint, rechnen wir mittelfristig mit einem Wiederanstieg der Volatilität.

 

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