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Allgemein

Die Eskalation zwischen Israel und Iran hat die Marktteilnehmer nur kurzfristig verunsichert. Luftangriffe auf iranische Nuklearanlagen und Gegenschläge mit Drohnen und Raketen führten zu einem Anstieg der Ölpreise um über 10% innerhalb weniger Tage. Diese bewegen sich inzwischen jedoch bereits wieder auf den Niveaus von vor dem Konflikt. Gold und der US-Dollar profitierten kurzzeitig als klassische „Safe-Haven“-Assets. Die Marktreaktion bleibt bislang jedoch moderat – ein Hinweis darauf, dass Investoren von einer begrenzten Eskalation ausgehen und den Konflikt vorläufig als gelöst betrachten. Dennoch befinden sich die Märkte in einem Spannungsfeld zwischen geopolitischer Unsicherheit und geldpolitischer Hoffnung. Die jüngst veröffentlichten Konsumdaten aus den USA waren grösstenteils schwächer als erwartet, während die Konsumentenpreise anhaltend hoch sind. Ein entscheidender Unsicherheitsfaktor bleibt das bevorstehende Ende der 90-tägigen Verhandlungsfrist in Sachen US Importzölle. Sollten die Zollverhandlungen mit Washington scheitern, droht eine Handelseskalation mit potenziell erheblichen Auswirkungen auf transatlantische Lieferketten, Unternehmensmargen und letztlich auch auf die Inflation. Besonders betroffen wären Branchen mit hoher Importabhängigkeit wie Maschinenbau, Automobil und Chemie. Für die US-Notenbank Fed stellt dies ein Dilemma dar: Einerseits sprechen schwächere Konsumdaten für eine Lockerung der Geldpolitik. Andererseits könnten neue Zölle importierte Güter verteuern und damit dem disinflationären Trend entgegenwirken. Eine Rückkehr protektionistischer Massnahmen würde somit den geldpolitischen Spielraum der Fed empfindlich einschränken – insbesondere, wenn gleichzeitig geopolitische Spannungen die Energiepreise treiben.

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte liessen sich vom Konflikt zwischen Israel und dem Iran nicht beirren und tauchten nur kurzzeitig ab. Die jüngsten Kursavancen im Juni des US-Aktienmarkts um 5.1% in Lokalwährung suggerieren einen gewissen Optimismus, der sich jedoch in den jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA nicht widerspiegelt. Sollte sich der Abschwächungstrend beim Konsum weiter fortsetzen, dürfte sich das stolze Bewertungsniveau als zu hoch erweisen. Dies gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund des weiterhin andauernden Handelskonflikts an Bedeutung, der im Juli in eine neue Phase eintritt und – je nach Verlauf – ein stagflationäres Umfeld in den USA begünstigen könnte. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die europäischen Massnahmenpakete hiesige Unternehmen unterstützen werden. Dies dürfte auch notwendig sein, da alleine der Anstieg des Euros zum US Dollar von fast 14% in den vergangenen sechs Monaten Exporte von Europa in die USA verteuert hat. Dies dürfte den Konsum in ähnlicher Weise belasten wie Handelszölle, über deren künftige Ausgestaltung im Verlauf des Julis voraussichtlich mehr Klarheit herrschen wird.

Zinsen / Währungen / Rohstoffe

Sowohl die europäische Zentralbank EZB als auch die Schweizerische Nationalbank SNB haben ihre Zinsen im vergangenen Monat Juni gesenkt – für die EZB ist es die achte und für die SNB die sechste Zinssenkung. Derweil beliess die US Notenbank Fed – zum Unmut des US Präsidenten – ihren Leitzins bei 4.25% bis 4.50%. Diesen einstimmig gefällten Entscheid begründet die Fed mit einer nach wie vor hartnäckigen Inflation, einem weiterhin robusten Arbeitsmarkt und damit, dass sie zunächst weitere Daten zu den Auswirkungen der US Zollpolitik abwarten wolle, bevor sie geldpolitisch reagiere. In Anbetracht der Ereignisse der vergangenen sechs Monate erlebte der US Dollar, gemessen am US Dollar Index, das schwächste erste Halbjahr seit 1973. Rohstoffe wie Öl, Edelmetalle, aber auch Industriemetalle haben sich in US Dollar zu einem grossen Teil verteuert. Die Kombination aus hohen US-Zinsen, einem schwachen US-Dollar und gestiegenen Rohstoffpreisen trübt den Ausblick für die US-Wirtschaft und erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines stagflationären Szenarios.

Fazit

Der Begriff TACO wurde im Mai 2025 von einem Journalisten der Financial Times geprägt und steht für «Trump always chickens out». Er bezieht sich auf ein bestimmtes Verhaltensmuster des US-Präsidenten: Nach diesem neigt Trump dazu,  seine angedrohten, harten Massnahmen gegenüber anderen Ländern grundsätzlich wieder zurückzunehmen oder zumindest stark abzuschwächen. Auch am 9. Juli läuft eine durch den US-Präsidenten gesetzte Deadline für Zollverhandlungen mit verschiedenen Ländern aus. Sollten diese scheitern, treten voraussichtlich happige Zölle unter anderem auf Autoimporte, Stahl und Aluminium in Kraft. Ob der US-Präsident auch dieses Mal einen Rückzieher macht, lässt sich nicht vorhersagen. Sollte er ein ähnliches Verhalten wie bisher zeigen, darf man von weitaus tieferen Zöllen ausgehen, als angedroht – andererseits sollte aber auch das Risiko nicht vernachlässigt werden, dass es eben keinen Rückzieher gibt. Auch wenn man von Verhandlungserfolgen spricht und es bei dem 10 prozentigen Basiszoll bleibt sind dies dennoch historisch hohe Belastungen, welche das Weltwirtschafssystem seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Wir befinden uns daher bereits in einer neuen, stark protektionistisch geprägten Welt. Diversifikation als einziger «Free Lunch» bleibt somit ein wichtiger Eckpfeiler unserer Anlagestrategie. Wir bleiben, wie bisher, vorsichtig optimistisch, halten einen grossen Teil des Portfolios in Schweizer Franken und nebst traditionellen Anlagen auch eine stattliche Allokation in Edelmetallen. Die jüngsten Kursavancen an den US-Aktienmärkten haben die implizite Volatilität auf attraktive Niveaus geführt und günstige Konditionen für Absicherungsstrategien eröffnet. Wir sind vorausschauend positioniert und richten das Portfolio möglichst «allwettertauglich» aus.

 

Marktdaten Monatschart