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Allgemein

Bei der ersten Runde der Neuwahlen in Frankreich am vergangenen Wochenende, geht die Rassemblement national in Führung. Zusammen mit der verbündeten Union de l’extrême droite erreicht das Rechtsbündnis knapp einen Drittel Stimmenanteil. Je nach Wahlausgang im zweiten Wahlgang, dürften die bevorstehenden Monate von Volatilität an den französischen und generell den europäischen Börsen geprägt sein. Wir erwarten aber keine unmittelbare, negative wirtschaftliche Auswirkung für Frankreich – irrelevant ob die Rallye Nationale eine klare Mehrheit im Parlament erreicht oder ob eine neu geschmiedete Allianz die Mehrheit in der dysfunktionalen und zersplitterten Nationalversammlung innehält. Wir würden die rechtsextreme Regierung in Italien als Beispiel ins Feld führen, wie Frankreich in den kommenden Monaten vorankommen und vorgehen würde. In dieser Hinsicht wäre ein Sieg der Rassemblement National möglicherweise nicht die Katastrophe, die erwartet wird. Selbstverständlich wird aber die politische Unsicherheit deutlich zunehmen. Le Pens Agenda ist klar populistisch und fiskalisch expansiv, was dazu führen wird, dass die Risikoprämie für Frankreich bestehen bleiben dürfte. Frankreichs Aktienleitindex CAC 40 wird abgestraft und verliert im Juni 6.4% und schneidet damit, nicht überraschend, deutlich schlechter ab als alle anderen Indizes in Europa. Der Schweizer Aktienmarkt bildet die Ausnahme in Europa und notiert faktisch unverändert auf Monatssicht. Der SMI entwickelte sich stabil seitwärts und wurde von einigen Blue Chips – allen voran Roche – nahe der Nullgrenze gehalten. Aufgrund der Frankenstärke und des erneut tieferen Inflationsausblicks, hat die SNB den Leitzins zum zweiten Mal gesenkt und führt im Zinssenkungszyklus damit erneut und in weiser Voraussicht das „Leaderboard“ der grossen Notenbanken an. Die EZB senkte im Juni den Leitzins erstmals in diesem Zyklus und es ist zu erwarten, dass im Jahresverlauf weitere Schritte folgen, sollte es die Inflationsentwicklung zulassen. Die USA verfolgt weiterhin eine restriktive Geldpolitik und will die Zinsen nicht zu früh senken, um einer Überhitzung der Konjunktur und einer möglichen Wiederbeschleunigung der Inflation entgegenzuwirken - die Konjunkturdaten der vergangenen Monate bestätigen den gelpolitischen Kurs der FED - bislang.

Aktienmärkte

Technologiewerte erklommen im Zuge der AI-Rally neue Höchststände. Der Hauptprotagonist in diesem Thema – NVIDIA –

erreichte für kurze Zeit das Podest der wertvollsten Firma global und überholte damit Apple und Microsoft punkto Marktkapitalisierung. Entsprechend notieren S&P 500 und Nasdaq 100 im Vergleich mit den europäischen Indizes deutlich im Plus. Der mit der KI verbundene wachsende Strombedarf ist beachtlich (siehe FOKUS). Die Schweizer Indizes zeigten keine grossartigen Avancen auf Indexstufe. Unter der Oberfläche des SMI sind die Titel von Roche hervorzuheben, welche zu einer erfreulichen Gegenbewegung ansetzten und im Juni 8% zulegten. Die Rally des chinesischen Aktienmarktes, welche sich von Mitte Januar bis Mitte Mai auf knapp 32% im MSCI China Index ausweitete, kommt inzwischen unter Druck. Im Vorfeld des dritten Plenums der Kommunistischen Partei, welches ein wichtiges politisches Ereignis in China ist und alle fünf Jahre stattfindet, leiden die chinesischen Börsen nicht überraschend unter Abgabedruck. Sollten die Beschlüsse des Plenums punkto Wirtschaftsreformen und Stimuli enttäuschen, dürften die chinesischen Aktienmärkte unter erneuten Druck geraten. Wir bleiben breit diversifiziert investiert und fokussieren uns weiterhin auf die Aktienmärkte Schweiz, USA und Europa und halten eine tiefe Allokation in Emerging Markets.

Zinsen / Währungen / Rohstoffe

Die SNB hat der CHF-Stärke mit einer Zinssenkung entgegengewirkt, um ihren geldpolitischen Auftrag zu erfüllen. Der handelsgewichtete USD-Index hält sich nahe den Höchstständen der vergangenen acht Monate. Die jüngsten Inflations- und Konsumdaten in den USA deuten darauf hin, dass der Inflationsdruck weiter nachlassen dürfte, womit Zinssenkungen in den USA – sollte sich dieser Trend fortsetzen – gegen Jahresende realistisch werden. Der Yen schwächte sich zum USD weiter ab – das Währungspaar USD/JPY durchbrach die Marke 160 – ein Wechselkursniveau, das letztmals 1990 verzeichnet wurde. Die Abschwächung des Yen kumuliert sich in diesem Währungspaar somit auf über 12%. Exportorientierte Unternehmen dürfte das freuen. Je länger die Yen-Abwertung anhält, desto wahrscheinlicher werden Interventionen der BOJ. Die Unsicherheit rund um Frankreichs Neuwahlen führte bei französischen Staatsanleihen zu einem deutlichem Abgabedruck ab dem 10. Juni. Der Spread (Renditedifferenz) der zehnjährigen Papiere Frankreichs zu deutschen Bunds verdoppelten sich annähernd innert Wochenfrist knapp auf über 80 Basispunkte. Die Renditedifferenz dürfte sich im Nachgang der Wahlen (und je nach Ausgang natürlich) wieder normalisieren – sofern die Historie sich reimt.

Positionierung

Wir halten an unserer Ausrichtung fest. Dies weil die US-Wirtschaft aktuell nach wie vor, wenn auch mit abnehmender Dynamik, solide aufgestellt ist. Die abnehmende Dynamik zeigte sich in den vergangenen Wochen und Monaten bei der Entwicklung des Arbeitsmarktes und dem Konsumenten. Ansteigende Verzugsraten bei diversen Konsumkreditarten (bereits seit Ende 2023) und historisch hohen Kreditzinsen (Kreditkarten). Der Arbeitsmarkt findet ebenfalls allmählich zu einer Balance zurück und es ist davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt den Zenit überschritten hat und die historisch tiefe Arbeitslosenquote nun allmählich eine Trendumkehr vollziehen könnte. In Vorbereitung einer abnehmenden Wachstumsdynamik mit einhergehenden Zinssenkungen in den USA, schenken wir Staatsanleihen inzwischen taktisch eine grössere Aufmerksamkeit im Portfoliokontext. Langfristig präferieren wir aus Überzeugung Realwerte, welche ein hohes Gewicht im Portfolio haben sollten. Somit halten wir weiter Kurs und sind insgesamt verhalten positiv gestimmt für die nahe Zukunft. Dabei bleiben wir breit diversifiziert investiert. Für eine potenzielle Wachstumsabschwächung sind wir vorbereitet und orientieren uns gleichzeitig mit Weitsicht auf die langfristige Strategie.

 

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