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Allgemein

Die Finanzmärkte blieben auch im Juni sehr ruhig. Kurzzeitig hat die US-Notenbank den Markt mit einem weniger expansiven Ausblick der Geldpolitik getestet. Der Markt erwartet die ersten Zinserhöhungen der Notenbank in knapp zwei Jahren. Eine Drosselung der Anleihenkäufe wurde noch nicht angekündet, könnte jedoch anlässlich des Jackson Hole Symposium im August bereits kommuniziert werden. Die US-Notenbank scheint diesmal sehr behutsam vorzugehen, was die Rückkehr zu einer restriktiveren Geldpolitik betrifft. Geldpolitisch induzierte Verwerfungen an den Aktienmärkten wie diese in den Jahren 2018 und 2013 vorgekommen sind, scheinen die Verantwortlichen dieses Mal möglichst verhindern zu wollen, insbesondere nachdem die Wirtschaft erst langsam aus der durch die Pandemie verursachten Rezession heraufsteigt. Die Zinsmärkte deuteten bereits auf einen konjunkturellen Zenit mittels einer Verflachung der Zinskurve hin. Entsprechend neigten zinssensitivere und defensivere Aktiensegmente zu relativer Stärke im Juni. Der USD erstarkte hingegen. Die weltweite Ausbreitung der in Indien erstmals aufgetretenen Delta-Variante des Coronavirus konnte die Stimmung nicht kippen. In Australien sind einige Grossstädte bereits wieder im Lockdown. Die Situation veranlasst die Staaten, noch schneller zu impfen, da die Impfungen auch gegen die neue Variante wirksam sein dürften.

Aktienmärkte

Mit den gesuchten defensiven Aktiensegmenten vermochte vor allem der Schweizer Aktienmarkt neue Höchststände zu erreichen. Auch die europäischen Indizes konnten rund 2% zulegen. Mit diesen Gewinnen wurden aber keine neuen Rekordmarken erklommen, im Gegenteil viele Länderindices sind seit Ende April eher in einem Seitwärtstrend gefangen. Die am langen Ende gefallenen Zinsen sorgten einmal mehr für eine Rotation zu Gunsten der US-Technologiewerte. Die asiatischen Börsen schlossen mehrheitlich tiefer. Die Gewinnberichte für das 2. Quartal werden ab Juli bestätigen, was die Kurse teilweise schon einpreisen: Die Gewinne in den USA dürften um 52% im Vergleich zum Vorjahr ansteigen. Das ist der stärkste Anstieg seit Q2 2009. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis im S&P 500 liegt damit bei 22.4x. Bei den Berichten wird das Augenmerk auf den steigenden Preisen liegen. Bereits im ersten Quartal haben über 197 von 500 S&P500 Firmen «Inflation» in Ihren Berichten speziell erwähnt. Der Preisdruck bleibt vermutlich auch im aktuellen Quartal ein Thema, vor allem aber im verarbeitenden Gewerbe (siehe FOKUS).

Zinsen

Die Zinsen stiegen am kurzen Ende der Kurve nach dem FED-Meeting deutlich an. Am längeren Ende sorgte die Kommunikation der Notenbank für fallende Renditen und fallende Inflationserwartungen. Die Differenz zwischen 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen reduzierte sich über 20 Basispunkte auf 1.2%.

Währungen / Rohstoffe

Die Edelmetalle verloren über 5% und markierten damit den stärksten Verlust seit 2016. Der stärkere USD, die gefallenen Inflationserwartungen und höheren kurzfristigen Zinsen setzten dem gelben Metall und auch dem Silberpreis (-8%) deutlich zu. Nach den starken Avancen im Kupfer- und Holzpreis verloren diese Rohstoffe wieder deutlich an Wert. Der Holzpreis kollabierte von $1711 auf noch $795 – er lief zuvor wegen des starken US-Immobilienmarkts und des verknappten Angebots heiss. Die gefallenen Rohstoffpreise unterstützen die Ansicht der US-Notenbank, wonach die Inflation nur temporär überschiessen dürfte.

Ausblick

An unserem Ausblick halten wir fest. Die Aktienmärkte sind kurzfristig etwas überhitzt und verschiedenste Indikatoren zur allgemeinen Marktverfassung mahnen nach wie vor zur Vorsicht bzw. zu erhöhter Selektivität. Das doch sehr behutsame Vorgehen der US-Notenbank könnte zusammen mit den anstehenden Gewinnausweisen jedoch für anhaltende Stabilität sorgen. Zyklische Werte dürften mit abflachenden PMI und rückgängiger Kreditschöpfung in China mindestens aus relativer Sicht vorübergehend einen Gang zurückschalten während defensive Sektoren (Gesundheit, Konsum, Versorger und allenfalls Technologie) wieder etwas in die Gunst der Anleger kommen dürften. In der Summe erachten wir jedoch das Chancen-Risiko Verhältnis angesichts des positiven Wachstumsausblicks bei gleichzeitig hohen Bewertungen und Erwartungen aktuell weiter nur als ausgewogen und begründen damit die neutrale Positionierung. Wir beabsichtigen die Aktienquote bei günstigeren Opportunitäten zu erhöhen.

 

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