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Allgemein

Der Juni zeigte sich für die Finanzmärkte zumindest bis zur Mitte besonders stark. Unerwartet gute Arbeitsmarktdaten aus den USA sowie starke Erholungen in den Vorlaufindikatoren (Einkaufsmanagerindices) sorgten für gute Stimmung bevor ab der zweiten Hälfte des Monats die ansteigenden Neuinfektionen die Investoren wieder verunsicherten. Einzelne Staaten in den USA waren besonders hart betroffen und mussten die laufende Wiedereröffnung teilweise abbrechen. Kalifornien, Texas, Arizona und Florida verzeichnen seit Anfang Juni einen deutlichen Anstieg der täglichen Neuansteckungen. Damit sind diese US-Gliedstaaten die neuen Hotspots der Neuansteckungen, was im Falle von Texas sicher auch auf den nur zwanzig Tage andauernden «lockdown» zurück zu führen ist. Apple kündigte einige Schliessungen der Geschäfte in den betroffenen Staaten an. Hingegen ist die Lage in New York, dem Staat welcher anfänglich am stärksten betroffen war, unter Kontrolle.  Auch in Australien sah sich der Bundesstaat Victoria zu einem erneuten «lockdown» in Teilen von Melbourne gezwungen. In China sowie in Europa blieb gemäss den offiziellen Daten eine grössere zweite Ansteckungswelle bisher aus. Ermutigend ist der fallende Trend bei den täglichen Todesfällen weltweit. Dies deutet vermutlich darauf hin, dass sich die Personen (Ältere & Kranke), welche Schutz nötig haben, sich effektiv vor Ansteckungen schützen, während sich die «Jungen» etwas sorgloser an den ersten Lockerungsmassnahmen erfreuen. Auch kann abgeleitet werden, dass das Gesundheitssystem in den USA die Fälle derzeit gut absorbieren kann.

Aktienmärkte

Aktien ausserhalb der USA hatten für einmal die Oberhand. Der SMI gewann beispielsweise rund 2%, während der Dow Jones praktisch unverändert notierte. Das vernachlässigte Krisenmanagement im COVID-19 Chaos könnte in den USA nun zum Bumerang werden und die ohnehin schon hohe Prämie des US Aktienmarktes relativ zur übrigen Welt möglicherweise (temporär) etwas normalisieren. Der Monat verlief generell sehr volatil. Der Dow Jones verlor mit den aufkommenden Sorgen um die zweite Ansteckungswelle alleine an einem Tag 6.9%, konnte sich aber zum Monatsende wieder leicht erholen. Seit Ausbruch der Corona-Krise hat es das Volatilitätsbaromoter VIX nie wesentlich unter die 30er Marke geschafft. Unter normalen Verhältnissen notiert der Index im Schnitt bei 15. Dies deutet trotz der starken Erholung seit den Märztiefstständen auf eine nach wie vor hohe Nervosität hin. Für Schlagzeilen sorgte der Zahlungsdienstleister wirecard in Deutschland. Das im DAX gelistete Unternehmen musste wegen Bilanzmanipulation nun Insolvenz anmelden.

Zinsen

Am Kapitalmarkt waren keine starken Veränderungen der langfristigen Zinsen zu vernehmen. Der Renditehunger der Anleger führte zu weiteren Rückgängen der Spreads peripherer Staatsanleihen (Griechenland, Spanien und Italien gegenüber Deutschland). Die High Yield Spreads notierten auch leicht tiefer.

Währungen / Rohstoffe

Die anhaltende Dollarschwäche hat den Rohstoffen auf breiter Basis Unterstützung gegeben (siehe FOKUS). Das konjunktursensitive Kupfer zog mehr als 10% an. Gold avancierte um mehr als 2% und steht damit der psychologischen 1800er Marke pro Unze/$ sehr nah. Der Silberpreis konnte hingegen nicht an die starken Gewinne des Vormonates (Mai +19%) anknüpfen.

Ausblick

Die Stimmung der Anleger ist zwischen Konjunkturoptimismus und dem Wiederanstieg der COVID-19 Ansteckungen hin- und hergerissen. Die Konjunkturdaten zeigen bereits erste überraschende Verbesserungen zum Konsens und geben durchaus Grund zur Hoffnung einer rascheren Erholung. Wichtig ist, dass die teilweise bereits angelaufene zweite Wel-le lokal, mit möglichst wenig Schaden für die Wirtschaft eingegrenzt werden kann. Wie anfänglich erwähnt, sind die weltweit fallenden täglichen Todeszahlen, welche deutlich gegen den Trend bei den Neuinfektionen stehen, ein Grund zur Zuversicht im Krisenmanagement um das Coronavirus. Weiter steigende Infektionszahlen werden jedoch die Nerven der Investoren weiter belasten. Das Anlegersentiment ist und bleibt bisher sehr pessimistisch gestimmt, was konträr für mittelfristig weiter steigende Kursnotierungen spricht («Wall of worry»). Damit wären kurzfristigere Verwerfungen wegen dem Coronavirus oder anderen temporären Störfaktoren weiterhin eine Chance für Zukäufe bei Aktienanlagen.

 

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