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Allgemein

Die Märkte erholten sich im Juni hauptsächlich wegen gestiegenen Erwartungen an die Zentralbanken. Die FED und die EZB signalisierten deutlich, dass eine Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Monaten durchaus möglich wäre. Dadurch fielen die Renditen der globalen Staatsanleihen nochmals auf neue Tiefststände. Der Anteil an negativ verzinslichen Schulden ist dadurch innert sechs Tagen um eine Billion USD gestiegen. Vom globalen Renditehunger profitierten dadurch auch periphere Staatsanleihen wie jene der Italiener oder Griechen. Die weltweiten Daten deuten desweilen auf eine weitere Konjunkturabschwächung hin. Auch die US Wirtschaft zeigt etwas Schwäche mit enttäuschenden Arbeitsmarktdaten, fallenden Einzelhandelsumsätzen und Industrieumfragewerten. Am G20 Gipfel in Osaka, Japan, konnten sich die 20 Staaten trotz grosser Differenzen in den Kernthemen Klima, Handelsstreit und Nahost auf eine Schlusserklärung einigen. US Präsident Trump verkündete, dass Lieferungen von amerikanischen Firmen an den chinesischen Telekomkonzern Huawei wieder zugelassen und keine zusätzlichen Strafzölle auf chinesische Importe erhoben werden. Die Verhandlungen sollen nach dem sechswöchigen Stillstand fortgesetzt werden. Damit findet Trump zurück zu einer geschäftsfreundlicheren Haltung.

Aktienmärkte

Die Zinsfantasie stützte die Aktienmärkte im Juni. In CHF gemessen blieben die Gewinne jedoch eher begrenzt. Der S&P500 kletterte um 3.9% höher. Der SMI gewann 3.9%. Im asiatischen Raum erholten sich vor allem chinesische Aktien (+3.3%). Der Nikkei225 erholte sich lediglich um 1.2%. Die Gewinnschätzungen für das kommende Quartal wurden wiederum kräftig nach unten revidiert, so dass die Unternehmungen eine tiefe Barriere für Gewinn-Überraschungen im Juli vorfinden dürfen. Trotz dem andauernden Handelskonflikt bleibt auch die Volatilität verhältnismässig tief und unter dem langfristigen Schnitt (VIX aktuell 15.8%). Auffällig ist derzeit auch die stark hinterherhinkende Performance zyklischer Sektoren wie Transportwerte oder Banken. Sehr gut etabliert haben sich Low-Volatility Ansätze, welche Aktien mit tiefer historischer Volatilität übergewichten (siehe im FOKUS).

Zinsen

Mit dem starken verbalen Engagement der Zentralbanken sanken die weltweiten Renditen nochmals deutlich. Im Juli wird mit 100% Wahrscheinlichkeit ein Zinsschritt der US Notenbank FED erwartet. Die EZB könnte zusätzlich nachziehen, wenn die Inflation weiter auf unterdurchschnittlichem Niveau verharrt, so hat es Mario Draghi kommuniziert. Die Renditen der 10-jährigen Bunds fielen auf ein historisches Allzeittief von -0.92% und für 10-jährige Schweizer Eidgenossen bezahlt man derzeit -0.53% p.a., jedoch nicht so viel wie im Jahr 2016 als dieselben Papiere noch -0.65% rentierten. Die Zinskurven als Rezessionsindikator haben sich wohl dank der Zentralbankenpolitik wieder etwas aufgebäumt. Eine Rezession wird daher von diesem wichtigen Indikator trotz vieler warnenden Stimmen immer noch nicht angezeigt.

Währungen

Nach einer mehrmonatigen USD-Stärke, neigte der Greenback in den vergangenen Wochen zur Schwäche. Der Hauptgrund dafür sind der noch ausbleibende Inflationsdruck und die Einpreisung von Zinssenkungen der FED. Der JPY und der CHF neigen aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten bereits seit Mai zu Stärke, währenddessen der EUR zum USD erst seit dem Mai etwas Schwung gewinnen konnte, wobei der Widerstand bei USD 1.14 pro EUR noch nicht durchbrochen werden konnte. Eine Gegenbewegung im USD würde uns nicht überraschen, wobei wir langfristig von einem schwächeren USD ausgehen, insbesondere gegenüber dem CHF.

Ausblick

Der konstruktive Ausgang des G20 Treffens in Osaka dürfte zu Beginn des Monates Juli für freundlichere Stimmung an den Finanzmärkten sorgen. Dass eine finale Einigung noch nicht gefunden werden konnte und die US Wirtschaftsdaten jüngst an Dynamik eingebüsst haben, lässt ferner die erwartete Zinssenkung der US Notenbank in diesem Monat als sehr realistisch erscheinen. Die Lockerung der Sanktionierung gegen Huawei zeigt, dass US Präsident Trump ein Deal im Handelsstreit gegenüber den aktuellen Spannungen vorzieht auch wenn einige nahestehenden Berater des Präsidenten eine harte Linie bevorzugen. Temporär dürften die Anleger somit die Zuversicht behalten und sich auf die anstehende Gewinnsaison fokussieren. Dank tiefer Erwartungen, könnte auch diese im Juli nochmals für Unterstützung sorgen.

 

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