Die stark verbesserte Konsumenten- und Wirtschaftsstimmung wendet auch die politische Stimmung in Europa. In Frankreich stieg das Konsumentenvertrauen auf das höchste Niveau seit 2007. Emmanuel Macron hat im Parlament eine absolute Mehrheit gewonnen und kann damit seine Reformpläne komfortabel verfolgen. In Italien hat vor allem das Mitte-Rechts-Lager, zu welchem auch Berlusconi‘s Partei „Forza Italia“ gehört, in den Stichwahlen stark aufgeholt. Am schlechtesten hat dabei die Fünf-Sterne-Bewegung abgeschnitten. Dies bestärkt die Unterhändler der Eurozone in den nun begonnenen Austrittsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich. Jenseits des Atlantiks sorgt für einmal nicht der US Präsident für Schlagzeilen sondern Brasiliens Präsident Michel Temer. Diesem droht angesichts der Korruptionsvorwürfe ein Prozess und im schlimmsten Fall die Amtsenthebung. Trotz den jüngst schwächeren Wirtschaftsdaten aus den USA hat die Notenbank die Zinsen erwartungsgemäss erhöht und erste Details zur Reduktion der Bilanz bekannt gegeben. Die Notenbank stützt sich somit auf einen starken Arbeitsmarkt, welcher in der Theorie zu höherer Inflation führen sollte. Momentan wirken jedoch einige Kräfte weiter deflationär. Zu diesen zählen unter anderem der Ölpreis welcher im Juni stark korrigiert hat oder die seit Jahren auf niedrigen Niveaus verharrende Partizipationsrate am Arbeitsmarkt. Auch die EZB will den Markt auf eine nahende, aber langsame Reduktion der quantitativen Geldpolitik vorbereiten. Im Herbst dürfte die EZB konkretere Details dazu veröffentlichen. Damit sind die Notenbanken von Japan und der Schweiz bald die einzigen grossen Zentralbanken, welche noch keine Absichten für eine restriktivere Geldpolitik geäussert haben.
Im Vergleich zu den meisten europäischen Märkten schlossen die US Märkte den Berichtsmonat besser ab. Der Dow Jones legte in CHF 0.7% zu und der Nasdaq büsste die im Monatsverlauf erwirtschafteten Gewinne komplett ein und verlor in CHF 3.3%. Trotz dem Rückschlag gehört der Technologiesektor in den USA zu den besten Werten auf Jahressicht (+10% in CHF) und die Fundamentaldaten zeugen von einem sehr gesunden Wachstumssektor (siehe im FOKUS). Die Volatilität notiert nach wie vor auf historisch tiefen Niveaus. Alleine in diesem Jahr schloss der VIX sieben Mal unter 10%. Schlussfixierungen unter 10% sind selten und konnten seit 1990 erst 16-mal beobachtet werden. Zum Monatsende stieg die implizierte Volatilität während des Tagesverlaufs auf über 15% - so stark wie seit dem BREXIT nicht mehr - schloss dann aber wieder unter 12%. Die Verluste in Europa waren mit über 3% deutlich ausgeprägter. Der sehr starke EUR dürfte ein Grund für die Verluste sein. In der Schweiz verlor der SMI aufgrund einzelner Höhenflüge bei den Indexschwergewichten lediglich 1.2%.
Mario Draghi’s Rede löste bei den europäischen Anleihen einen starken Ausverkauf aus. Die Renditen deutscher Bunds stiegen rasant von 0.25% auf 0.47%. Der EZB Chef interpretierte die jüngst schwächere Inflation als temporäres Phänomen, was vom Markt als Zeichen für einen früheren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik der EZB verstanden wurde. Auch Janet Yellen hält trotz der tiefen Inflation in den USA unbeirrt am langsamen Zinserhöhungspfad fest. Die Notenbankchefin äusserte sich zudem sehr positiv zur Finanzmarktstabilität und geht davon aus, dass eine Finanzkrise wie im Jahr 2008 nicht mehr vorkommen sollte. Auch die US 10-Jahres-Treasuries verbilligten sich leicht und rentierten zum Monatsende wieder 2.3%. In der Schweiz schaffen es die 10-jährigen Zinsen trotz dem globalen Ausverkauf nicht über die 0% Schwelle.
Der EUR verteuerte sich zum USD mit einer selten gesehenen Dynamik auf über 1.14. Viele Investoren waren wohl bis dato im EUR unterinvestiert und haben sich nun eingedeckt. Hedge Funds wechselten die EUR Shortpositionen innerhalb der vergangenen Wochen in EUR Longpositionen. Letztmals waren die Spekulanten noch im Jahr 2014 so positiv auf das Währungspaar EUR/USD. Der USD verlor zum Schweizer Franken nochmals ein knappes Prozent und der EUR/CHF näherte sich der 1.095er Marke (+0.6%). Das Pfund tendierte zum Start der Austrittsverhandlung der Engländer gegenüber dem CHF seitwärts.
Der nächste dominante Orientierungspunkt für die Finanzmärkte besteht in den anstehenden Gewinnausweisen für das 2. Quartal. Die bereits eingeläutete Korrektur könnte sich bis zum effektiven Start dieser Gewinnsaison noch etwas ausweiten. Weiterhin führt mittelfristig kein Weg an den Aktienanlagen vorbei, die Zinsen sind dafür schlicht immer noch zu tief und die weltwirtschaftliche Erholung auf zu gutem Pfad. Das Gewinnwachstum in den USA dürfte im 2. Quartal bei 8% liegen und in Europa gar über 10%. Die weltweiten Umfragewerte der Industrie- und Dienstleistungssektoren bestätigen einen anhaltend expansiven Ausblick. Für unerwartete Schocks bieten uns die gekauften Optionen resp. Stop-Loss-Orders nach wie vor einen gewissen Schutz.