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Allgemein

Die Hoffnung auf zusätzliche konjunkturelle Hilfspakete der Staaten sowie die langsame Rückkehr zum Alltag war für die Investoren ermutigend. In den USA nahmen die wöchentlich gemeldeten Arbeitslosenzahlen kontinuierlich ab und US Notenbankchef Jerome Powell prognostizierte eine graduelle Erholung der Wirtschaft sowie zusätzliche Unterstützung der Notenbank sofern nötig, was die positive Stimmung verstärkte. Dadurch waren vor allem zyklische Anlagen, welche bis dato immer noch stark abgestraft sind, gesucht. Für einen Lichtblick sorgten auch der führende deutsche Konjunkturindikator, welcher sich im Mai stärker erholte als erwartet, sowie die überschaubaren Corona-Fallzahlen. Letztere steigen trotz der laufenden Rückkehr zur Normalität kaum an, was die Angst einer zweiten Welle derzeit in Schach hält. Sogar die EU könnte bald zur Schuldenunion werden, wenn die Pläne von Angela Merkel und Emmanuel Macron gebilligt werden. Die geplanten staatlichen Hilfspakete lassen die Verschuldung der Staaten zusätzlich anschwellen (siehe FOKUS). Steigende Spannungen zwischen den USA und China vermochten die gute Stimmung nicht zu kippen. US-Präsident Donald Trump sieht die Zukunft des Finanzstandorts Hong Kong wegen Chinas Sicherheitsgesetz gefährdet. Die US Regierung entzog der Chinesischen Sonderverwaltungszone folglich den Sonderstatus, den Hong-Kong bislang gemäss US-Recht genoss. Damit verliert Hong-Kong Privilegien in der Wirtschaftsbeziehung mit den USA wie z.B. die bisher niedrigeren Zölle im Vergleich zu Festlandchina. Ein weiterer Belastungsfaktor stellen mögliche US-Sanktionen wegen des Vorgehens der chinesischen Regierung gegen die muslimische Minderheit der Uiguren dar. Der US Kongress hat bereits grünes Licht für Strafmassnahmen gegen chinesische Beamte und Funktionäre der Kommunistischen Partei gegeben.

Aktienmärkte

Der SMI gewann 2.1% im Berichtsmonat und der EuroStoxx50 gewann 4.2%. Wegen dem neuen Sicherheitsgesetz in Hong-Kong war der Hang Seng deutlich unter Druck und büsste über 6.8% ein. Die US Leitbörse gemessen am S&P 500 legte rund 4.5% zu. Bei den Sektoren waren es zyklische «Value» Werte, welche ab Mitte des Monates eine grosse Rotation auslösten und stark avancierten. Die Differenz zwischen der Entwicklung von Wachstumsaktien und Value Aktien erreichte an einem Tag über 3% und übertraf damit gar den Wert der grossen Rotation im letzten September 2019. Trotz dieser Aufholjagt notiert der US Value Index YTD nach wie vor über 16% tiefer während Wachstumsaktien sogar im «Plus» notieren. Mit den jüngsten Gewinnen sind die Bewertungen in den USA und Europa wieder deutlicher über dem 10-Jahresschnitt angekommen.

Zinsen

Die Entwicklung der Zinsen war weltweit sehr uneinheitlich und bei den wichtigsten Märkten waren kaum bemerkenswerte Bewegungen auszumachen. Die Pläne zur EU Schuldenunion unterstützten die Staatsanleihen von Italien, Portugal, Spanien sowie Griechenland.

Währungen / Rohstoffe

Sinkende Öllager sowie gestiegener Konjunkturoptimismus sorgten für eine weitere extreme Erholung im Ölpreis (WTI +88%) ausgehend von zuvor erreichten absoluten Tiefstständen. Der USD schwächte sich zum CHF ab und der EUR konnte zum CHF zwischenzeitlich wieder bis zur 1.07er Marke zulegen. Der USD tendierte gegen die meisten Währungen seitwärts. Silber gewann fast 19% und das Gold handelte um 2.6% höher.

Ausblick

Die Zuversicht zum Ende des Lock-Downs verbesserte die bisher fehlende Breite der jüngsten Aktienmarkt-Rallye dank einer starken Sektorenrotation. Die Gefahr einer zweiten Ansteckungswelle sowie die verschärfte Rhetorik zwischen den USA und China stellen derzeit die grössten (offensichtlicheren) Risiken dar. Mit den bereits überdurchschnittlichen Bewertungen erscheint uns eine geduldige, abwartende Haltung noch sinnvoll. Rücksetzer dürften aber angesichts des positiven Verlaufes der Lockerungsmassnahmen sowie der massiven staatlichen Eingriffe eine Chance darstellen. Im Besten Fall, könnte sich die Wirtschaft bei Ausbleiben weiterer Zwischenfälle (Wiederaufnahme Handelsstreit, grosser Konkurs oder zweite Infektionswelle) sogar V-förmig erholen – dieses «best case» Szenario gilt es, genau wie der worst-case (zweite Ansteckungswelle), im Auge zu behalten. Kurzfristig sind wir nach dem starken Anstieg noch vorsichtig ausgerichtet. Rückschläge am Markt, sehen wir jedoch angesichts des noch eher pessimistischen Anlegersentiments und mangelnden Alternativen als Chance.

 

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