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Allgemein

Italien und Spanien dominierten die Schlagzeilen im Mai. Die Regierungsbildung in Italien kam nur stockend, begleitet von verschiedenen Überraschungen, zustande. Staatspräsident Mattarella blockierte die Nominierung des von den Parteien eingesetzten Finanzministers. Der frisch erkorene Ministerpräsident Conti quittierte dies daraufhin mit seinem Rücktritt. Eine Verschärfung des europakritischen Kurses dürfte damit nicht abwendbar sein, sondern wird sogar die Folge daraus sein. Mit der nun heute zu vereidigenden Regierung und der Aufteilung der Kabinette und Ministerien in Italien, dürfte jedoch vorerst eine Gewisse Erleichterung einkehren. Ob die neue Regierung jedoch geeint auftritt und auf der weltpolitischen Bühne als verlässlicher Ansprechpartner wahrgenommen wird, muss sich erst zeigen. In Spanien belasteten Korruptionsvorwürfe an amtierende Regierungsvertreter die Marktstimmung und die türkische Zentralbank kämpfte derweilen gegen den Zerfall der Lira. Die angedrohte Einflussnahme von der türkischen Regierung in die Geldpolitik hat den Abwärtsdruck noch zusätzlich beschleunigt. Erst die Zusicherung der Zentralbank, die Zinsen weiter zu erhöhen wenn die Inflation sich beschleunigen sollte, führte zu einer Beruhigung in der Lira. Das grosse Leistungsbilanzdefizit und die vorgezogenen Wahlen könnten Erdogan nun zum Verhängnis werden - jedoch hat Erdogan rund zwei Monate vor den Wahlen bereits grosszügige Wahlgeschenke z.B. an Rentner verteilt, was ihm den Sieg sichern dürfte. Das Konjunkturprogramm umfasst über 5 Mia. EUR, Geld welches das Land eigentlich gar nicht hat. S&P hat bereits mit einer Herabstufung des Kreditratings des Landes auf BB- reagiert. Der Preis für Öl verlor im Mai zeitweise fast 10% von seinen Höchstständen weil Saudi Arabien und Russland verbal klar machten, dass die OPEC Förderquote angepasst werden könne. Ein knappes Angebot hat in der jüngsten Vergangenheit jedoch bereits zu stark steigenden Ölpreisen geführt (siehe IM Fokus). Die Notenbankenprotokolle der EZB und der FED haben keine wesentlichen Änderungen zu Tage gebracht.

Aktienmärkte

Die gescheiterte Regierungsbildung in Italien hat eine grosse Schockwelle durch die Finanzmärkte gesendet. Der italienische Aktienmarkt verlor über 9% im Mai und war damit der schlechteste Markt unter den entwickelten Ländern. Der spanische Aktienmarkt verlor wegen einem möglichen Misstrauensvotum gegen die Regierung über 5%. Gesamtheitlich gab es nur wenige Gewinner am europäischen Aktienmarkt. Der DAX beendete den Monat nur knapp im Minus, während der SMI fast 5% einbüsste. Der SMI markierte zum Monatsende hin ein neues Jahrestief bei 8‘457 Punkten. Noch im Mai versuchte der Index seinen Ausbruch über 9‘000 Punkte, scheiterte jedoch an dieser psychologischen Marke. Die US Aktienmärkte waren im Mai insgesamt relativ stabil und konnten gar leicht zulegen. US Technologie gehörte zu den besten Sektoren für den Mai.

Zinsen

Sehr hohe Schwankungen zeigte auch der Kapitalmarkt. Vor allem langläufige italienische und spanische Anleihen zeigten eindrückliche Tagesbewegungen. Die Renditen der Kernländer sanken massiv und so rutschte auch die Rendite für 10-jährige Eidgenossen erstmals seit Januar dieses Jahres wieder in negatives Terrain. Auch die Nachfrage nach US-Treasuries wurde so angekurbelt. Nachdem sich seit Jahresbeginn die Zinsängste verstärkten, folgte nun eine Verschnaufpause. Die US-Treasuries konnten stark anziehen und rentierten zum Ende des Monats wieder unter 3%. Noch Mitte Mai kratzten die Selben an ein der Marke von 3.2%. Die Zinskurve blieb relativ flach, jedoch beobachteten einige Auguren inverse Verhältnisse bei den Unternehmensanleihen. Die FED dürfte sich ungeachtet der globalen politischen Sorgen jedoch weiterhin auf die guten US Konjunkturdaten stützen, wenn die Zentralbank im Juni den nächsten Zinsschritt machen wird.

Währungen

Der Schweizer Franken genoss wieder etwas Zufluss und erstarkte im Berichtsmonat vor allem gegenüber dem EUR und dem Britischen Pfund. Der USD konnte sich dafür gegen den CHF gut behaupten. Stark war der USD speziell gegenüber dem EUR, GBP und anderen G10 Währungen was sich auch im Dollar Index zeigte, welcher für den Monat knapp 2.5% zulegen konnte. Dass der EUR insgesamt wegen den politischen Turbulenzen zur Schwäche geneigt hat, war nicht überraschend.

Ausblick

Die politische Unsicherheit in Europa könnte den Markt über die Sommermonate noch etwas länger im Griff haben und so könnte die Volatilität auch temporär wieder etwas zunehmen. Die Italiener fühlen sich durch den Staatspräsidenten um ihren Volkswillen betrogen und dadurch könnten die Protestparteien noch mehr Rückenwind gewinnen. In Spanien arbeiten die politischen Gegner der Regierung an einem Misstrauensvotum und der US Präsident birgt oft Potential für Überraschungen. Wir erachten jedoch die derzeitigen Störfeuer als temporär und gehen davon aus, dass sich der Markt mittelfristig bald wieder auf die gesunden Wachstumsperspektiven konzentrieren wird. Aus taktischer Sicht könnte diese Konstellation aus politischem Lärm und guten Wachstumsperspektiven in den Sommer somit durchaus chancenreich sein.

 

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