Die Finanzmärkte scheinen trotz der politischen Störgeräusche in einer sehr robusten Verfassung zu sein. Einige Ökonomen haben jedoch ihre Wachstumserwartungen an die U.S. Wirtschaft wegen der unsicheren Fiskalpolitik teils korrigiert. Die Marktakteure scheinen sich aber korrekterweise auf die Fakten zu konzentrieren: In den USA, wie auch global, sind die Unternehmensgewinne auf einen deutlichen Wachstumspfad zurückgekehrt. Das Gewinnwachstum im 1. Quartal war so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Das weltweite Wirtschaftswachstum ist solide und die US Notenbank ist mit ihrem langsamen Straffungspfad der Geldpolitik unter den führenden Zentralbanken die einzige Notenbank mit einer solchen Politik. Dies bedeutet, dass die Geldpolitik weltweit nach wie vor sehr expansiv ist. Die zweite Schätzung für das U.S. BIP konnte überzeugen und es scheint, als wäre die Schwäche des ersten Quartals weitgehend temporärer Natur. Gemäss Umfragen dürften die U.S. Unternehmen in den kommenden Monaten zudem ihre Investitionsausgaben erhöhen. In Europa konnten die Unternehmensgewinne ebenso stark zulegen und das makroökonomische Bild stimmt mit einem Wachstum von über 1.7% für 2018 und 2019 auch zuversichtlich. Im politischen Europa kann Emmanuel Macron gar auf eine Mehrheit im französischen Parlament hoffen. Für Unsicherheit sorgen derzeit Italien, in welchem vorzeitige Wahlen drohen, und Griechenland, welchem wahrscheinlich nur mit einem Schuldenschnitt geholfen wäre. Wenig verwunderlich ist denn auch Mario Draghi’s Äusserung vor dem Europaparlament, wonach eine sehr lockere Geldpolitik weiterhin notwendig sei.
Die Aktien konnten auch im Mai ihre Gewinnserie teilweise fortführen. Der EuroStoxx50 verlor 0.14% und der Dow Jones konnte 0.33% zulegen. Die meisten Aktienbarometer waren wenig volatil und der Volatilitätsindex VIX notierte zeitweise unter 10 Punkten. Werte unter 10 Punkten sind sehr selten anzutreffen. Entgegen dem allgemeinen Glauben sind tiefe Notierungen nicht zwingend ein Verkaufssignal (siehe im FOKUS). Deutlich höhere Volatilität zeigte der brasilianische Bovespa, dessen Handel wegen der Korruptionsaffäre um den amtierenden Staatschef Michel Temer nach einem Kurssturz von 10% temporär eingestellt wurde.
Die weltweiten Staats- und Unternehmensanleihen stiegen im Mai deutlich. Die Renditen befinden sich auf Jahressicht für die entwickelten Länder wieder nahe den Tiefs. Die durch Donald Trump verbreitete Unsicherheit hat den Spread zwischen deutschen und amerikanischen Anleihen wieder auf das Niveau vor den U.S. Wahlen 2016 gebracht (siehe im Fokus). Die Renditen des 10jährigen Eidgenossen notieren noch immer klar negativ.
Der USD notierte im Mai gegenüber den wichtigsten Währungen erneut schwächer. Der USD-Index verlor 2.15% und der USD fiel unter die erste Unterstützung bei 98 Rappen zum Schweizer Franken. Nach dem nun fast dreimonatigen Ausverkauf erscheint der USD zunehmend überverkauft und bereit für eine temporäre Gegenbewegung. Bei den Entwicklungsländern korrigierte der Brasilianische Real nach bekannt werden des Korruptionsskandals simultan mit der Börse um 10%. Das Britische Pfund war nach den jüngsten Umfragen zu den Wahlen in England sehr schwach. Gemäss neusten Umfragen schmilzt der Vorsprung der Tories dahin. Der Euro notiert zum CHF weiterhin im Bereich von 1.09 und reduziert damit den Druck auf die SNB.
Die Aktienmärkte befinden sich in einer guten Verfassung und erhalten aktuell auch von makroökonomischer Seite wieder Unterstützung. Wegen der tiefen Volatilität werden Stimmen laut, die ein baldiges Ende des Bullenmarktes voraussagen. Die Historie zeigt jedoch, dass tiefe Volatilitäten durchaus für längere Zeit bestand haben können und auch Zeichen eines gesunden Bullenmarktes sind. Die Stimmung gemessen an den Umfragen ist zudem nicht euphorisch und die Geldpolitik ist wie anfangs erwähnt nach wie vor extrem expansiv. Sicher können die vorhandenen politischen Unsicherheiten in den USA (oder Europa), je nach Ergebnissen der Sonderermittlungen, oder bei weiteren Enthüllungen rund um das Team des US-Präsidenten nochmals zunehmen. Für solche Unterbrechungen des Bullenmarktes prüfen wir laufend günstige Absicherungsvarianten, welche uns aber auch das Aufwärtspotential möglichst erhalten. In späten Phasen des Bullenmarktes ist dies wichtig, da jene Phasen in der Regel von überdurchschnittlichen Gewinnen geprägt sind (siehe im FOKUS).
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