05 / 09

Allgemein

Im Mai wechselte sich Zuversicht der Investoren darüber, dass das Schlimmste bald überstanden sein könnte, mit erneuter Ernüchterung (verursacht durch schlechte Nachrichten aus der Realwirtschaft) ab, was in den letzten Handelstagen des Monats Mai zu ausgeprägten Schwankungen an den Aktienmärkten führte. Über den ganzen Monat betrachtet koppelte sich der Verlauf der Aktienmärkte von der realwirtschaftlichen Entwicklung ab. So tendierten die meistbeachteten Indizes leicht höher, während sowohl Makrodaten als auch Nachrichten von Unternehmensseite keine Anzeichen einer nachhaltigen Erholung aufwiesen und nach wie vor eher nachdenklich stimmen.

Zahlreiche Experten aus der Finanzwelt mahnen nach dem Anstieg der letzten Wochen denn auch zur Vorsicht, explizite Empfehlungen für den Aufbau von Aktienexposure werden von praktisch keiner Bank abgegeben. Da zurzeit jedoch kein Verkaufsdruck auszumachen ist (z.Bsp. seitens Hedge Funds) und aufgrund des Umstandes, dass viele institutionelle Investoren nach wie vor unterinvestiert sind und Aktienexposure aufbauen müssen, besteht kurzfristig weiteres Potential für einen positiven Verlauf der Aktienmärkte. Zudem könnten Stimmen von Ökonomen, welche regelmäßig daran erinnern, dass wir uns offiziell seit Dezember 2007 in einer Rezession und somit in der längsten Kontraktionsphase seit den 30er Jahren befinden, beim einen oder anderen Investor dafür sorgen, kurz- bis mittelfristig eher die Chancen als die Risiken eines Engagements an den Aktienmärkten zu sehen.

Entscheidend für die weitere Entwicklung werden die Ergebnisse der Unternehmen für das zweite Quartal sein. So müssen die Banken ihre guten Zahlen aus dem Vorquartal (v.a. erzielt dank sehr guten Resultaten aus dem Forex- und Bondhandel) bestätigen, Industriefirmen hingen müssen beim Bestellungs- und Auftragseingang eine Verbesserung aufzeigen können. 

Aktien

Die Entwicklung an den weltweiten Aktienmärkten im Mai hat dazu geführt, dass die in CHF gemessene Performance von vereinzelten Aktienindizes seit Jahresbeginn nun flat oder gar leicht positiv ist (SMI beispielsweise jedoch noch immer rund 3.4% im Minus). Dabei konnten die zyklischen Werte die defensiven Titel outperformen und auch die Kursanstiege bei den Small- und Mid-Caps fielen höher aus als diejenigen der Large Caps. Der Volatilitätsindex hat sich nochmals zurückgebildet und notiert nun knapp über 30. Die freundlichere Stimmung an den Finanzmärkten hat dazu geführt, dass US-Banken über Sekundärplatzierungen über USD 30 Mia. an neuem Eigenkapital aufnehmen konnten. Außerdem war eine Zunahme bei IPO’s feststellbar, wobei in den USA deutlich mehr Transaktionen über die Bühne gingen als in Europa. Dieser Umstand wird von einigen Investoren als Zeichen dafür gedeutet, dass die aktuelle Markterholung mehr als lediglich ein Bear Market Rallye sein könnte. Die Rohstoffpreise haben sich auf nach wie vor attraktiven Levels stabilisiert (s. Fokus), beim Öl haben wir nach dem Ende Mai erreichten Jahreshöchststand Gewinne realisiert. 

Bonds/Zinsen

Während bei den Unternehmensanleihen die Spreads deutlich gesunken sind, kamen die Kurse der Staatsanleihen unter Druck. Dies illustriert einerseits den gesteigerten Risikoappetit der institutionellen Investoren, andererseits aber auch deren zunehmenden Vorbehalte gegenüber der Stabilität von Staatshaushalten. Nachfragebedingt hat das Volumen bei den Neuemmissionen v.a. im Euromarkt deutlich zugenommen. Wir werden auch künftig ausschließlich in Wandelanleihen und Unternehmensanleihen investiert bleiben. Durch die Realisierung von Gewinnen bei den Bonds mit kurzen Restlaufzeiten haben wir die Duration leicht erhöht.

Wie erwartet hat die EZB im Mai den bis zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Zinssenkungsspielraum von 0.25% genutzt. Das allgemeine Zinsniveau wird weltweit vorläufig tief bleiben. Gegen Ende des Monats rückte vermehrt die Verschuldung einzelner Staaten in den Fokus der Anleger. Nach Irland, Griechenland, Portugal und Spanien laufen nach der Meinung von Ratingagenturen und weltweit renommierten Managern von großen Bondportfolios auch England und die USA Gefahr, ihr AAA-Rating zu verlieren. Die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries sind im Mai um über 0.5% auf 3.5% angestiegen, was einem Kursverlust von rund 5% entspricht.  

In den letzten Wochen hatten wir zahlreiche Anfragen von institutionellen Kunden bezüglich Investitionsmöglichkeiten, die Schutz vor einem inflationären Umfeld bieten. Die Meinungen von Analysten, Investoren und Volkswirtschaftsexperten zu diesem Thema sind kontrovers. Während die einen nicht mit Inflationsdruck rechnen, da die von den Zentralbanken freigegebenen Gelder nicht ausschliesslich direkt in den Wirtschaftskreislauf gelangen, gehen die anderen davon aus, dass Politiker Inflation als probates Mittel gegen die Staatsverschuldung zulassen werden (andere, weniger populäre Maßnahmen zum Abbau der Staatsschulden wären Steuererhöhungen und verschiedene Einsparungen). Da sich bis dato das Risiko einer erwarteten Inflation noch kaum auf die Renditen von Staatsanleihen ausgewirkt hat, gehen wir davon aus, dass in diesem Bereich noch weiteres Korrekturpotential vorhanden ist.

Währungen

Da weitere Zinssenkungen nicht mehr möglich sind, interveniert die Schweizer Nationalbank weiterhin am Devisenmarkt, um aktiv Währungspolitik zu betreiben (v.a. gegenüber dem Euro). Der US Dollar kam in der zweiten Monatshälfte unter Druck und verlor in den beiden letzten Wochen knapp 5%. Hauptgrund dafür waren die Bedenken der Investoren bezüglich AAA-Rating der USA sowie eine leichte Zunahme bei der Risikobereitschaft der Anleger (der zweite Punkte gilt auch als Ursache für die Schwäche des Yen). Der USD dürfte seinen Status als Safe Haven Währung zumindest vorübergehend verloren haben. Wir bleiben bei unserer Strategie, vorwiegend in den jeweiligen Referenzwährungen investiert zu sein. 

Ausblick

Für den weiteren Verlauf an den Aktienmärkten wird das Verhalten der institutionellen Investoren entscheidend sein. Nachdem wir den Aufbau des Aktienexposures in den letzten Wochen mehrheitlich über breit diversifizierte Instrumente (Fonds, ETF’s etc.) getätigt haben und wir davon ausgehen, dass die Aktienmärkte künftig nicht mehr auf breiter Front zulegen werden, werden wir weitere Ausbauschritte vermehrt mit Einzelaktien und expliziten Themen (z.Bsp. Agro) umsetzen. Basismetalle bieten aus unserer Sicht interessante Kaufgelegenheiten, wir werden hier Exposure aufbauen. 

 

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