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Allgemein

Der Finanzmarkt verhielt sich auch im April weiter sehr ruhig, auch wenn die Regionalbankenkrise in den USA mit dem Untergang der First Republic einen weiteren Zoll forderte. Die Bank stellt den zweitgrössten Niedergang traditioneller Geschäftsbanken gleich nach der Washington Mutual dar, welche im Jahr 2008 unterging. Die nachlassende Inflationsdynamik wirkte unterstützend. Auch wenn die Kerninflationsraten noch weit über den jeweiligen Zielraten liegen, war der Finanzmarkt über den weiterhin fallenden Trend erleichtert. Die Zentralbanken werden im Mai damit erneut an der Zinsschraube drehen. Obwohl die US-Konjunktur im ersten Quartal weniger als erwartet gewachsen ist und die Regionalbankenkrise sowie die Schwäche am Markt für kommerzielle Liegenschaften bedeutende Risikofaktoren darstellen, wird die US-Notenbank FED nochmals eine letzte Zinserhöhung vollziehen. Neue Einblicke zum US-Arbeitsmarkt wird der dieswöchige Bericht zu den neugeschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft liefern. Ökonomen rechnen mit 180'000 neuen Stellen – der dritte Rückgang in Folge. Die Staatsschuldenobergrenze in den USA rückt mit jeder Woche näher in den Mittelpunkt des Interesses. Schätzungen zufolge dürfte die Obergrenze im Juni womöglich bereits erreicht werden und den USA ohne Erhöhung der Limite damit die finanziellen Mittel ausgehen. Die meisten Marktakteure rechnen nicht mit einem Zahlungsausfall. Das Risiko liegt meist lediglich in kurzfristiger Volatilität, verursacht durch den Verhandlungsprozess beider Parteien, welcher einen Deal oft erst in letzter Minute erlaubt. Ein rekordhoher Schuldendienst und die stetig wachsende Verschuldung in den USA dürften die Debatte entsprechend emotional färben (siehe FOKUS). Auch die EZB wird angesichts einer weiterhin hartnäckigen Kerninflation die Zinsen um 0.25% auf 3.25% erhöhen. Im Januar haben die Währungshüter den Leitzins noch um 50 Basispunkte erhöht. Bis im Juni wird ein nochmaliger Schritt von 0.25%-Punkten auf 3.5% erwartet. Japans Notenbank liess im April die Geldpolitik weiterhin unverändert und kündetet eine breite Überprüfung der Geldpolitik an. Der Internationale Währungsfonds senkte wegen dem Bankenstress und dem anhaltenden Ukraine-Krieg die Prognosen für das globale Wachstum im Jahr 2023 und 2024 um je rund 0.1%.

Aktienmärkte

Dank einer starken Erholung der Gesundheitswerte, zeigte der Schweizer Aktienmarkt relative Stärke im globalen Vergleich. Am US-Aktienmarkt waren nach einigen überraschenden Quartalszahlen von Microsoft, Meta oder auch Intel wiederum die Technologiewerte gesucht. Microsoft erlitt einen Rückschlag bei der beabsichtigten Übernahme des US-Videospielekonzerns Activision Blizzard. Die englischen Wettbewerbshüter blockierten den geplanten Deal, was Microsoft anfechten will.  Sehr gute Quartalsergebnisse lieferten insbesondere grosse europäische Konsumunternehmen wie LVMH und Hermes, welche von positiven Trends in China und den USA profitierten. LVMH’s Marktkapitalisierung überschritt nach dem guten Quartalsergebnis die 500 Milliarden Euromarke, als erste Unternehmung in Europa überhaupt. Die Gewinnsaison ist noch jung, aber hinlässt bisher einen überraschend guten Eindruck. Sicherlich hilft, dass die Erwartungen gesenkt worden sind. Nichtsdestotrotz konnte auf Stufe Umsatz in den USA bisher die Erwartung um fast 2% und auf Stufe Gewinn um 7% übertroffen werden.

Zinsen

Die Zinsen verharrten im Gegenzug zu den Aktien auf tiefen Niveaus und teilen somit den Optimismus der Aktienmärkte nicht. Vor Eintritt der Bankenkrise verzeichnete die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen noch über 4%. Heute sind es weniger als 3.5%. Schweizerische Eidgenossen (10J) rentieren noch knapp über 1% p.a. Nach wie vor rechnen die Märkte mit deutlichen Zinssenkungen (USA) ab dem 3. Quartal 2023. Die Zinskurve hat sich zudem in den USA weiter invertiert. Der Spread zwischen den 3-Monatszinsen und den 10-jährigen Zinsen war letztes Mal 1981 vor der grossen US-Rezession derart negativ wie heute. Die damalige US-Rezession zwischen 1981 und 1982 war eine der schwersten Rezession des Landes, welche durch die hohe Inflation und der nachfolgend hohen Leitzinsen der US-Notenbank provoziert wurde. Die Arbeitslosigkeit erreichte 1982 einen Höchststand von über 10% und das BIP rutschte um 3% ab. Die Regierung musste Sparmassnahmen einführen, um das Haushaltsdefizit zu reduzieren. Auch heute ist das Budgetdefizit der USA sehr hoch und dürfte anlässlich der Schuldenobergrenze bald kontrovers diskutiert werden (siehe FOKUS).

Währungen & Rohstoffe

Die Edelmetalle genossen weiteren Auftrieb nach dem bereits kräftigen Schub im März. Silber gewann nochmals 4% und Gold 1% zum USD. psychologisch wichtige Marken konnten aber nicht nachhaltig erobert werden, was für eine weitere Konsolidierung in den kommenden Wochen spricht. Nach einer langen Durststrecke in diesem Jahr, stieg der Ölpreis erstmals leicht an (+1.5%). Der japanische JPY war nach dem ersten Zinsentscheid unter Ueda San der grosse Verlierer unter den G10 Währungen. Ebenso schwach zeigten sich der Australische Dollar und die Norwegische Krone zum Franken.

Ausblick

Der im März vorsichtig dargestellte Ausblick hat auch heute noch volle Gültigkeit. Die steigenden Zinsen werden ihre Spuren beim Wachstumsausblick hinterlassen. Historische Parallelen sind zwar kein Garant für die künftige Entwicklung, aber mahnen entsprechend zur Vorsicht im Hinblick auf die kommende Entwicklung der Weltwirtschaft. Der unsichere Ausblick gepaart mit nicht günstigen Aktienbewertungen (insbesondere USA) raten weiterhin zu Vorsicht bei risikoreicheren Anlagen. Vorsicht auch weil höhere Zinsen erst nach mehreren Monaten ihre Bremswirkung auf Inflation und die Realwirtschaft entfalten können und bis dahin der Finanzmarkt in einer naiven Ruhe weiter vor sich hin oszilliert.

 

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