Die Aktienmärkte tendierten im April aufwärts, was angesichts der bereits im letzten Monatskommentar angesprochenen saisonalen Gegebenheiten unsere Erwartung getroffen hat. Die Gewinnausweise der Unternehmungen sowie die geldpolitischen Entscheide der EZB und der FED standen im Fokus. Seitens Geldpolitik gab es keine markanten Veränderungen der ultra-expansiven Ausrichtung der Notenbanken. Die Kommunikation der US-Notenbank hat trotz hoher marktbasierter Inflationserwartung noch nicht auf ein «Tapering» der Anleihenkäufe gewechselt (monatlich werden somit immer noch 120 Mia. USD Anleihen aufgekauft). Nach wie vor wird darauf verwiesen, dass von einem temporären Überschiessen der Inflation ausgegangen wird (Basiseffekt). Die bisher veröffentlichen Quartalsgewinne konnten die hohen Erwartungen übertreffen und haben damit das Vorkrisenniveau in den USA wieder erreicht. Die Umfragewerte der Industrie und des Dienstleistungssektors notieren vielerorts auf Werten nahe oder gar über 60. Währenddessen ist in vielen Ländern die Corona-Lage weiterhin angespannt. Trotz der schwierigen Situation und der teilweise noch hohen Infektionszahlen konnten sich verschiedene Regierungen zu teilweisen Lockerungen durchringen. Im Land des Impfweltmeisters Israel ist die Normalität sogar weitgehend zurück, insbesondere wurde die Maskenpflicht im Freien aufgehoben und es gelten Privilegien für Geimpfte. In Indien ist die Pandemie hingegen ausser Kontrolle geraten und das Land kämpft mit rekordhohen Todeszahlen, welche kaum zu bewältigen sind.
Die guten Quartalsergebnisse und die unverändert expansive Geldpolitik liessen dem gewohnt starken April an den Finanzmärkten freien Lauf. Jedoch zeichnete sich ein sehr heterogenes Bild innerhalb der Regionen. Der Dow Jones gewann 2.7%, in CHF resultierte jedoch ein Verlust von -0.5%. Der defensive Schweizer Aktienmarkt (SMI) legte nach einem sehr guten Vormonat eine Verschnaufpause ein und beendet den April quasi unverändert. Lethargisch waren auch die asiatischen Aktienmärkte (Nikkei225 -1.25%) oder der italienische Markt (-2%). Die starken Gewinnberichte der Technologiegiganten wurden zwar von den Analysten bejubelt, jedoch an den Börsen nur mit wenig Freude gefeiert. Amazon.com’s und Apple’s Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen bei weitem. Die Kursreaktion war jedoch in beiden Fällen nicht wie man es erwarten würde. Hier zeigt sich, dass die Bewertungen dieser Unternehmungen bereits die perfekten Quartalszahlen einpreisen, und mancher mag sich fragen, ob die Unternehmungen die starken Wachstumszahlen auch weiterhin steigern können und die Bewertungen gerechtfertigt sind.
Während die US-Zinsen im Vergleich zu den Ende März erreichten Niveaus leicht fielen, kletterten die Zinsen wichtiger europäischer Staaten über die im Vormonat erreichten Höchststände hinaus. Entsprechend tendierte der USD zur Schwäche. Spannend ist der Umstand, dass trotz sehr starker Konjunkturdaten die Zinsen insbesondere in den USA keine neuen Höchststände mehr erreichten - egal wie hohe Investitions- und Infrastrukturprogramme die US-Regierung in den Raum stellte.
Mit dem schwächeren USD legten die Rohstoffpreise auf breiter Basis zu. Der Kupferpreis kratzte erstmal an der 10'000 Marke und der Preis für Weizen schnellte um 26% in die Höhe. Die Gewinne bei den Edelmetallen wirken dagegen eher gering – Gold gewann 3.6% und Silber kletterte um 6%. Der Ölpreis avancierte 7%. Der USD verlor zum CHF 3%.
“Sell in May and go away” könnte, so wie sich das aktuelle Umfeld derzeit präsentiert, folgerichtig sein. Die Bewertungen vieler Aktienmärkte sind nicht nur absolut, sondern auch relativ über den langfristigen Durchschnittswerten und gleichzeitig ist die Anlegerstimmung, wie schon in vielen Kommentaren in diesem Jahr erwähnt, nahe an euphorischen Werten (siehe FOKUS). Zeichen der Spekulation (Bitcoin, Gamestop, Archegos u.A.) sorgen ebenso für Stirnrunzeln. Die Konsenspositionierung setzte durchgehend auf die zyklische Erholung – entsprechend den relativen Bewertungen scheinen zyklische Anlagen gegenüber defensiven Anlagen allerdings nicht mehr sehr interessant. Angesichts dieser Umstände richten wir die Strategieportfolios deutlich defensiver als zum Jahresstart aus.
FokusMarktdaten