Die Berichterstattung der Unternehmen zum ersten Quartal startete insbesondere in den USA erfreulich. Nachdem die Erwartungen in den letzten Wochen nochmals deutlich reduziert worden waren, zeigte sich der Markt erleichtert, dass viele davon nun übertroffen wurden. US-Konjunkturdaten zeigten nach dem wetterbedingt schwachen Winter ebenfalls eine Wiederbelebung der Wirtschaft an. Gute Quartals- und Wirtschaftsdaten wurden jedoch von der Ukraine-Krise überschattet, die Angst vor einer militärischen Eskalation und dem Ausbruch eines Bürgerkrieges dominierte das Marktgeschehen.
In Europa einigte man sich auf die gesetzlichen Grundlagen einer Bankenunion. Damit steht inskünftig ein Instrument zur Hand, welches eine schnelle Sanierung oder Abwicklung einer Bank erlaubt. Die Gefahr eines Flächenbrandes im Finanzsektor – wie wir diesen während der Finanzkrise erlebt haben – soll damit gebannt und die Belastung für den Steuerzahler reduziert werden.
Die Meinungen zu den Wachstumsperspektiven und zu möglichen Risiken im Banken- und Schattenbanken-System Chinas bleiben kontrovers. Die Situation scheint uns aktuell nicht besorgniserregend und beide Faktoren sind noch weitgehend durch die Zentralregierung steuerbar.
So wechselhaft wie das Aprilwetter war auch das Geschehen an den Aktienmärkten. Viele Indizes verloren aufgrund der Krise in der Ukraine zur Monatsmitte deutlich an Wert, konnten die Verluste jedoch bis Monatsende wieder wettmachen. Verantwortlich hierfür waren vor allem das Bekenntnis des FED zur lockeren Geldpolitik sowie die mehrheitlich erfreuliche Makrodaten und Quartalsergebnisse. Ferner trugen auch einige grosse M&A-Transaktionen zur Verbesserung der Stimmung bei. Der Ausverkauf bei den vormaligen High-Flyern aus den Bereichen Biotech und Technologie setzte sich fort, der Nasdaq verlor 2%. Bislang publizierten 370 der S&P 500 Unternehmen ihre Ergebnisse zum 1. Quartal, wovon 75% über den Erwartungen lagen. In Europa fielen die Quartalszahlen verhaltener aus, 53% aller Stoxx 600 Unternehmen verfehlten die Analystenprognosen, als Grund gaben viele Firmen den starken Euro an.
Janet Yellen bekräftigte im April erneut, dass das Federal Reserve die Zinsen auch nach dem Ende der quantitativen Lockerung noch für längere Zeit sehr tief halten wird. Dabei erläuterte sie, dass sich der Offenmarktauschuss bei der Lagebeurteilung nicht nur auf die Arbeitslosenquote abstützt, sondern ebenfalls in Betracht zieht, dass die Unterbeschäftigung deutlich höher ist, als von der Arbeitslosenquote angezeigt (siehe IM FOKUS). Die Preise für Fed-Funds am Terminmarkt indizieren eine erste Zinserhöhung im H1 2015. Auch das lange Ende der Zinskurve fiel zurück, 10-jährige Treasuries rentierten per Monatsende mit 2.65%. Die Rendite 10-jähriger Eidgenossen stand mit 0.83% ebenfalls wieder 0.5% unter dem Stand von anfangs Jahr.
Griechenland wagte sich mit der Emission einer 5-jährigen Anleihe zu 4.75% erstmals seit 2012 wieder auf den Kapitalmarkt. Die Nachfrage übertraf die Markterwartungen deutlich, uns scheint es, dass die Fortschritte in Griechenland eher etwas überschätzt werden.
Die Bewegungen an den Devisenmärkten blieben im April relativ überschaubar, viele Währungspaare tendierten seitwärts. So legte der Franken gegenüber dem Dollar um 0.4% zu, gegenüber dem Euro verlor er 0.3%. Die Bank of China liess den Renminbi um 0.7% abschwächen, was die Obama-Regierung erstmals seit längerem wieder dazu veranlasste, China für die Währungsmanipulation zu rügen. Entgegen dem Renminbi tendierten manche Emerging Markets Währungen zur Stärke, insbesondere der brasilianische Real wertete um fast 1% auf. Mit der Eskalation der Krise in der Ukraine verlor der russische Rubel gegenüber dem Dollar nochmals 1.4% an Wert. Die Bank of Japan verzichtete vorerst auf eine Ausweitung der quantitativen Lockerung, da sie zuerst wohl die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung abwarten will. Viele Analysten gehen davon aus, dass allenfalls im Juli weitere Massnahmen angekündigt werden.
Die Wirtschaft wird rund um den Globus weiterhin von tiefen Zinsen profitieren und die Zeichen für einen beständigen Aufschwung in Europa mehren sich. Wären da nicht die geopolitischen Unsicherheiten, würde das aktuelle Umfeld für weiter steigende Aktienmärkte sprechen. Eine weitere Eskalation in der Ukraine ist zwar weder im Interesse Russlands noch des Westens, trotzdem hat Präsident Putin mit der Annexion der Krim eventuell die Büchse der Pandora geöffnet und damit vor allem unter der armen Bevölkerung der Ostukraine Begehrlichkeiten geweckt. Der weitere Verlauf der Krise ist kaum absehbar, eine schnelle Lösung des Konfliktes ist nicht in Sicht. Trotzdem ist es gut möglich, dass sich die Märkte an den neuen Status Quo gewöhnen und höher tendieren, solange keine deutliche Verschlechterung der Lage eintritt.