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Allgemein

Die Aussicht auf eine Lockerung der Eindämmungsmassnahmen ausserhalb von China sowie zusätzliche geldpolitische Unterstützung haben den Finanzmärkten im April zu einer Erholung verholfen. Ebenso ermutigend waren die abnehmenden Ansteckungszahlen. Von der Medizin kamen zudem erste Studienergebnisse vom Wirkstoff Remdesivir, welche zwar gemischt ausfielen aber vom Markt dennoch positiv aufgenommen wurden. Der Leiter des nationalen Instituts für Infektionskrankheiten der USA bewertet die Ergebnisse sehr positiv während eine chinesische Studie keinen positiven Effekt des Wirkstoffes ausmachen konnte. Die Konjunkturdaten zeigten im Berichtsmonat die erwartet tiefen Spuren des Lock-Downs. In den USA haben in den vergangenen sechs Wochen insgesamt 30 Millionen Menschen Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung eingereicht und die US Wirtschaft schrumpfte fast 5% im ersten Quartal. Ein solch starker Rückgang war letztmals in der grossen Finanzkrise 2008/2009 zu beobachten. Dies ist nur ein Vorbote zum bevorstehenden und weitaus schlimmer zu erwartenden zweiten Quartal. Der Ölpreis der Sorte WTI wurde Mitte April wegen massivem Überangebot zeitweise zu einem negativen Preis von fast -$40 gehandelt. Begrenzte Lagerkapazitäten führten dazu, dass die Akteure bereit waren Geld für die Schliessung ihrer offenen Öl-Futures-Kontrakte zu bezahlen um eine Lieferung zu verhindern. Das gab es in der ganzen Geschichte noch nie. Wir werteten diesen Ausverkauf als Kapitulation und gehen langfristig wegen dem aktuell tiefen Preis von einer stetigen Bereinigung der Angebotsseite aus. Die Nachfrage dürfte zusätzlich bei der schrittweisen Rückkehr zur Normalisierung der Weltwirtschaft steigen.

Aktienmärkte

Nach dem schnellen, wasserfallartigen Ausverkauf im März setzte diesen Monat eine kräftige Erholung der Weltmärkte ein. Der SMI gewann 3.4%, der EuroStoxx50 legte 5.1% zu und der US Dow Jones Index schloss über der psychologischen 24’000er Marke. Umfragen zeigen, dass die Investoren trotz des Anstieges im April nach wie vor sehr skeptisch gegenüber Aktien gestimmt sind. Positionierungsdaten wie das Verhältnis von PUT zu CALL Optionen implizieren immer noch eine etwas nervöse Anlegergemeinschaft. Oftmals sind pessimistische Umfragewerte Nährboden für weiter steigende Kurse. Aufgrund tiefer Erwartungen an die Gewinnsaison, konnten bisher viele Firmen bessere Zahlen bekannt geben, wobei der Ausblick ungewiss bleibt. Nicht ganz so tief sind die Erwartungen an den Technologiesektor. Trotz den trüben Aussichten dürften die Gewinne für Technologieaktien (insbesondere Software) auch in diesem Quartal wachsen und damit ist der Tech-Sektor einer der wenigen Sektoren mit positiver Gewinnerwartung (siehe FOKUS).

Zinsen

Die Zinsen verharrten auf tiefen Niveaus. In den USA liegt der Zins für 10-Jährige Staatschulden mit 0.58% praktisch beim Allzeittief. In Europa sind trotz negativer Zinsen die Rekordmarken noch in weiter Entfernung. Der 10-jährige Schweizer Eidgenosse rentiert negative 0.52%, was kein Vergleich zum Extremwert von -1.1% darstellt. Die Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen fielen deutlich zurück. Die US Notenbank weitete das Anleihekaufprogramm auf das Junk-Bond Segment aus. Es sollen weitere 2.3 Bio. USD bereitgestellt werden, um sogenannte «gefallene Engel», also Unternehmungen, welche jüngst das Investment Grade Rating verloren haben, mit Liquidität zu Unterstützen. Die Bilanz der US Notenbank ist auf einen neuen Rekordwert von 6.57 Billionen USD angestiegen.

Währungen / Rohstoffe

Die rekordmässigen Verwerfungen am Ölmarkt waren beispiellos. Der Ölpreis verlor in diesem noch jungen Jahr bereits mehr als 71% bevor eine starke Erholung einsetzte. Öl-Staaten einigten sich im April auf eine massive Kürzung der Produktion im Umfang von fast 10 Mio. Fässern pro Tag. Auch Norwegen verkündete zum Ende des Monats eine Drosselung der Produktion. Konjunktursensitive Metalle notieren ebenso schwach (Kupfer -15%, Aluminium -17%, Stahl -7.6%). Der Goldpreis glänzt hingegen mit einem Anstieg von über 11%. Der EUR tendierte zum CHF leicht schwächer, der USD leicht stärker.

Ausblick

Die starke Markterholung basiert auf der Hoffnung des baldigen Endes des wirtschaftlichen Stillstandes. Es ist davon auszugehen, dass die Staaten sich an die kommunizierte schrittweise Lockerung der Eindämmungsmassnahmen halten und sich die Wirtschaft folglich wieder erholen dürfte. Die Bewertungen implizieren, dass dieses Erholungsszenario teilweise vorweggenommen wird, was uns legitim erscheint. Die wirtschaftlichen Daten werden dies aber frühestens ab dem 3. Quartal reflektieren können und bis dahin könnten die Märkte anfälliger und volatil auf die bevorstehenden negativen Konjunkturdaten reagieren. Wichtig ist, dass sich der Prozess der «Wiedereröffnung» der Wirtschaft nicht unnötig verzögert oder durch grosse Firmenkonkurse belastet wird. Im besten Fall wird der Normalisierungsprozess durch einen Erfolg in der Medizin begleitet. Wobei eine zweite Ansteckungswelle verhindert werden muss, da sonst die inzwischen erzielten pandemischen Eindämmungs-Fortschritte schnell wieder egalisiert würden.  

 

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