Positive Konjunkturdaten aus China und den USA sowie ein solider Beginn der Gewinnsaison führten zu einem anhaltend freundlichen Anlageumfeld im April. In den USA überraschten die Industriedaten und die Bauausgaben positiv. In China stabilisierten sich die Einkaufsmanagerindices. Die gute Stimmung wurde zusätzlich durch Hoffnung auf eine gütliche Einigung im Handelsstreit beflügelt. Im Vorfeld zur Berichtssaison haben die Analysten die Erwartungen bereits tief gelegt, so dass die Unternehmungen bisher keine Mühe bekundeten, die gesteckten Erwartungen im Schnitt zu übertreffen. Trotz den guten Daten aus den führenden Volkswirtschaften USA und China, vermochten die Zinsen nur wenig zu steigen. Eine steigende Inflation scheint denn auch nach wie vor nicht in Sicht zu sein. Die Kombination von tiefen Zinsen und global anhaltendem Wachstum stellen ideale Voraussetzungen für Aktienanlagen dar. Die Volatilität ist somit auch im April auf ein neues Jahrestief gefallen: Der CBOE Volatility Index (VIX) notiert deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. In Europa hat die EZB erst recht keinen Grund von der ultra-lockeren Geldpolitik ab zu kehren, denn die Inflation zieht auch in der Eurozone trotz steigenden Löhnen kaum an. SNB Chef Thomas Jordan verteidigte die Negativzinsen als probates Instrumentarium mit der Möglichkeit auf noch tiefere Zinsen. In Spanien haben die Sozialisten unter Ministerpräsident Pedro Sànches die Parlamentswahl in Spanien gewonnen und sind nun auf der Suche nach einer Koalition. Jedoch blieb auch Spanien vom Vormarsch der Rechtspopulisten nicht verschont. Erstmals seit Jahrzehnten zieht mit Vox eine rechtspopulistische Partei ins Parlament ein.
Aktien waren dank der Gewinnsaison und den positiven Konjunkturdaten gesucht. Der Schweizer Aktienindex SMI gewann 3%. Ab April hat sich auch die Zusammensetzung des Index verändert. Nach der Abspaltung Alcon’s vom Mutterkonzern Novartis, müssen die Aktien von Julius Bär den neu aufgenommen Alcon Aktien weichen. Die Leitbörse USA legte um 2.5% (Dow Jones Industrial Index) zu. Im guten Umfeld fanden auch neue Börsengänge Beachtung. Die Fotoplattform «Pintrest» und der Videodienst «Zoom Video Communications» legten erfolgreiche erste Handelstage aufs Parkett. Zoom schloss am ersten Handelstag bereits 80 Prozent über dem Ausgabepreis. Der grösste geplante Börsengang des Jahres steht jedoch noch aus. Das Taxi-App «Uber» dürfte der grösste Börsengang des Jahres darstellen. Für Uber wird eine Preisspanne von 44-50 USD anvisiert, was der Unternehmung eine Bewertung von bis zu 100 Mia. USD geben könnte. «Uber» realisierte einen Verlust von 1.8 Mia. USD im letzten Jahr. Auch die Unterkunftsplattform «Airbnb» sowie die App für Bürokommunikation «Slack» planen noch dieses Jahr an die Börse zu gehen. Studien, welche zeigen, dass mehr als 60% der IPOs über 3 Jahre nach Ausgabe der Aktien im Durchschnitt ein Verlustgeschäft darstellen, scheinen den Anlegerhunger nicht zu verderben (siehe auch IM FOKUS).
Die Zinsen haben sich im April kaum bewegt. Die wichtigsten Staatsanleihen verloren leicht an Terrain. Griechenlands Staatspapiere legten dank einem unerwartet positiven Haushaltsüberschuss zu. Die Verschuldung des Landes erreichte jedoch 181% des BIP. Mit der allgemeinen Beruhigung der Finanzmärkte fielen auch die Spreads der Unternehmensanleihen seit dem Jahresstart dramatisch von 350 Basispunkten auf noch 248 Basispunkte. Die gute Stimmung nutzte auch der saudische Ölkonzern Aramco für eine Platzierung von Anleihen im Umfang von 10 Mia. USD, welche zehnfach überzeichnet wurde. Befürchtungen wonach die Ermordung des saudischen Regierungskritiker Jamal Kashoggi den Erfolg der Emission mindern würde, waren somit klar verfehlt und zeigt ganz im Gegenteil starkes Interesse globaler Investoren am weltweit grössten Öl-Exporter.
Der Schweizer Franken verlor auf breiter Basis. Gemessen am handelsgewichteten Index schwächte sich der Franken im April um 2.3% ab. Thomas Jordan thematisierte jüngst explizit eine Ausweitung der Negativzinsen in der Schweiz.
Mit den besseren Konjunkturdaten aus den USA und China brachte der April genau das, was dringend nötig war um die Erholung der Aktienmärkte weiter zu stützen. Einige Indices haben sogar neue Allzeithöchststände erreicht. Dies ist grundsätzlich positiv zu werten, erst recht, wenn innerhalb der Sektoren eine Führungsrolle bei zyklischen Aktien beobachtet werden kann. Die extremen Börsengänge von Firmen mit wenig oder gar keinem Gewinnausweis sind möglicherweise ein Warnsignal für den aktuellen Zyklus. Die Bewertungen sind auf breiter Indexebene angesichts des tiefen Zinsniveaus jedoch nicht teuer. Daher könnte die Börsenhausse noch etwas länger andauern. Tiefe Volatilitätsprämien nutzen wir jedoch gerne um einen Teil unserer Aktienrisiken abzusichern.