Die US-Wirtschaftsdaten, insbesondere Arbeitsmarktdaten, enttäuschten im April tendenziell. Skeptiker bezüglich der Wachstumsstärke Chinas erhielten Unterstützung von eher gemischten Ecodaten. Nach einem ruhigeren ersten Quartal stand Spanien wieder stärker im Fokus. Dem Land steht ein Grossteil der Bereinigung des Immobilienmarktes noch bevor (siehe Fokus). Auch ist in Spanien ein Abwanderungsstrom aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit fest zu stellen. Die signalisierte Bereitschaft der EZB, weitere Massnahmen zu ergreifen, half nur kurzzeitig. Die Renditen nicht nur von Spanien, sondern auch von Italien und Frankreich stiegen wieder an. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs in Frankreich liess zudem Zweifel an der starken Achse Deutschland-Frankreich aufkommen. Eine sich abzeichnenden sozialistische Regierung wäre auf europäischer Ebene aber isoliert. Zum Monatsende hin wurden die politischen Unsicherheiten mit dem Regierungsrücktritt in den Niederlanden noch verstärkt. Der Druck der Märkte wird die neue Regierung in Frankreich aber von einer grundsätzlichen Kursänderung abhalten.
Der April brachte die ersten Quartalsergebnisse, welche vor allem in den USA positiv überraschten. Dennoch verzeichneten die meisten Aktienindices einen sehr turbulenten Monat. Der italienische MIB schloss mit -8.7% und der spanische IBEX verloren sogar über 12%. Auch der französische CAC 40 verlor 6.2% und selbst der Euro Stoxx 50 stand bei -6.9%. Die Volatilität stieg im Monatsverlauf deutlich an, mit einem VIX der phasenweise über 20% stand. Die gehandelten Volumen verharrten auf den tiefen März-Levels. Grundsätzlich konnte eine Sektorrotation in Richtung defensivere Werte beobachtet werden. Die im März stark gestiegenen Finanzwerte zählten im April zu den Underperformern. Die Stimmung war eher von Vorsicht und Angst im Zusammenhang mit der Eurokrise getrieben, während die überwiegend guten Unternehmensergebnisse etwas im Schatten standen. In den USA konnten 70% aller Firmen positiv überraschen, während es in Europa nur 55% waren.
Die Kosten für die Kreditausfallversicherungen stiegen nicht nur für die Peripherieländer, sondern auch für die exponierten Banken an. Auch das Zinsniveau für spanische Staatsanleihen und andere Euroländer stieg deutlich an. Der Renditeaufschlag spanischer Staatsanleihen gegenüber dem deutschen Pendant erreichte mit 4.3% den höchsten Stand seit November 2011. Die Kosten für eine Kreditausfallversicherung stiegen sogar auf den höchsten Stand überhaupt. Die Differenz zwischen französischen und deutschen Renditen lag mit 1.4% auf dem höchsten Stand seit Januar 2012. Das Umfeld für Neuemissionen am Primärmarkt blieb jedoch weiterhin gut.
Bei der SNB wurden die Vakanzen in der obersten Führungsebene nun endlich definitiv besetzt. Die EUR/CHF Kursuntergrenze von 1.20 wurde mehrmals kurz unterschritten. Der dadurch entstandene Imageschaden ist nicht zu unterschätzen. Wir sind aber trotzdem weiterhin überzeugt, dass die SNB den Mindestkurs mit allen Mitteln halten wird. Eine Erhöhung scheint aktuell zwar unwahrscheinlich, könnte aber eine Art Flucht nach vorne darstellen. EUR/USD handelte zwar weiterhin stabil in sehr engen Bandbreiten, relative Wachstumsvorteile werden tendenziell aber eher zu einem stärkeren Dollar führen. Trotz weiterer Interventionen der Bank of Japan kehrte sich die Abwertung des Yen gegenüber dem Dollar um. Der Yen legte im Monatsverlauf 3.5% zu.
Obwohl mit einem weiterhin erfreulichen Verlauf der Quartalsberichterstattung gerechnet werden kann, bleibt ungewiss, wie stark die Märkte noch darauf reagieren. Sollten andererseits weitere Makroenttäuschungen zu verkraften sein, werden diese wohl nicht ohne Einfluss auf die Aktiennotierungen bleiben. Falls Banken und periphere Staaten weiter unter Druck kommen, scheinen weitere Massnahmen der EZB und anderer Zentralbanken aktuell im Rahmen des Möglichen. Wir werden über die Sommermonate eher eine vorsichtige Haltung einnehmen, glauben aber, dass eine stärkere Korrektur gute Einstiegschancen bieten würde.