04 / 11

Allgemein

Im April standen die Märkte im Zeichen der Quartalsergebnisse. In den USA konnten bislang rund 70% aller Firmen die Analystenschätzungen übertreffen, in Europa waren es deren 54%. Als Kontrast zu den generell guten Quartalszahlen hat sich die Schuldenproblematik in Europa weiter zugespitzt. Viele Marktteilnehmer erachten eine Restrukturierung der griechischen Staatsschulden inzwischen als Basisszenario. Die Bondpreise implizieren jedenfalls bereits einen Kapitalschnitt von rund 50%. Die Bonität der USA wiederum wurde von Standard & Poor‘s auf „negativ“ von „stabil“ reduziert. Während die Analyse von S&P inhaltlich treffend ist, ist das Timing fraglich, war die Entwicklung doch absehbar. Bei den Anlagefonds konnten Rohstoffinvestments Netto-Zuflüsse verzeichnen, während Bond- sowie Emerging Markets Aktienfonds Geld entzogen wurde. Sorgen machen den Anlegern die hohen Inflationsraten in vielen aufstrebenden Ländern. Bei der andauernden Tiefzinspolitik der USA riskieren diese Länder weitere Kapitalzuflüsse, was die nötigen Zinsschritte erschwert. So dürfte das BIP-Wachstum in Indien dieses Jahr 8.6% erreichen, die Inflation liegt bei über 8%. Brasilien wächst mit 4.5%, während die Inflation bei 5.5% liegt. In China wird die Teuerung wohl bei über 5% zu liegen kommen, das Wirtschaftswachstum bei über 9%. Der Zinssatz für langfristige Kredite wird von der chinesischen Zentralbank zurzeit bei 6.31% festgelegt. Der Realzins liegt somit nach wie vor sehr tief, weshalb eine weitere geldpolitische Straffung nötig ist.

In Libyen ist eine schnelle Auflösung der Pattsituation nicht absehbar. Auch in Syrien verschärft sich die Lage, während Saudi Arabien ruhig geblieben ist, was dem Ölpreis jedoch bislang nicht merklich geholfen hat.

Bezüglich Makrodaten war der April uneinheitlich. Während der europäische Kern robust wächst, lässt das Momentum in den USA tendenziell wieder nach.

Aktien

Trotz europäischer Schuldenkrise und Budgetstreit in den USA, konnten Aktien im Monatsverlauf zulegen. Die Volatilität, gemessen am VIX, sank weiter auf 14.75%, die gehandelten Volumen an der NYSE lagen im Schnitt 16% unter Vorjahr. Bei den Sektoren litten erneut die Banken aufgrund von “Griechenland-Sorgen” und zum Teil schwachen Quartalszahlen (Bank of America u.a.). In den USA sind zwar die Kreditausfälle weiter rückläufig und die Kreditvolumen wachsen wieder, das Zinsdifferenzgeschäft leidet jedoch wegen der tiefen Zinsen nach wie vor. Gut entwickelt haben sich hingegen defensive Sektoren wie zum Beispiel der Nahrungsmittelbereich. Auch Technologiewerte konnten weiter avancieren.

Obligationen

Abgesehen von den griechischen Spreads sanken die Kreditaufschläge, gemessen an CDX Indizes, im April wieder. Da sich in den USA angesichts des eskalierenden Budgetstreits eine deutlich restriktivere Fiskalpolitik abzeichnet, sanken die Wachstumserwartungen und somit die langfristigen Zinsen wieder. Auf der monetären Seite ist eine Fortsetzung der quantitativen Lockerung politisch nicht durchsetzbar, der Leitzins dürfte aber noch für längere Zeit tief bleiben. Ob die Tiefzinspolitik in Verbindung mit hohen Ölpreisen zu Inflation und somit zu einer Trendwende bei den langen Zinsen führt, ist noch unklar (siehe Fokus). In Europa leitete die EZB wie erwartet den Zinserhöhungszyklus ein, die SNB dürfte diesem Beispiel bald folgen. In den aufstrebenden Ländern müssen die Nationalbanken weiterhin auf steigende Inflationsraten reagieren. Die chinesische Zentralbank zum Beispiel erhöhte im 2011 bereits viermal die Zinsen sowie die Mindestreserveanforderungen für Geschäftsbanken. In Grossbritannien wiederum machen sich stagflationäre Tendenzen bemerkbar. Die Kerninflationsrate liegt bei 3%, die Wirtschaft hingegen wächst mit zuletzt 0.5% nur schwach.

Währungen

Der Schweizer Franken diente den Anlegern auch im April als sicherer Hafen, was die hiesige Exportwirtschaft mit grossem Unbehagen zur Kenntnis nimmt. Als Kehrseite davon kennt der Wertverlust des USD keine Grenzen. So ist der US Dollar, gemessen an einem handelsgewichteten Währungskorb auf ein 50-Jahrestief gefallen. Ein nagelneuer VW Golf ist in den USA inzwischen ab CHF 15'500 zu haben, in der Schweiz ab CHF 23'500. "If something cannot go on forever, it will stop” lautet das simple Rezept Herbert Stein’s gegen Handelsbilanzungleichgewichte. Mittelfristig passen sich Handelsströme zwangsläufig solch starken Preisgefällen an. Kurzfristig bleibt der Dollar jedoch im Banne der Geldpolitik, weshalb er im Mai wohl noch keine grossen Sprünge nach oben machen dürfte.

Ausblick

Der unsichere Ausblick lässt sich am besten mit den soeben erschienenen Q1 BIP-Daten der USA illustrieren, die mit 1.8% Wachstum insgesamt eher enttäuschend ausfielen. Interessant ist, dass der private Konsum 1.9% zum Wachstum beitrug, während sinkende Staatsausgaben das Wachstum um 1.1% verminderten. Höhere Importe schliesslich verringerten das Wachstum um weitere 0.7%. Hohe Ölpreise und die Sparmassnahmen des Staates hinterlassen also deutliche Spuren. Die entscheidende Frage wird nun sein, ob Konsumenten und Firmen angesichts dieses Gegenwindes mit Konsum- bzw. Investitionsverzicht reagieren. Bei den robusten Gewinnen vieler Firmen kann das Problem jedenfalls nicht bei mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten liegen. Wir halten momentan an unserer Aktienquote fest, halten aber genau nach Signalen Ausschau, die auf eine weitere Wachstumsverlangsamung hindeuten könnten.

 

Fokus April 2011Marktdaten April 2011