Während zu Beginn des Monats vorwiegend die Quartalszahlen im Fokus der Anleger standen und für ein freundliches Umfeld an den Finanzmärkten sorgten, rückten gegen Ende April die sich in Schieflage befindenden öffentlichen Finanzen einiger EURO-Mitgliedsstaaten wieder in den Vordergrund. Die Unternehmensergebnisse für das erste Quartal des laufenden Jahres vermochten wie erwartet mehrheitlich zu überzeugen. In den USA haben von den Unternehmen des S&P500 bis dato rund 330 die Ergebnisse kommuniziert, wobei knapp 80% über den Erwartungen lagen. Die Herabstufung der Bonität von Griechenland, Portugal und Spanien durch die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s in der letzten Handelswoche des Monats April rückte das Thema Staatsverschuldung wieder etwas mehr in den Fokus der Investoren. Die Verschärfung der Finanzkrise in Griechenland sowie die drohende Ausweitung auf andere Staaten der Euro-Zone verunsicherte die Anleger denn auch stark und sorgte gegen Ende des Monats für Kursverluste an den Aktienmärkten.
Zum wiederholten Male standen im vergangenen Monat die Banken im Mittelpunkt. So zeigen zum einen die Vorwürfe gegen Goldman Sachs im Zusammenhang mit dem im Auftrag eines Hedge Funds strukturierten CDO „ABACUS 2007-AC1“ das moralisch und ethisch fragwürdige Verhalten dieser US-Investmentbank auf. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC führt sowohl in dieser Sache als auch bezüglich Bilanzierungsmanöver während der Finanzkrise verschiedene Untersuchungen durch. Zum anderen warteten die Gross- und Investmentbanken mit hervorragenden Quartalszahlen auf und standen erneut wegen Diskussionen um Boni in der Kritik. Die Höhe der variablen Entschädigungen sowie die zum Teil neu verabschiedeten Kompensationsprogramme der Grossbanken stehen dabei im krassen Widerspruch zu den aktuellen politischen Diskussionen und zu den angekündigten Regulierungsmassnahmen.
In den USA zeigten die im Monat April veröffentlichen Makro-Daten ein gemischtes Bild. So sind entgegen den Erwartungen die Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung weiter gestiegen, während das Beige Book, in dem die 12 regionalen Zentralbanken über die Wirtschaftsaktivitäten berichten, ein versöhnliches Bild zeichnet. Gegen Ende April waren denn auch vermehrt wieder positivere Housing-Daten zu vernehmen. Die chinesische Volkswirtschaft läuft sehr gut, sodass im ersten Quartal 2010 ein Wachstum von gegen 12% verzeichnet werden konnte. Bemerkenswert dabei ist, dass bereits 52% des BIP-Wachstums auf den Binnenkonsum entfallen. Der allgemein befürchtete Inflationsschub blieb bisher aus, die Immobilienpreise legten jedoch weiter deutlich zu. Auch die Zahlender Automobil-Verkäufe (bezüglich Neueinlösungen ist China seit 2009 weltweit führend) belegen das starke Wachstum, für 2010 rechnet man gar mit rund 17 Millionen verkauften Fahrzeugen (+25% gegenüber 2009). In einigen Schwellenländern droht hingegen eine Überhitzung. In Brasilien beispielsweise wird ein BIP-Wachstum von 7% erwartet, Zinserhöhungen sind unter diesen Vorzeichen absehbar. Indien hat im laufenden Jahr bereits zweimal den Repo-Satz um je 0.25 % sowie die minimale Reserve-Quote von 5 auf 6 % erhöht.
Praktisch sämtliche relevanten Aktienindizes mussten in der letzten Handelswoche ihre Kursgewinne von Anfang Monat wieder preisgeben und liegen nun auch seit Beginn des Jahres zum Teil im Minus. Grosse Unterschiede zeigen sich im Branchenvergleich. In den USA gehörten im April trotz den obenerwähnten Anschuldigungen gegen Goldman Sachs neben Firmen aus dem Einzelhandels- und Automobilbereich auch die Banken zu den grossen Gewinnern. Schlechter hingegen als der Gesamtmarkt schnitten defensive Sektoren wie Nahrung und Gesundheit ab, was deutlich zeigt, wie gross der Risikoappetit der Investoren nach wie vor ist. Dies, obwohl die Bewertungen in Relation zu den Erwartungen nicht mehr billig sind. Ermutigende Unternehmenszahlen wurden entsprechend honoriert, negative Nachrichten führten – allerdings meist nur kurzfristig – zu Korrekturen. Es scheint, dass die Analysten den "Basiseffekt" während der Erholungsphase unterschätzt haben, denn nach wie vor werden Schätzungen regelmässig nach oben angepasst. Weitere Details zu den Gewinnerwartungen können dem Fokus entnommen werden. Zum ersten Mal seit längerer Zeit werden zudem von Seiten der Unternehmensführungen auch wieder Prognosen für die künftige Entwicklung abgegeben. Die Volatilität ist im Vergleich mit dem Vormonat aufgrund der Griechenlandthematik nur in Europa stark gestiegen, nämlich von 20.6 auf über 30. Bei einem deutlichen Rückgang werden wir unser Exposure in diesem Bereich (s. Marktkommentar März) erhöhen.
Unsere kurzfristige Zinseinschätzung bleibt unverändert, denn nach wie vor ist in keinem der massgebenden industrialisierten Staaten eine Zinserhöhung absehbar. Somit werden die Zinsen am kurzen Ende weiterhin tief und die Zinskurven vorläufig steil bleiben. Mit einem Wert von rund 3 halten wir die Duration eher tief, die aktuellen Dividendenausschüttungen verschiedenster Unternehmen unterstreichen die momentane Attraktivität von Aktienrenditen im Vergleich mit Unternehmensanleihen. Das FED hat im Zusammenhang mit dem Zinsentscheid vom 28. April 2010 den Wortlaut zwar leicht angepasst, mit einer Änderung der momentanen Zinspolitik ist in den USA aber über die nächsten Monate trotzdem nicht zu rechnen.
Anders als im Vormonat blieb es im April aus Sicht eines CHF-Investors an der Währungsfront relativ ruhig, die relevanten Währungen blieben gegenüber dem Schweizer Franken auf tiefem Niveau stabil. Einzig die phasenweise etwas nervösen Aktienmärkte haben grössere Bewegungen verursacht. Wir glauben, dass eine zusätzliche Stärkung des USD nur bei einer weiteren Verbesserung des US-Arbeitsmarktes und damit einhergehenden Zinsphantasien möglich sein wird. Die SNB kommunizierte nicht aktiv, war jedoch gemäss Marktteilnehmern täglich am Markt aktiv.
Nach wie vor sehen Anleger keine Alternative zu den Aktienmärkten, weshalb weiterhin Liquidität in diesen Bereich fliesst und Korrekturen für Anschlusskäufe genutzt werden. Trotzdem sind noch immer zahlreiche der institutionellen Investoren im Aktiensegment unterinvestiert, die Versicherungsgesellschaften beispielsweise könnten ihre momentane Aktienquote problemlos verdoppeln. Der Monat Mai wird nochmals im Zeichen der Quartalsergebnisse stehen (rund 40% der Unternehmen im Stoxx600 und rund 30% derjenigen im S&P500 werden ihre Zahlen für das erste Quartal 2010 offenlegen), bevor im Juni wieder vermehrt Makro-Daten Beachtung finden werden. Wir gehen davon aus, dass die Energiepreise wieder vermehrt in den Fokus der Anleger rücken werden, die Saisonalität spricht jedoch gegen einen Anstieg des Ölpreises. Wir bleiben vorläufig mit den aktuellen Gewichtungen investiert.