Im April standen die Finanzmärkte ganz im Zeichen der Quartalszahlen. Von den Unternehmen des S&P500, die bisher ihre Ergebnisse rapportiert haben, lagen rund 2/3 über den Erwartungen. Nicht überraschend konnten vor allem die Finanzwerte mit fast durchwegs guten operativen Resultaten aus dem Devisen- und Bondhandel für das erste Quartal aufwarten. Die mit Milliarden vom Staat gestützten grossen US-Banken haben zum Teil sogar Rekordgewinne gemeldet, der Index der 24 grössten US-Banken hat sich in nur sechs Wochen verdoppelt. Nachrichten aus dem Bankensektor werden auch in Zukunft das Geschehen an den Märkten prägen. Ein weiterer Stresstest steht am 7. Mai bevor, dann werden die Resultate der Überprüfung der Kapitalausstattung von 19 US-Banken durch die US-Regierung veröffentlicht.
Gute Nachrichten schlugen sich in höheren Kursen nieder, während enttäuschende Resultate meist ohne gravierende Folgen blieben, da sie offenbar bereits eingepreist waren. Einzig die gegen Monatsende aufkommende Angst vor einer Ausbreitung der Schweinegrippe vermochte die Stimmung an den Märkten etwas zu dämpfen. Der SMI beispielsweise konnte so im April rund 6% zulegen. Seit Beginn des Jahres beträgt seine Performance jedoch noch immer rund -5.6% und befindet sich damit im Bereich der meisten anderen relevanten Aktienindizes, deren Performance für 2009 (in CHF gemessen) noch immer deutlich im Minus liegt. Der positive Verlauf der Aktienmärkte kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Marktteilnehmer noch immer stark verunsichert sind. Insbesondere die Diskrepanz zwischen dem Geschehen an den Finanzmärkten und der schwachen realwirtschaftlichen Situation kann von vielen nicht nachvollzogen werden. Zudem zeigen die Quartalszahlen, dass offensichtlich die meisten Unternehmungen nach wie vor unter grossem Kostendruck stehen. Man kann deshalb davon ausgehen, dass bei einigen Firmen auf die momentan verhängte Kurzarbeit als nächster Schritt ein effektiver Stellenabbau folgen wird.
Im Moment leben wir in einer von der Politik dominierten Welt, in welcher die Marktpreise verschiedener Investments durch die Geldpolitik einer quantitativen Lockerung faktisch bestimmt werden. Die Statements der Regierungsoberhäupter werden immer ideologischer und es besteht die Gefahr, dass die eigentlich marktrelevanten Indikatoren vernachlässigt werden. Aufgrund von weiter steigender Arbeitslosigkeit (Frankreich, Spanien etc.) wird die Gefahr sozialer Spannungen immer grösser. Hier stellt sich zunehmend die Frage nach adäquaten Transferzahlungen, um entsprechende Unruhen zu verhindern. Kurzfristig wären derartige Zahlungen lediglich durch Steuererhöhungen finanzierbar, was den Standort- bzw. Steuerwettbewerb weiter verschärfen würde (Schweiz als Profiteurin?).
Ein Ende der weltweiten Wirtschaftskrise wird wohl kaum ohne eine Stabilisierung der Situation am US-Immobilienmarkt möglich sein. Obwohl die Neubauaktivitäten aufgrund der grossen Anzahl von Häusern, die wegen Zwangsverwertungen auf den Markt kommen, noch eine gewisse Zeit auf tiefem Niveau verharren wird, gibt es bereits erste Indikatoren, dass die Tiefpunkte erreicht sein könnten (s. Fokus).
Der Verlauf der Aktienmärkte im April konnte nahtlos an die versöhnliche zweite Hälfte des Vormonates anschliessen. Die gehandelten Volumina haben leicht zugenommen, der in den Vormonaten festgestellte Verkaufsdruck ist praktisch gänzlich weg. Nach wie vor ist ein Grossteil der institutionellen Kunden in Aktien unterinvestiert. So verfügen zum Beispiel die meisten Versicherungsgesellschaften über eine geringe Aktienquote, während das Gros der Pensionskassen meist unter den unteren Bandbreiten investiert ist und eher Exposure aufbauen als reduzieren wird. Von der Erholung der letzten rund sechs Wochen konnten die Small- und Midcaps mehr profitieren als die grosskapitalisierten Werte, der Performanceunterschied zwischen diesen beiden Segmenten beträgt rund 10%. Der Volatilitätsindex notiert leicht über 35%. Im abgelaufenen Monat haben wir unser Aktienexposure punktuell weiter erhöht, beispielsweise in den Bereichen Biotechnologie und Pharma. Wir gehen von weiterhin volatilen Märkten aus, sind jedoch verhalten optimistisch, dass wir die Tiefstkurse hinter uns haben.
Wir bleiben bei unserem Zinsoutlook, wonach die kurzfristigen Zinsen vorläufig auf tiefem Niveau stabil bleiben werden. Von den Zentralbanken hat einzig die EZB noch Spielraum (0.25%) für eine weitere Leitzinsreduktion. Viele Marktteilnehmer gehen von steigenden langfristigen Zinsen aus, entsprechend werden bereits wieder inflationsgeschützte Produkte gekauft. Die durchschnittlich erwartete Inflationsrate für die nächsten 10 Jahre hat sich gemäss TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) in den letzten Monaten von 0.1 % auf 1.5 % erhöht. Unser Bond-Exposure haben wir im Bereich von Corporate Bonds punktuell ausgebaut, meiden jedoch aufgrund unserer Vorbehalte gegenüber Staatsanleihen (Staatsverschuldung, zunehmender Druck für eine höhere Verzinsung etc.) entsprechende Investments. Wandelanleihen, wo wir seit einiger Zeit investiert sind, haben im April von der Entwicklung an den Finanzmärkten profitieren können.
Die Währungen bleiben im April relativ stabil, was vor allem auf die Interventionen der Notenbanken zurückzuführen ist. So war beispielsweise die SNB bemüht, der drohenden Aufwertung des Schweizer Frankens (und der Gefahr einer Deflation) mit grossen Summen entgegenzuwirken. Der Euro als Einheitswährung bleibt aufgrund der unterschiedlichen Verfassung der einzelnen Mitgliederländer in Frage gestellt. Unserem Grundsatz, im aktuellen Marktumfeld hauptsächlich in der jeweiligen Referenzwährung investiert zu sein, sind wir auch im April treu geblieben.
Nach den Quartalszahlen wird sich der Fokus der Marktteilnehmer wieder vermehrt auf makroökonomische Daten richten. Das Verhalten der institutionellen Investoren wird für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte entscheidend sein. Mit dem Auftreten von Nettokäufern (Vorsorgeeinrichtungen, s. oben) könnten die Märkte weiter zulegen. Die Herausforderungen wie die Verschuldung der öffentlichen Hand, die Entwicklung der Realwirtschaft etc. werden die Finanzmärkte und die Anleger jedoch noch für eine gewisse Zeit weiter beschäftigen. Bei nachgebenden Kursen werden wir unser Aktienexposure weiter erhöhen.