03 / 20

Allgemein

Die harten Massnahmen der Staaten im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus trifft die Wirtschaft stark. Vorlaufindikatoren wie der Empire State und der Philly Fed Index in den USA haben rekordmässige Rückgänge verzeichnet. Um den kompletten Absturz zu verhindern sprechen die Staaten enorme Geldmengen, die den Firmen und Privatpersonen über die Runden helfen sollen. Mit diesen Mitteln wird das Schlimmste (soziale Unruhen, Firmenpleiten oder Depression) zwar verhindert, es kreiert jedoch das nächste grössere Problem der Staatsüberschuldung. Zu hohe Schulden haben einen negativen Einfluss auf das Wachstum und wird die Gesellschaft wohl in den kommenden Jahrzehnten stärker beschäftigen. In den USA sprangen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um mehr als 3 Mio. in die Höhe (siehe FOKUS). Eine derart hohe Zahl wurde noch nie verzeichnet und widerspiegelt den dramatischen quasi Stillstand vieler Sektoren der grössten Volkswirtschaft der Welt. Analysten gehen im Schnitt von einem Rückgang der U.S. Wirtschaftsleistung von 34% im 2. Quartal aus. Ein solcher Rückgang würde alle Rekorde brechen (stärkster Rückgang -10% Q1 (QoQ) 1958). Der kollabierte Ölpreis lastet auf den US Fracking Firmen, welche mit einem Ölpreis um $20 längst nicht mehr profitabel sind. Die Gefahr einer Pleitewelle in diesem Sektor ist deswegen erhöht und das noch grössere Risiko wäre ein Dominoeffekt, welcher die Banken erfassen würde. Ausserhalb Chinas sind die Behörden zur Einsicht gekommen, dass das Virus nur mit ähnlich drakonischen Massnahmen wie in China gestoppt werden kann. Ein Lichtblick: Die ersten Umfragewerte der Industrie in China waren deutlich positiver als erwartet. Viele Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe in China - wenn auch noch lange nicht alle – haben die Produktion zu grossen Teilen wieder aufgenommen. Dies erhöht jedoch das Risiko einer zweiten Ansteckungswelle.

Aktienmärkte

Die Märkte stürzten je nach Region mehr als 30% ab, bevor ab Mitte Monat eine Erholung knapp die Hälfte der Verluste wieder egalisierte – insbesondere auch dank dem rigorosen Eingreifen der Staaten und Zentralbanken. Der DAX büsste 16.4% ein, der Dow Jones verlor 13.7%. Der SMI hielt sich dank den defensiven Schwergewichten relativ gut und beendet den März mit einem Abschlag von 5.3%. Zyklische Small- und Midcap Aktien verloren mit 12.9% etwas stärker. Bei den Sektoren litten vor allem Banken- und Versicherungswerte sowie die Werte der Tourismusbranche. Der VIX Index schoss zeitweise auf über 85 und erreichte damit Spitzen, welche letztmals während der grossen Finanzkrise im Jahr 2008/2009 verzeichnet wurden. Aufgrund der Unsicherheiten haben viele Analysten die Gewinnprognosen für das laufende Jahr deutlich nach unten revidiert - einige Firmen verzichten bereits auf Prognosen. Die Geschwindigkeit des «Crashs» ist beispiellos und wurde nicht einmal im zweiten Weltkrieg erreicht. Aktien fielen noch nie so schnell so tief.

Zinsen

Auch die Renditen von US-Staatsanleihen näherten sich in diesem unsicheren Umfeld zeitweise der 0.3% Marke, bevor sie sich zum Monatesende hin wieder leicht erholten. Die Spreads von Unternehmensanleihen sind im Verlaufsmonat stark angesprungen. Der Ölpreiszerfall hat das High-Yield Segment in Mitleidenschaft gezogen. Das stark Energie exponierte US High-Yield Segment verzeichnete Aufschläge von mehr als 10% gegenüber 10-jährigen US-Staatsanleihen. Solche Werte wurden seit der Finanzkrise nicht mehr erreicht. Von der US Notenbank wird nach den ausserordentlichen Sitzungen/Zinssenkungen ein weiterer Zinsschritt auf 0% in diesem Jahr erwartet.

Währungen / Rohstoffe

Aufgrund massiver Liquidierungen und dem sprunghaften Anstieg an USD-Finanzierungsbedarf, kam es zu einer Rallye im USD. Vom Verlaufstief stieg der Dollar Index über 8% an, was einem Plus von 1% für den Monat März entspricht. Gold erwies sich in einer ersten Phase ebenfalls volatil, konnte sich aber aufgrund der Unsicherheiten gut halten und verlor auf Monatsbasis in USD lediglich 0.5% während Silber 16.2% einbüsste. Das Gold/Silber Ratio schnellte damit auf ein neues Rekordhoch. Der Ölpreis halbierte sich im März aufgrund des eskalierten Preis- und Fördermengenstreites zwischen Russland und Saudi-Arabien und dem virusbedingten Nachfragerückgang.

Ausblick

Wir rechnen damit, dass der durch COVID-19 verursachte Schock noch Zeit beanspruchen wird. Mit den beispiellosen Bemühungen der Staaten, der Gesellschaft im Allgemeinen und der medizinischen Forschung dürfte es eine Frage der Zeit sein, bis das Virus und dessen Folgen abgeschwächt werden. Wie in China wäre auch für Europa und die USA eine graduelle Rückkehr zur Normalität möglich. Die Märkte dürften sich nach dem jüngsten Ausverkauf daher in einer Bodenbildungsphase befinden und die Volatilität hoch bleiben. Ein erneuter Test der Tiefststände ist nicht auszuschliessen, da noch zu wenig Klarheit zum Virusverlauf und den Folgeschäden für die Realwirtschaft besteht. Die Unsicherheit bleibt damit hoch und wir behalten unsere Asset Allokation vorerst entsprechend defensiv ausgerichtet. Die Staaten haben das Notwendige getan, um einen Dominoeffekt an Firmenpleiten zu verhindern. Eine Abflachung der Ansteckungsraten in den USA wäre eine positive Entwicklung, welche jedoch Zeit in Anspruch nehmen wird.

 

FokusMarktdaten