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Allgemein

Rotation ist das Thema, welches die Investoren im Februar begleitete. Die Gesamtstimmung an den Finanzmärkten blieb positiv, jedoch war die Rendite-Dispersion zwischen den Märkten und Sektoren relativ hoch. Begleitet von steigenden Zinsen verzeichneten zyklische «value» Anlagen starke Kursgewinne, während die sonst beliebten Investoren-Darlings aus der Technologiebranche zum Monatsende aufgrund hochgeschnellter Zinsen schlechter abschnitten. US-Präsident Joe Biden scheint derweil realistische Chancen zu haben, sein vorgeschlagenes Konjunkturpaket im Umfang von 1.9 Billionen US-Dollar dank der Kongressmehrheit - trotz dem Widerstand der Republikaner - durchzubringen. Die Wetter-Katastrophe in Texas scheint den Druck für solch hohe Staatsprogramme zusätzlich deutlich zu erhöhen. Einerseits weil dadurch viele Privathaushalte wegen hoher Stromrechnungen in Not geraten sind und andererseits legte die Kältekrise einmal mehr die desaströse Verfassung der Infrastruktur in den USA offen. Die Kältewelle brachte das gesamte Stromnetz ans Limit und liess viele Haushalte bei Temperaturen von bis zu -18 Grad Celsius im «Dunkeln».

Aktienmärkte

Die Gewinnausweise der grossen Tech-Giganten Amazon.com oder Alphabet waren zwar imposant, doch scheint bereits viel davon im Kurs vorweg genommen zu sein und die steigenden Zinsen stellten einen Gegenwind für die stattlich bewerteten Aktien dar, so dass trotz starken Zahlen die Kursfantasie bei den meisten grossen Technologiewerten begrenzt war. Allgemein überraschten die Gewinne des 4. Quartals gegenüber den Erwartungen positiv, dies vor allem bei den japanischen Unternehmungen des Nikkei225 Index. Hier wurden die Gewinnerwartungen im Schnitt um 55% übertroffen.  Der SMI gab -0.65% nach. Die US-Technologiebörsen schlossen den Monat mit -0.12% leicht tiefer ab. Länderindices mit höherem zyklischen Exposure wie Japan oder Europa verzeichneten hingegen Kursgewinne. Die spekulativen Auswüchse, welche bei kleinkapitalisierten Aktien bereits im Januar zu beobachten waren, erfuhren zum Monatsende ein Revival. Die GameStop Aktie, welche von ihrer Höchstnotierung im Januar von $483 auf rund $38 kollabierte, stieg in den letzten Handelstagen des Februars wieder auf über $170. Jene exzessiven Auswüchse werten wir als Symptome eines alternden Bullenmarktes (siehe FOKUS) und Warnzeichen für das Gesamtjahr, welches wir sehr taktisch angehen dürften.

Zinsen

Die US-Zinskurve ist weiter auf das Niveau vom Jahr 2014 angestiegen. Die Renditedifferenz zwischen 5- und 10-jährigen US-Staatsanleihen beträgt inzwischen rund 75 Basispunkte. Die Zinskurve spiegelt die Erwartung des künftigen Wirtschaftswachstums nach dem Lockdown, welches durch die Vielzahl der staatlichen Massnahmen und des aufgeschobenen Konsums in den ersten Quartalen fulminant sein dürfte. 10-jährige US-Staatsanleihen schossen für einen kurzen Moment auf 1.6%, das höchste Niveau seit dem Eintreffen der Corona-Krise im letzten Jahr. Die US-Notenbank wird mit diesen Marktbedingungen somit schon früh in diesem Jahr herausgefordert. Jerome Powell und andere FED Leitfiguren versuchten bereits verbal die Märkte zu beruhigen und versicherten, dass die Geldpolitik weiter sehr locker bleiben wird, bis der Arbeitsmarkt und die Inflation sich substanziell erholt haben.  

Währungen / Rohstoffe

Der Schweizer Franken war für einmal auffallend schwach gegenüber dem EURO. EUR/CHF erreichte dank dem Wachstumsoptimismus zeitweise fast die Notierung von 1.11 Franken. Der Preis für Kupfer zog weiter an und erreichte die nächste «magische» Marke von über $9000 pro Tonne. Der Goldpreis litt unter den steigenden Zinsen und war bei den Rohstoffen der einsame Verlierer. Der WTI-Ölpreis legte gut 18% zu und notierte zum Schluss des Monats bei $61.50 pro Fass, nachdem die Rohstoffhändler vor etwas weniger als einem Jahr noch bereit waren negative Preise von bis zu $-40/Fass zu handeln um die Lieferung zu umgehen.

Ausblick

Die Stimmung der Anleger ist nach wie vor gut, hat sich jedoch gemessen an den Umfragewerten etwas eingetrübt. Spekulative Exzesse, welche sich am Nebensegement abspielen, sind jedoch weiterhin ein Warnzeichen einer allgemeinen Euphorie (siehe FOKUS). Diese gilt es im Auge zu behalten. Wichtiger sind jedoch derzeit die Entwicklungen bei den langjährigen Zinsen. Die vergangenen zwei Wochen haben uns vorgeführt, dass ab einem Zinsniveau von 1.6% bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen und Kurs-Gewinn-Verhältnissen von über 22 (erwartet) am US-Aktienmarkt die Nervosität der Anleger steigt. Noch haben die Investoren die volle Unterstützung der Notenbank hinter sich und diese Nervosität dürfte daher nochmals temporärer Natur sein, vor allem auch weil der Ausverkauf an den Bondmärkten derzeit übertrieben erscheint. Wir empfehlen daher, weiterhin eine übergewichtete Aktienquote zu halten und opportunistisch bei tiefer Volatilität Put-Optionen zu kaufen, um gegen unerwartete Ausverkäufe gewappnet zu sein.

 

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